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Fritz von der Bey

Fritz von der Bey wurde am 10. Februar 1932 als ältestes Kind der Eheleute Fritz und Emma von der Bey, geborene Oberwinster, in Mülheim an der Ruhr, geboren. Er wohnte mit seinen Eltern und den später geborenen Geschwistern auf dem elterlichen Anwesen in Mülheim-Ruhr Saarn, dem Hof Weltersberg „auf dem Auberg“, Postanschrift Voßbeckstraße 152. Nachdem sich abzeichnete, dass „auf dem Auberg“ ein Truppenübungsplatz angelegt werden sollte, musste die Familie am 7. Dezember 1937 nach Mülheim-Ickten, zum Schnellenkampsweg 30, umziehen. Damit verbunden war die Verlagerung des Bauernhofes, der 1289 erstmals urkundlich erwähnt wurde und ab 1827 in Familienbesitz war. Die ab 1937 leer stehenden Gebäude dieses Anwesens wurden 1943 durch Bombentreffer vollständig zerstört. Auf dem Gelände des Hofes ist Wald gewachsen. 

Aufgrund seiner Behinderung war es Fritz von der Bey nicht möglich, am regelmäßigen Schulunterricht teilzunehmen. Vielmehr wurde er am 28. April 1941 in die Rheinische Landesklinik für Jugendpsychiatrie in Bonn aufgenommen und am 23. Juni 1941 in die Anstalt Hephata in Mönchengladbach überführt. Die Familie konnte ihn hier des Öfteren besuchen. Für die damaligen Verhältnisse war – aus Sicht der Familie - die Unterbringung als zufriedenstellend anzusehen. Auch gab es regelmäßigen Briefkontakt zwischen dem Heim und seinen Eltern. Hier blieb er, bis er am 12. Juli 1943 in die Heimerziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern (Nassau) verbracht wurde. Scheuern galt als sogenannte „Zwischenanstalt“. 

Von den 135 Jungen und Männern, die in Sammeltransporten am 12. Juli 1943 von Mönchengladbach nach Scheuern verbracht wurden, wurden 107 sukzessive in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert. Fritz von der Bey wurde am 3. November 1943 in Hadamar eingeliefert. Hadamar war als letzte der sogenannten Tötungsanstalten eingerichtet worden. Im November und Dezember 1940 wurden dort die Gaskammer sowie zwei Verbrennungsöfen installiert. Allein im Zeitraum von Januar bis August 1941 wurden systematisch 10.113 Menschen getötet. Dies geschah in aller Regel direkt nach ihrer Ankunft aus den „Zwischenanstalten“. 

Fritz von der Beys Tod wurde durch das Standesamt Hadamar am 4. November 1943 dokumentiert. Oftmals wurden die Sterbedaten gefälscht. Da in diesem Falle zwischen der Aufnahme und der Beurkundung nur ein Tag lag, kann angenommen werden, dass es sich um sein tatsächliches Sterbedatum handelt. Seine Eltern erhielten nach seinem Tod ein sogenanntes Trostschreiben, dass der Sohn unerwartet an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben sei. Angesichts der schweren und unheilbaren Krankheit solle man seinen Tod als Erlösung ansehen. Aus hygienischen Gründen sei die Beerdigung bereits erfolgt. Ein um Aufklärung bittendes Schreiben des Vaters vom 28. November 1943 wurde zwar nicht beantwortet, befindet sich aber in der in Hadamar aufbewahrten Krankenakte. 

 

Verlegeort Landsberger Straße 54 [da die Hausnummer "Voßbeckstraße 152" heute nicht mehr existiert, wurde der Stolperstein stattdessen am Anfang der Voßbeckstraße vor dem Haus Landsberger Straße 54 verlegt]

Verlegedatum 8. Mai 2014

Verfasst von W. von Gehlen