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Jenny und Sophie Marx

Sophie Marx wurde am 18. November 1875, ihre Schwester Jenny am 25. Februar 1879 im hessischen Frankenberg (Eder) geboren. Sie waren beide jüdischen Glaubens. Die jüngere der beiden Schwestern, Jenny, zog 1904 nach Mülheim, nachdem sie zuvor einige Jahre in Duisburg gelebt hatte. Die ältere Schwester Sophie folgte ihr 1913. Beide bewohnten von 1914 bis Ende 1933 gemeinsam eine fünfräumige Wohnung im Haus der Familie Hardt in der Leineweberstraße 22-24. Dann zogen sie um in eine dreiräumige Etagenwohnung in der Leineweberstraße 4. Diese war gutbürgerlich eingerichtet. Beide Frauen waren sehr belesen, was auch in ihrer umfangreichen Bibliothek zum Ausdruck kam. Jenny Marx war zudem Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Literatur und Kunst in Mülheim.

Bis zum Juli 1931 betrieben die beiden Schwestern ein Geschäft für Damen- und Herrenmoden auf der Leineweberstraße 22. Nachdem sie aus unbekannten Gründen ihr Geschäft aufgegeben hatten, eröffneten sie im Oktober 1931 eine Wäscheannahmestelle an gleicher Stelle. Diese bestand bis 1935. Im Februar 1942 wurden Sophie und Jenny Marx durch die Behörden genötigt, ihre Wohnung in der Leineweberstraße zu räumen und in das "Judenhaus" in der Eppinghofer Straße 133 umzuziehen. Ihr umfangreiches Mobiliar konnten sie dabei nicht mitnehmen. Laut Wiedergutmachungsakte mussten sie dabei einen Großteil der Möbel und Gegenstände zu Schleuderpreisen verkaufen.

Zwei Monate später erhielten sie die Aufforderung, sich für eine Deportation in den Osten bereit zu halten. Zusammen mit 14 weiteren Juden aus Mülheim wurden sie am 22. April 1942 zum Bahnhof gebracht, um dann über Düsseldorf-Derendorf nach Polen ins Konzentrationslager Izbica gebracht zu werden. Zu diesem Zeitpunkt verfügte Jenny Marx noch über ein Sparbuch von rund 200 Reichsmark, Münzen und Silber. Alle zu Deportierenden auf diesem Transport hatten 25 Prozent ihres Vermögens an die Reichsvereinigung der Juden zu „spenden“. Von diesem Konto, das die Gestapo verwaltete, wurden die Transportkosten beglichen. Obwohl der Deportationszug nur aus Güterwagen bestand, waren die „Passagiere“ als Reisende dritter Klasse gebucht. Bevor man sie in die Waggons pferchte, beraubte man die Juden im Güterbahnhof Derendorf noch ihrer wenigen Habseligkeiten. Im Zug fuhren neben einigen jüdischen Ordnern ein Offizier und 15 Mann als Begleitkommando mit.

Izbica war der Kreuzungspunkt zweier wichtiger Bahnlinien und sollte als Sammelpunkt für die spätere Fahrt in ein Vernichtungslager dienen. Laut amtlicher Angaben hat von den in das Lager Izbica eingelieferten Personen niemand das Jahr 1943 überlebt. Am 8. Mai 1945 wurden die beiden Schwestern für tot erklärt.

 

Verlegeort Leineweberstraße 47 [früher Nr. 4]

Verlegedatum 22. März 2013

Verfasst von H.W. Nierhaus