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Sportler unter dem Hakenkreuz

In den 1930er Jahren gab es in den Mülheimer Sportvereinen zahlreiche vielversprechende Nachwuchstalente, die im Begriff waren, sich ihre ersten Meriten zu erwerben oder aber den Durchbruch auf nationaler und internationaler Ebene bereits geschafft hatten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die Einberufung zur Wehrmacht setzte den sportlichen Karrieren dann meist ein jähes Ende. Einige Sportler überlebten unversehrt und konnten nach Kriegsende an ihre alten Erfolge anknüpfen, häufig in einer neuen Rolle als Trainer. Andere kehrten mit schweren Verletzungen heim und mussten ihr Leben komplett neu organisieren. Wiederum andere kehrten gar nicht aus dem Krieg zurück. Einige dieser Schicksale sollen in dem nachfolgenden Beitrag beleuchtet und gewürdigt werden.


Der Tennisspieler Kurt Gies (1921-1943)

Kurt Gies wurde am 18. Mai 1921 in Holthausen als jüngster Sohn von Heinrich Gies, Verwalter der städtischen Sportanlagen am Kahlenberg, geboren. Während seine drei älteren Brüder Johann  ("Hans"), Wilhelm "(Willi") und Heinrich ("Heinz") schon früh als Tennislehrer ihren Lebensunterhalt verdienten, sollte der jüngste Sohn nach dem Willen der Eltern eigentlich eine andere Karriere einschlagen. Kurt orientierte sich jedoch am Vorbild seiner großen Brüder und erreichte es, dass sie ihm einen Tennisschläger umbauten, mit dem der Vierjährige spielen konnte. So lernte er Tennis unter der Anleitung seiner älteren Geschwister und trainierte für sich alleine stundenlang an der Ballwand. 1934 wurde er im Alter von 13 Jahren offizielles Mitglied im Kahlenberger Tennisverein. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein Spitzenspieler in seiner Altersklasse. 1936 gewann er die dreifache Stadtmeisterschaft im Einzel, Doppel sowie Mixed, ein Jahr darauf die westdeutsche Hallenmeisterschaft, 1938 die deutsche Jugendmeisterschaft. Diesen Titel verteidigte er 1939 erfolgreich und siegte darüber hinaus auch im Doppel.

Das Jahr 1940 brachte Kurt Gies den endgültigen Durchbruch zur deutschen und europäischen Spitzenklasse. Gemeinsam mit Ulla Rosenow gewann er bei den deutschen Meisterschaften den Mixed-Wettbewerb sowie den Einzeltitel bei den dänischen Hallenmeisterschaften in Kopenhagen. Dabei bezwang er in einem denkwürdigen Endspiel den Dänen Anker Jacobsen, der als "König der Halle" dort insgesamt elf Mal zuvor gesiegt hatte. Eine bekannte Sportzeitung schrieb hinterher: "Die Halle dröhnte von den peitschenden Aufschlägen des jungen Deutschen und vom Beifall der Zuschauer. Ein Genie schlug einen Routinier."

Nach einem kurzen Aufenthalt bei ETuF Essen, wo Kurts Bruder Wilhelm als Tennislehrer tätig war, wechselte Gies 1939 nach Köln zu dem legendären Trainer und mehrfachen Weltmeister Hans ("Hanne") Nüsslein. Hatte sein Bruder Heinz als Mentor in den entscheidenden Jahren von 1929 bis 1937 die Grundlage für Kurts Erfolg gelegt, so boten sich unter Nüsslein nun ganz neue Perspektiven. Dieser schickte ihn 1940 zusammen mit dem deutschen Weltklassespieler Henner Henkel nach Japan, um dort mehrere Schaukämpfe zu bestreiten. Die Reise wurde zu einem großen Erfolg: Henkel/Gies kehrten im Doppel ungeschlagen  und  von der deutschen Öffentlichkeit überschwänglich gefeiert zurück.

Bei den Deutschen Meisterschaften 1941 in Braunschweig schaltete Gies zunächst seinen Freund und Teamkollegen Henner Henkel aus, um dann im Endspiel auf einen weiteren deutschen Weltklassespieler zu treffen: Graf Adam Bawarowski. Gies, gerade einmal 20 Jahre alt, schlug seinen Gegner in fünf Sätzen und sicherte sich damit den Titel des deutschen Meisters.

Auch als Spitzensportler blieb Gies von der Einberufung zur Wehrmacht nicht verschont. Der Einsatz an der Ostfront hinderte ihn 1942 daran, seinen Meistertitel zu verteidigen. 1943 erhielt er unerwartet Urlaub, um in Berlin an einem Mannschaftswettkampf gegen die Ungarn teilzunehmen: Er gewann sein Match, die Mannschaft insgesamt verlor. Von Berlin aus ging es weiter zu den Deutschen Meisterschaften nach Braunschweig. Dort siegte er im Endspiel gegen seinen Mannschaftskameraden Engelbert Koch und holte mit Koch zusammen auch den Titel im Doppel. Dies war der letzte Höhepunkt in der Karriere des Tennis-Ausnahmetalents. Nur wenige Wochen später - am 23. November 1943 – fiel Gies im Alter von gerade einmal 22 Jahren als junger Leutnant an der Ostfront. Zu seinem Andenken wurden in Mülheim nach Kriegsende regelmäßig Kurt-Gies-Gedächtnisturniere veranstaltet. Seit 1957 trägt eine Straße in Heißen seinen Namen.


Der Fußballspieler Fritz Buchloh (1909-1998)

Friedrich („Fritz“) Buchloh wurde am 26. November 1909 in Speldorf geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule wechselte er auf die Oberrealschule (die heutige Karl-Ziegler-Schule), verließ diese 1930 nach bestandenem Abitur und machte eine Ausbildung im gehobenen Dienst der Stadtverwaltung von Mülheim an der Ruhr. Bereits als Gymnasiast hatte Buchloh sein Talent als Fußballtorwart unter Beweis gestellt und war mit Beginn der Saison 1927/28 für die Erste Mannschaft des VfB Speldorf verpflichtet worden. Die deutsche Nationalmannschaft wurde auf ihn aufmerksam und so kam es, dass er alsbald in den Stammkader aufgenommen wurde. Als Torhüter absolvierte er zwischen 1932 und 1936 insgesamt 17 Länderspiele. Der DFB schickte ihn 1936 zu den Olympischen Spielen nach Berlin sowie zur Fußballweltmeisterschaft 1938 nach Frankreich.

1937, zum Ende seiner Karriere in der Nationalmannschaft, ging Buchloh nach Berlin, um an der Reichsakademie für Leibesübungen Sport zu studieren. Während dieser Zeit spielte er für Hertha BSC Berlin. Als diplomierter Sportlehrer kehrte er 1938 auf der Suche nach Arbeit ins Ruhrgebiet zurück. Da die Stadt Mülheim an der Ruhr ihrem ehemaligen Verwaltungsoberinspektor keine adäquate Stelle anbieten konnte, nahm Buchloh ein Angebot aus Essen an, die Leitung des städtischen Sportamtes (Amt für Leibesübungen) zu übernehmen. Nebenher engagierte sich Buchloh als Fußballtrainer und knüpfte dabei auch Kontakte zum isländischen Fußballverband. Während eines Aufenthalts in Island wurde er im September 1939 vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dort überrascht und nach seiner Rückkehr sofort zur Wehrmacht eingezogen.

Als Offizier bei den Gebirgsjägern wurde er im Laufe des Krieges mehrfach verwundet, erlitt zahlreiche Knochenbrüche und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Isländische Freunde, die er bei seinem Insel-Aufenthalt 1939 kennengelernt hatte, setzten sich für den Kriegsgefangenen ein und erreichten 1948 seine vorzeitige Freilassung. Als erster deutscher Sportlehrer nach 1945 erhielt er von den Alliierten die Genehmigung, Deutschland zu verlassen und in Island als Trainer der Nationalmannschaft sowie als Vereinstrainer in Reykjavik zu arbeiten.

Nach dem Ende seines Vertrags kehrte Buchloh nach Deutschland zurück, arbeitete 1951 zunächst für den Fußballverband Niederrhein und betreute von 1952 bis 1954 als Trainer Schwarz-Weiß Essen. Seinem Heimatverein VfB Speldorf blieb er bis zuletzt verbunden, war Mitglied im Vorstand und wurde noch zu Lebzeiten zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er starb im Alter von 88 Jahren in Mülheim an der Ruhr.


Die Handballspieler Hans Keiter (1910-2005), Edgar Reinhardt (1914-1985) und Hans Rüther (1912-1942)

Johannes („Hans“) Keiter, geboren am 22. März 1910 in Saarn, war von frü­hes­ter Ju­gend an ein be­geis­ter­ter Sportler. Als Schüler spielte er zunächst Fußball bei Tuspo Saarn, wechselte dann mit 16 Jahren zum DJK Saarn und damit zum Feldhand­ball­. Neben dem Handballspiel beschäftigte er sich auch mit Leicht­ath­le­tik, Turnen und Rudern. Sei­ne Körpergröße, die ihm den Spitz­na­men „Lan­ger“ ein­ge­bracht ha­tte, war für die Entscheidung zugunsten des Handballspiels vermutlich aus­schlag­ge­bend.

1930 entschied sich Kei­ter für eine Ausbildung bei der Polizei und legte da­mit den Grundstein für seine sport­li­che Kar­rie­re, wurde doch zu dieser Zeit Hand­ball­ in den Po­li­zei­sport­ver­ei­nen intensiv betrieben. Mül­heim galt als Hoch­burg des Feldhandballs und wies über­durch­schnitt­lich vie­le Ta­len­te in ver­schie­de­nen Ver­ei­nen auf. Erfolgreichster Verein war damals der Rasensportverein (RSV) Mülheim, zu dem Hans Keiter 1936 wechselte. Sein De­büt in der Na­tio­nal­mann­schaft hatte er bereits ein Jahr zuvor gegeben. Im Laufe seiner aktiven Zeit sollte er auf insgesamt 26 Einsätze in Nationaltrikot kommen, darunter 22 Spiele als Mann­schafts­kapitän.

1936 wur­de zu ei­nem Hö­he­punkt in Kei­ters Kar­rie­re. Nachem er mit dem RSV Mül­heim bis ins Halb­fi­na­le der Deut­schen Meis­ter­schaft vorgestoßen war, wurde er in das deutsche Auf­ge­bot für die Olym­pi­schen Spie­le in Ber­lin be­ru­fen. Feldhandball war erstmals olympische Disziplin und die deut­sche Mann­schaft klarer Favorit. Im Finale, das am 14. August 1936 bei Dauerregen ausgetragen wur­de, besiegte das deutsche Team Österreich mit 10:6.

Bei den 1938 in Deutsch­land aus­ge­tra­ge­nen Welt­meis­ter­schaf­ten im Hallen- und Feldhandball war Kei­ter eben­falls erfolgreich und zählt damit wohl zu den wenigen Sportlern, die in beiden Disziplinen einen Ti­tel­ holten konnten. Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Ruhrgebiet bereits verlassen und lebte in Berlin.

Nach dem Erfolg bei den Olym­pi­schen Spie­len 1936 war Keiter zum Po­li­zei­sport­ver­ein Ber­lin ab­kom­man­diert wor­den, um den sportlich schwächelnden Haupt­stadt­klub wie­der auf die Erfolgsschiene zu führen. Der Wech­sel nach Ber­lin ver­half Kei­ter zu ei­nem Kar­rie­re­sprung bei der Po­li­zei, konnte aber seine Einberufung zur Wehrmacht 1941 nicht verhindern. Bis Kriegsende versah er seinen Dienst als Soldat an der Westfront und geriet schließlich - unverletzt - in der Nähe von Ostende in alliierte Kriegsgefangenschaft. Die Internierung dauerte ein Jahr, war aber für Keiter erträglich, da die Lagerinsassen Sport treiben durften und er selbst vom Kommandanten als Sportoffizier eingesetzt wurde.

Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft wurde er als Polizeimajor nach Herford versetzt, wo er in seiner Freizeit die Handballmannschaft des VfB Herford trainierte. Auf Bit­ten sei­nes Freundes Wil­li Dau­me unterstützte er diesen beim Auf­bau des Deut­schen Hand­ball­bun­des. Dies geschah eh­ren­amt­lich: Bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung 1970 blieb Keiter im Haupt­be­ruf Po­li­zist. Ne­ben­bei engagierte er sich in der Ver­bands­ar­beit, arbeitete als Sport­jour­na­list und beteiligte sich an der Herausgabe der Fachzeitschrift „Hand­ball­wo­che“. Überall im deutschen Hand­ball­ setzte er Ak­zen­te und betreute vorübergehend hauptamtlich die spanische Nationalmannschaft (1949-52). 1952 kehr­te er nach Deutsch­land und damit in den Po­li­zeidienst zu­rück.

Seine Tätigkeit als Polizist führte ihn in den kommenden Jahren nach Köln, Mo­ers, Ber­gisch Glad­bach und Kre­feld. Überall engagierte Keiter sich in seiner Freizeit auch als Trainer. Sei­ne Me­tho­den hat­ten ihn mittlerweile über die Hand­ball­sze­ne hinaus bekannt gemacht. So kam es, dass Kei­ter in die Trai­ner­stäbe von Rot-Weiß Es­sen und Rot-Weiß Ober­hau­sen berufen wurde und sich dort als Fußballtrainer beweisen konnte.

1970 quittierte er den Po­li­zeidienst und beendete wenig später auch sein Engagement als Trai­ner­. Das Interesse am Sport und insbesondere am Handball erlosch jedoch nie. So ist überliefert, dass er 1992 mit 82 Jah­ren noch mit dem Au­to von Mül­heim an der Ruhr nach Barcelona zu den Olym­pi­schen Spie­len fuhr. Seine eigene Goldmedaille lag da 56 Jah­re zurück. Am 8. Sep­tem­ber 2005 verstarb Hans Keiter im Al­ter von 95 Jah­ren in Solingen.

Edgar Reinhardt wurde am 21. Mai 1914 in Styrum geboren, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging. Seine sportliche Karriere begann im Styrumer Turnverein. Er konzentrierte sich zunächst auf die Leichtathletik, ließ er sich zum Rettungsschwimmer ausbilden, versuchte sich als Boxer und gewann als 17-Jähriger die Kreis- und Bezirksmeisterschaften im 400-Meter-Lauf. Sein Interesse für den Feldhandball führte ihn zum Polizeisportverein Mülheim. 1932 wechselte er auf Betreiben seines älteren Bruders Harald, der für ihn Vorbild und sportlicher Berater war, zum Rasensportverein Mülheim. Dort wurde der deutsche Handballbund auf ihn aufmerksam und setzte ihn ab 1934 in mehreren Länderspielen ein. Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin gehörte Reinhardt zum deutschen Aufgebot und gewann mit der Nationalmannschaft die Goldmedaille im Feldhandball.

Edgar Reinhardt hatte sich nach dem Abitur 1936 am Städtischen Gymnasium seiner Heimatstadt Mülheim für ein Medizinstudium entschieden. Seine sportlichen Stationen und die Wahl der Vereine passt er dementsprechend an. So zog er 1937 zunächst nach Leipzig, wo er in seiner Freizeit die Handballmannschaft des Militärsportverein verstärkte. Mit seiner Hilfe  gelang es dem MTSA Leipzig die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen und sie 1938 erfolgreich zu verteidigen.

Eine weitere Station war Heidelberg. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für den Basketball, trat in die Universitätsmannschaft  ein und gewann mit dieser mehrere deutsche Meisterschaften. Auch die studentische Handballmannschaft profitierte von seinem Können.

Beim SV Waldhof Mannheim fand er eine neue Heimat als Feldhandballer und kam 1943 mit der Mannschaft  bis ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Daneben trainierte er wieder als Leichathlet, wurde 1944 bayerischer Meister im Zehnkampf, ebenso im Diskuswurf. Es war wohl sein Medizinstudium, das ihn vor einem Einsatz als Soldat an der Front bewahrte. Inwieweit er als Arzt im Militär eingesetzt wurde, ist nicht bekannt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er vorübergehend nach Mülheim an der Ruhr  zurück und spielte erneut für seinen alten Verein, den RSV Mülheim. Aus beruflichen Gründen zog der Facharzt für Orthopädie schließlich zurück nach Heidelberg. Dort nahm er das Basketballspiel wieder auf und  wurde mit der Mannschaft des Turnerbunds Heidelberg zweimal Deutscher Meister.

Nach einem erfüllten sportlichen Leben starb Edgar Reinhardt  am 11. Januar 1985 im Alter von 70 Jahren in Pforzheim.

Johannes („Hans“) Rüther wurde am 30. Mai 1912 in Mülheim  geboren. Er war neben Hans Keiter und Edgar Reinhardt der dritte Mülheimer Feldhandballer, der in den 1930er Jahren für die deutsche Nationalmannschaft spielte. Genau wie Keiter kam er über den Mülheimer Polizeisportverein zum damals stärksten westdeutschen Verein im Feldhandball, dem Rasensportverein (RSV) Mülheim. Beruflich war Rüther als Feinmechaniker beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung tätig. Neben dem Feldhandball galt seine Leidenschaft dem Motorsport, was nach einem schweren Unfall 1935 zu einem längeren Krankenhausaufenthalt führte. Die Folgen des Unfalls überwand er, den Einsatz als Soldat im Zweiten Weltkrieg überlebte er dagegen nicht. Er fiel am 3. Februar 1942 an der Ostfront im Alter von gerade einmal 29 Jahren.


Der Leichtathlet Fritz Schaumburg (1905-1988)

Friedrich („Fritz“) Schaumburg wurde am 30. Dezember 1905 in Hagen geboren und ist somit kein gebürtiger Mülheimer. Zunächst besuchte er eine Schule in seinem Geburtsort, kam dann aber zu Verwandten nach Hünxe am Niederrhein. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für den Fußball, trat einem lokalen Verein bei und machte sich bald einen Namen als exzellenter Fußballspieler. Eines Tages beobachtete der 19jährige zwei Vereinskollegen aus der Leichtathletikabteilung bei ihrem Lauftraining. Er wettete mit den beiden Läufern, dass er sie schlagen würde. Schaumburg gewann die Wette, hängte seine Fußballschuhe an den Nagel und wechselte zum Langstreckenlauf. Er trat für verschiedene Vereine an, zog erst nach Münster, später nach Oberhausen, wo er im Polizeisportverein Oberhausen seine neue sportliche Heimat fand. Musste er sich beim 5000-Meter-Lauf der  Deutschen Leichtathlethik-Meisterschaften 1930 in Berlin noch mit dem zweiten Platz begnügen, so holte er im folgenden Jahr souverän den Meistertitel.

Schaumburgs Fähigkeiten beschränkten sich nicht auf die 5000-Meter-Distanz; vielmehr lief alle Strecken von 800 bis 10.000 Meter. Tatsächlich sollte in den kommenden Jahren der 1500-Meter-Lauf seine erfolgreichste Disziplin werden. Bei den Deutschen Meisterschaften 1934 in Nürnberg siegte er über diese Distanz und verteidigte den Titel erfolgreich dreimal hintereinander (1935, 1936 und 1937). Während seiner Oberhausener Zeit startete er gleichzeitig auch für den Polizeisportverein in Mülheim an der Ruhr, wo er seinen Wohnsitz hatte und als Polizist seinen Beruf ausübte.

Bei internationalen Wettkämpfen trat Schaumburg wiederholt gegen den finnischen Weltklasseläufer Paavo Nurmi an und musste sich diesem nur knapp geschlagen geben (einmal zweiter Platz, einmal dritter Platz). Als erster Deutscher schlug er 1935 sämtliche Läufer aus Großbritannien, die damals die 1500-Meter-Strecke bei europäischen Wettkämpfen klar dominierten. In Stockholm lief Schaumburg 1936 über 3000 Meter einen neuen deutschen Rekord, nachdem er zuvor bereits die 2000 Meter in deutscher Bestzeit gelaufen war. Bei den Olympischen Spielen in Berlin gelang ihm 1936 als Mitglied der deutschen Olympiaauswahl der Einzug in das Finale über 1500 Meter. Letztendlich erwies sich  hier jedoch die Weltelite als überlegen und der Wahl-Mülheimer musste sich mit einem bescheidenen 10. Platz zufriedengeben.

Drei Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Fritz Schaumburg 1942 zur Wehrmacht eingezogen. Bei einem Kampfeinsatz an der Ostfront verlor er den rechten Fuß. Damit war seine Karriere als Läufer beendet. Nach Kriegsende kehrte er zurück ins Ruhrgebiet, wo er sich als Trainer für die Mittelstrecke betätigte. Er starb in Duisburg im Alter von 82 Jahren.


Der Radrennfahrer Friedel Greiner (1919-1941)

Friedrich („Friedel“) Greiner wurde am 31. Dezember 1919 im Mülheimer Stadtteil Broich geboren. Durch seinen Vater Hugo, der selbst ein erfolgreicher Radrennfahrer war, kam er in Kontakt mit dem Radsport. Bereits im Alter von 16 Jahren wurde er zum erfolgreichen Aushängeschild des Rad-Club „Sturmvogel“ von 1898 e.V. Mülheim a.d. Ruhr. 1939 gewann er als Amateur das von seinem Verein organisierte und erstmals ausgetragene Mülheimer Rundstreckenrennen „50mal zum Amtsgericht“.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Greiner Mitglied der deutschen Nationalmannschaft und gewann 1940 zusammen mit seinem schwäbischen Teamkollegen  Willy Schertle die deutsche Meisterschaft im Tandemrennen. In der Einzelkonkurrenz schaffte er es immerhin auf einen respektablen dritten Platz.

Wenige Tage nach dem Titelgewinn wurde der zu diesem Zeitpunkt für den Radclub Duisburg 09 startende Greiner zur Wehrmacht eingezogen. Während seiner Fronturlaube  schaffte er es noch, an einigen Rennen teilzunehmen und den einen oder anderen Sieg einzufahren. Wie so viele junge Nachwuchstalente des RC „Sturmvogel“ sollte jedoch auch er den Krieg nicht überlegen. Am 19. November 1941 fiel er an der Ostfront im sowjetischen Jakschino.