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Gerhard Tersteegen

Noch heute ist sein Name den Mülheimern ein Begriff, wohl nicht nur, weil eine Straße und das Heimatmuseum nach ihm benannt sind. Gerhard Tersteegen suchte die Armut - und er war ein "aufmüpfiger" Prediger, der seine Anhänger in Scharen nach Mülheim pilgern ließ. Geboren wurde er am 25. November 1697 in Moers als letztes von acht Kindern.

Bereits im Alter von sechs Jahren verlor er seinen Vater, wodurch die Familie in arge Bedrängnis geriet. Darum willigte Tersteegens Mutter gerne ein, als ihr Schwiegersohn, Matthias Brink, sich bereit erklärte, ihren kleinen schwächlichen Sohn Gerhard mit 15 Jahren zu sich nach Mülheim in sein Geschäft zu nehmen. Dieser wollte eigentlich Prediger werden. Sein Fleiß auf der Lateinschule in Moers bot ihm die beste Voraussetzung dazu, doch das Geld reichte nicht.

Er blieb dem Kaufmannsberuf aber nicht treu, denn gesundheitlich ging es ihm bereits in der Jugendzeit sehr schlecht. Da Tersteegen auch für Lagerarbeiten zuständig war, wurde ihm die Arbeit zu schwer. Seine diversen Leiden schwächten ihn so sehr, dass er sich bereits dem Tode nah fühlte. Diese Anfälligkeit schon in jungen Jahren führte dazu, dass er in sehr ärmlichen Verhältnissen lebte.

Er eröffnete im Jahre 1717 einen selbständigen Handel, den er bis 1719 betrieb. Da es damit nicht aufwärts ging, beschloss er den Leineweberberuf zu erlernen. Damals schon ein Gott suchender Mensch, wollte er durch diese Arbeit auch ein stilleres, nach innen gekehrtes Leben führen. Aber auch dieser Beruf war für seine schwächliche Konstitution zu anstrengend, so dass er auf das Seidenbandweben umsatteln musste.

Bereits seit 1717 machten sich die Einflüsse der Mystiker Hoffmann und Jean Bernieres de Longwigny, dessen Heiligenbiografien Tersteegen eifrig studierte, bemerkbar. Die mystische Frömmigkeit und die pietistisch-quitistischen Religionslehren zogen ihn so in ihren Bann, dass er sich in Einsamkeit und völlige Entsagung zurückzog. Lange Zeit lebte er von nur einer kargen Mahlzeit am Tag. Tersteegen suchte Hingabe in sich selbst und die Vereinigung mit Gott im Herzensgrunde. Obwohl Hoffmann selbst Mystiker war, war er keineswegs der Mann, der in einer Art Verzückung die Leiden geradezu aufsuchte. Auf Hoffmanns Einfluss ist es zurückzuführen, dass er sein krankhaftes Hängen an der Einsamkeit aufgab und schon 1725 einen Stubengesellen, Heinrich Sommer, aufnahm. Diesen lehrte er das Bandweben und teilte mit ihm sein weiteres Leben lang Arbeit und Gebet. Das Seidenbandweben überließ Gerhard Tersteegen bereits 1729 ganz Heinrich Sommer und einem Mädchen. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt schon intensiv mit seiner schriftstellerischen Arbeit und dem Predigen beschäftigt.

Besonders bekannte Werke Tersteegens sind: "Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen", eine Sammlung religiöser Dichtungen, erschienen 1729 und Tersteegens größtes Werk "Auserlesene Lebensbeschreibungen heiliger Seelen", an dem er 25 Jahre lang arbeitete. Ferner übersetzte er auch einige Bücher pietistisch-religiöser Literatur. Von seinen über 100 religiösen Liedern und etwa 1200 Sprüchen hat sich eine ganze Anzahl bis auf den heutigen Tag in der Evangelischen Kirche erhalten.

Gerhard Tersteegen starb am 3. April 1769 in Mülheim an der Ruhr.