
Julius Meyer wurde am 12. Oktober 1883 als drittes Kind von Isidor Meyer und seiner Frau Julie, geborene Rosenbaum, in Köln geboren. Isidor Meier stammte ursprünglich aus Mülheim und zog mit seiner Familie nach Julius‘ Geburt zurück in seine Heimatstadt. Dort wurden weitere sechs Kinder geboren.
Über Julius‘ Kindheit und Ausbildung ist nichts bekannt. Am 17. September 1908 heiratete er in Köln die aus Embken in der Eifel stammende Jenny Marianne Klaber (geboren am 10. Juli 1881) und zog mit ihr in die Charlottenstraße 21 in Mülheim. Hier wurde am 23. August 1909 ihr erster Sohn Alfred geboren. Kurz danach, am 29. März 1910, zogen sie in ein städtisches Gebäude in der Bahnstraße 5. In den ersten Jahren ist Julius Meier als Fettschmelzer eingetragen, ab 1929 als Expedient.
Alfred machte eine Ausbildung zum Kaufmann. Er war offensichtlich nicht sehr religiös, denn er trat laut Eintrag auf der Meldekarte am 7. November 1931 aus der jüdischen Gemeinde aus. Er flüchtete aber bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 4. September 1933, in die Niederlande. Das deutet darauf hin, dass er politisch engagiert war. Er war unter verschiedenen Adressen in Amsterdam gemeldet, seit 29. November 1939 in der Cliostraat 6 II. Am 6. Dezember 1939 heiratete er die am 22. Mai 1904 geborene Annie Beatrice Salomon, die 1935 von Berlin nach Amsterdam geflohen war. Am 15. Juli 1942 wurden die Beiden bei der dritten großen Razzia in Amsterdam verhaftet, im Sammellager Westerbork registriert und am 30. September 1942 per Bahntransport nach Auschwitz deportiert. Sie wurden wahrscheinlich direkt nach der Ankunft in die Gaskammern geschickt und nach dem Krieg für tot erklärt.
Nach der Tochter Ilse, die nur einen Tag lebte, wurde als drittes Kind von Julius und Marianne Meier am 4. Juli 1922 Tochter Helga geboren. Nach vier Jahren Volksschule besuchte sie ab 1932 die städtische Mädchenmittelschule. Bereits 1933 verließ sie diese jedoch wieder und besuchte die Volksschule am Dickswall. Da sie eine gute Schülerin war, ist anzunehmen, dass dieser Schulwechsel mit Helgas jüdischer Abstammung zusammenhing, denn die Dickswallschule war damals bekannt für einen guten, jüdischen Religionsunterricht.
Am 15. Dezember 1938 zog die Familie Meier ins jüdische Gemeindehaus in der Löhstraße 53. Ob dieser Umzug freiwillig geschah, lässt sich nicht klären. Erst nach dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 wurde das Gemeindehaus in der Löhstraße von der Stadt Mülheim zum „Judenhaus“ deklariert.
Am 24. November 1939 meldete sich Helga in Mülheim ab. Zur Vorbereitung auf eine Emigration zog sie ins Hachschara-Lager auf Gut Skaby in Friedersdorf (Brandenburg), das seit Mai 1939 eingerichtet war. Dort lernte sie wahrscheinlich Herbert Liebmann kennen, der am 18. Mai 1923 in Ellar im Westerwald geboren worden war. Am 15. Dezember 1942 wurde im Jüdischen Krankenhaus in Berlin ihre Tochter Judis geboren. Nach der Auflösung des Lagers Ende Februar 1943 im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“, wurden Herbert Liebmann, Helga Meier und ihre Tochter Judis am 26. Februar 1942 mit dem 30. Osttransport von Berlin nach Ausschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Sie dürften aber, wie die meisten Deportierten dieses Transports, direkt nach Ankunft in die Gaskammern geführt worden sein.
Am 21. Juli 1942 wurden Julius und Marianne Meier mit dem sogenannten „Altentransport“ VII/1, zusammen mit 965 anderen älteren Juden aus dem Rheinland und auch aus Mülheim, von Düsseldorf ins Ghetto Theresienstadt in Tschechien gebracht. Marianne erkrankte dort nach wenigen Monaten und verstarb am 11. November laut Todesfallanzeige an einer Magen-Darm-Erkrankung.
Während des fast zweijährigen Aufenthalts von Julius Meier wurde das Konzentrationslager Theresienstadt zu einer Art „Musterghetto“ gemacht, mit teilweiser Selbstverwaltung und einem breiten, kulturellen Angebot. Sogar ein Propagandafilm („Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“) wurde im September 1944 dort gedreht. Kurz nach Ende der Dreharbeiten wurde dann mit der Deportation der Lagerinsassen begonnen. Fast 20.000 von ihnen wurden in nur drei Monaten ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht, so auch Julius mit dem Transport „Er“ am 16. Oktober 1944. Die meisten Deportierten wurden direkt vom Ankunftsbahnhof in die Gaskammern geführt. Julius Meier wurde mit Datum 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Verlegeort Bahnstraße 34a, vor dem ehemaligen Paketpostamt [früher Bahnstraße 5]
Verlegedatum 2. März 2010
Verfasst von J. Roepstorff [Julius und Marianne Meyer] / AG Stolpersteine der Realschule Stadtmitte [Helga Meyer]
Überarbeitet von Clemens Miller