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13. November 1950

Startschuss für das Heimatmuseum im Tersteegenhaus 

Seit knapp 75 Jahren wächst in Mülheim an der Ruhr ein Heimatmuseum heran. Es befindet sich in einem der ältesten Häuser der Stadt, in der Teinerstraße 1. Es handelt sich um das ehemalige Wohnhaus von Gerhard Tersteegen (1697–1769), einem bedeutenden Prediger des Pietismus. Das Haus bezog Tersteegen als Nachfolger seines Lehrers Wilhelm Hoffmann nach dessen Tod im Jahr 1746. Tersteegen selbst bewohnte das Haus bis zu seinem Tod 1769. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tersteegenhaus durch einen alliierten Luftangriff schwer beschädigt. 

Nach Plänen des Architekten Bernhard Kersting wurde das zerstörte Haus als Heimatmuseum wieder in Stand gesetzt. Von Beginn an verstand es sich nicht als Tersteegen-Museum. Die ausgestellten Exponate sollten den Besucher*innen stattdessen das bürgerliche Leben und die Kultur des 18. und 19. Jahrhunderts näherbringen. Dementsprechend wurden auch Truhen, Porzellan und andere Alltagsgegenstände bedeutender Personen mit Mülheim-Bezug ausgestellt. So zeigt das Museum auch Objekte, die in Verbindung mit Dr. Karl Arnold Kortum, Mathias Stinnes und Prinzessin Luise – später Königin von Preußen – stehen.

Am 13. November 1950 übergab Oberverwaltungsrat Arno Kreyssig zwei Zimmer des bereits bescheiden eingerichteten Heimatmuseums an heimatkundliche Vereine. Auch der Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr e.V. bezog Geschäftszimmer im Tersteegenhaus, welche bis 1970 den Sitz des Vereins bildeten. Dem Geschichtsverein kam dabei eine zentrale Rolle zu: Er sollte die Sammlung im Tersteegenhaus fortlaufend um heimatliche Kunst- und Kulturgüter ergänzen. 

In den darauffolgenden Jahren konnten wie beabsichtigt, immer mehr Exponate in die Ausstellung des Tersteegenhauses aufgenommen werden, sodass im Sommer 1969 der Wunsch entstand, das Haus durch einen Anbau zu ergänzen. Dazu kam es nicht. Bereits im November 1969 schloss das Tersteegenhaus, als die bisherige Hausmeisterin Flora Helbing es aus Altersgründen verließ. Die Aufgaben und ehemaligen Wohnräume Helbings im Tersteegenhaus übernahm Edith Packebusch. Die Ausstellung im Tersteegenhaus wurde sodann im Frühjahr 1970 wiedereröffnet. 15 Jahre später übergab sie die Verantwortung als Hausmeisterin an Waltraud Herbold, die bis zu ihrem Ruhestand 1995 im Haus lebte und arbeitete. Die drei Frauen haben über die Zeit durch ihre Aufsicht und Pflege der Ausstellung einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Pflege des Heimatmuseums im Tersteegenhaus geleistet. Die Stelle Herbolds wurde von der Stadt nicht neu besetzt, sodass das Tersteegenhaus 1995 einige wenige Monate geschlossen blieb. Im selben Jahr übernahm der Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr e.V. die Organisation des Aufsichtsdienstes im Tersteegenhaus, sodass die Ausstellung wieder geöffnet werden konnte. Anfang des Jahres 2002 wurde das Tersteegenhaus erneut für zwei Monate geschlossen und renoviert. Zwischen 1995 und 2005 war die ehemalige Wohnung Herbolds an einen neuen Bewohner vermietet, der auch im Aufsichtsdienst eingeteilt war. 

Obgleich das Tersteegenhaus zu einem relevanten Bildungsort für Mülheimer Heimatgeschichte und für das Leben und Wirken bekannter Mülheimer*innen geworden war, stand das Museum 2011 im Rahmen der kommunalen Haushaltskonsolidierung vor dem Aus. Um den Erhalt des Museums zu sichern, wurde noch 2011 ein Förder- und Freundeskreis Heimatmuseum Tersteegenhaus Mülheim an der Ruhr e.V. ins Leben gerufen. Im Jahr 2017 wurde das Museum erneut aufgrund von längerfristigen Sanierungsarbeiten geschlossen. Es sollte nicht nur die statische Sicherheit des Hauses überholt werden, sondern auch ein Anbau, der einen barrierefreien Zugang gewährleistet, entstehen. Nach fünf Jahren zeigten die Bauarbeiten erste Ergebnisse, die beim Richtfest im Juli 2022 und am Tag des offenen Denkmals im gleichen Jahr präsentiert wurden. Zuletzt ebnete der Stadtrat 2024 den Weg für den zweiten Bauabschnitt der Sanierung. Seither warten die Ausstellungsstücke der Sammlung geduldig im Stadtarchiv Mülheim auf die Fertigstellung des Tersteegenhauses.

Helen S. Winkler