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Elfriede Loewenthal

Elfriede Loewenthal wurde am 9. Januar 1895 als jüngstes Kind des jüdischen Ehepaares Julianne und Moses Loewenthal in Mülheim an der Ruhr geboren. 

Die Mutter erblickte in Bendorf, heute im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz gelegen, am 12. Januar 1859 das Licht der Welt. Sie war die Tochter von Isaac Feist und seiner Ehefrau Amalie, geborene Löb. Elfriedes Vater stammte aus Lennep bei Remscheid und wurde dort 1853 geboren. Er war von Beruf Kaufmann und arbeitete als Prokurist.

Elfriede hatte noch drei ältere Geschwister:
Die älteste Schwester Johanna („Henny“) wurde am 28. Januar 1888, Friedrich („Fritz“) am 7. März 1889 und Elisabeth Sophie am 20. Juni 1891, alle drei in Lennep, geboren. 

1892 zog die Familie nach Mülheim. Hier wohnten sie bis 1908 in der Bahnstraße 18. Danach lebte die Familie bis 1930 in der Viktoriastraße 6. Als der Vater Moses Loewenthal am 21. Oktober 1930 starb, wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Mülheim an der Ruhr beigesetzt, wo noch heute sein Grabstein zu finden ist. Zu diesem Zeitpunkt wohnte nur Elfriede noch zu Hause. 
Ihre Schwester Johanna zog aber 1931 von Bochum nach Mülheim zurück und wohnte ab da wieder mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Elfriede zusammen, in der Hindenburgstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) 36. 
Friedrich (Fritz) besuchte die Realschule in Mülheim und machte sein Abitur an der Oberrealschule in Essen. Er studierte Medizin in verschiedenen Städten und promovierte 1913 an der Universität Bonn. Als Arzt ließ sich Friedrich in Nürnberg, der Heimatstadt seiner Frau, nieder. 
Elisabeth Sophie Loewenthal arbeitete als Krankenschwester und heiratete den Mediziner Dr. Fritz Jon Binswanger. Gemeinsam führten der Arzt und die Krankenschwester viele Jahre eine Praxis in Frankfurt am Main. Sie bekamen 1925 einen Sohn, Ernst.

Elfriede Loewenthals beruflicher Werdegang begann am Oberlyzeum in Oberhausen. Dort bestand sie 1914/15 ihre Lehramtsprüfungen und trat im Juni 1915 ihren Dienst als Vertretungslehrerin an der evangelischen Schule an der Mellinghofer Straße an (heute städtische Realschule an der Mellinghofer Straße). Die endgültige Anstellung erfolgte im März 1918 durch die Königlich Preußische Regierung, Abteilung für Kirche und Schulwesen. Kritische Stimmen äußerten bereits 1922 Bedenken gegenüber einer Anstellung einer jüdischen Lehrerin an einer evangelischen Schule. In seinem Antwortschreiben wies der Kreis- und Stadtschulrat Peter jedoch darauf hin, dass in den sieben Jahren der Tätigkeit Elfriede Loewenthals an der evangelischen Schule an der Mellinghofer Straße keinerlei Klagen zu verzeichnen waren und der evangelische Charakter der Schule durch ihre Tätigkeit nicht gefährdet war. 

Bedingt durch die politischen Umstände änderte sich die Einstellung gegenüber Elfriede Loewenthal. Sie wurde am 21. April 1933 durch den Schulrat und den kommissarischen Regierungspräsidenten in Düsseldorf bis auf weiteres beurlaubt, um „unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden.“ Im Mai 1933 übernahm Elfriede Loewenthal die Vertretung einer erkrankten Lehrkraft in Dinslaken, bis sie zwei Monate später an die jüdische Schule nach Essen versetzt wurde. Im April 1934 trat sie die ihr zugewiesene Stelle an der jüdischen Volksschule in Duisburg an. Dort unterrichtete sie unter erschwerten Bedingungen und zeitweise als einzige Lehrkraft alle jüdischen Schüler aus Duisburg und nach Kriegsbeginn 1939 auch zehn Schüler aus Mülheim bis zur angeordneten Schließung der Schule Ende Juni 1942.

Elfriede, ihre Mutter und ihre Schwester Johanna wohnten ab 1933 in der Eppinghoferstraße 132. Zusammen zogen sie am 1. September 1939 zum Löhberg 2. Die häufigen Wohnungswechsel deuten darauf hin, dass es für die drei jüdischen Frauen schwer war, einen Vermieter zu finden, der noch Wohnraum an Juden vermietet. Ab 1939 wurde die jüdische Bevölkerung in sogenannten Judenhäusern konzentriert. In diesem Zusammenhang ist dann wohl auch der Umzug am 21. November 1939 in das Haus Bahnstraße 44 zu beurteilen.

Von dort erfolgte die zwangsweise Übersiedlung in das "Judenhaus" Delle 29. Am 21. Juli 1942 wurde Elfriede Loewenthal zusammen mit ihrer 84-jährigen Mutter über Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert und vermutlich am 15. Mai 1944 weiter von dort nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. 
Nach Kriegsende wurden Elfriede und ihre Schwester Johanna am 23. September 1949 vom Amtsgericht Mülheim an der Ruhr zum 8. Mai 1945 für tot erklärt. 
Johanna wurde am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica deportiert und ist von dort in das Vernichtungslager Sobibór oder Belzec gebracht worden.
Elfriedes Schwester Elisabeth wurde 1941 in das Ghetto Lodz deportiert und ermordet, ihr Neffe Ernst, Elisabeths Sohn, wurde noch nicht einmal zwanzigjährig am 4. Februar 1944 in Auschwitz ermordet. Elisabeths Ehemann nahm sich 1936 gedemütigt und entrechtet das Leben. 
Ihr Bruder Friedrich hat als einziger mit seiner Familie durch Auswanderung nach Amerika den Holocaust überlebt.

 

Verlegeort Bahnstraße 44 [Wohnort], Mellinghofer Straße 56 [Realschule Mellinghofer Straße, an der Seite des Altbaus zur Mellinghofer Straße vor dem zweiten Eingang links; Arbeitsort]

Verlegedatum 8. Mai 2014

Verfasst von AG Stolpersteine der Realschule Mellinghofer Straße