Julius Meyer wurde am 12. Oktober 1883 als Sohn von Isidor Meyer und seiner Frau Julie, geborene Rosenbaum, in Köln geboren. Sein Vater Isidor Meyer stammte ursprünglich aus Mülheim und entschied sich nach der Geburt seines Sohnes Julius, in seine Heimatstadt zurückzukehren. Insgesamt zählte die jüdische Familie Meyer zehn Kinder. Julius Meyer heiratete die aus Embken stammende, zwei Jahre ältere Marianne Klaber, geboren am 10. Juli 1881. Datum und Ort der Heirat sind nicht überliefert - vermutlich fand die Hochzeit jedoch wie damals üblich am Wohnort der Brauteltern statt. Am 4. Juli 1922 wurde Tochter Helga geboren. Nachdem die Eheleute Meyer zunächst in der Charlottenstraße 21 gewohnt hatten, waren sie ab 1910 in der Bahnstraße 5 ansässig. Dort wuchs auch Tochter Helga auf. Im Dezember 1938 zog die Familie in das jüdische Gemeindehaus in der Löhstraße 53. Ob dieser Umzug freiwillig geschah, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass dieses Haus Anfang der 1940er Jahre ein sogenanntes "Judenhaus" war, in dem jüdische Einwohner Mülheims von den Behörden zwangsweise einquartiert wurden.
Zu Ostern 1928 wurde Tochter Helga in die Volksschule an der Auerstraße eingeschult, wechselte dann auf die Dickswallschule und besuchte anschließend ab 1932 die weiterführende städtische Mädchenmittelschule. Im Dezember 1933 verließ sie die Mittelschule wieder, um zur Volksschule am Dickswall zurückzukehren. Am 24. November 1939 wurde sie von Mülheim in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, das sie nicht mehr lebend verließ*. Im Juli 1942 folgte die Deportation der Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt. Die Mutter Marianne Meyer fand dort am 11. November 1942 den Tod, das genaue Schicksal des Vaters Julius Meyer ist unbekannt. Er blieb verschollen und wurde daher nach dem Krieg mit Datum vom 8. Mai 1945 für tot erklärt.
*Hier ist ein Widerspruch, weil auf dem Stolperstein steht, dass sie in Auschwitz ermordet wurde. Der Stolperstein enthält zudem noch die Inschrift FLUCHT HOLLAND, was in der Biografie nicht erwähnt wird. Woher die Angaben des Biografie-Textes stammen ist nicht bekannt. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs wohnte Helga Meier auf Gut Skaby bei Berlin, als sie deportiert wurde. Bei den Arolsen Archives existiert eine Deportationsliste vom 26. Februar 1943 ab Berlin nach Auschwitz:
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212347.
Verlegeort Bahnstraße 34a, vor dem ehemaligen Paketpostamt [früher Bahnstraße 5]
Verlegedatum 2. März 2010
Verfasst von J. Roepstorff [Julius und Marianne Meyer] / AG Stolpersteine der Realschule Stadtmitte [Helga Meyer]