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Familie Julius und Rosa Meyer

Julius Meyer wurde als Sohn von Hermann und Elise Meyer am 19. Februar 1881 in Mülheim an der Ruhr geboren. Mit seiner am 9. Juli 1879 in Krefeld geborenen Ehefrau Rosa, geborene Salberg, hatte er fünf Kinder, von denen die beiden jüngsten Töchter, Sally und Therese, im Säuglingsalter starben. Ab 1903 leistete Julius Meyer den obligatorischen Militärdienst und war sehr wahrscheinlich auch Kriegsteilnehmer, da er 1921 nicht am ersten feststellbaren Wohnsitz der Familie, Mellinghofer Straße 69, gemeldet war. Die Arbeiterfamilie verzog 1924 in die Nordstraße 80 und 1934 zum Adolf-Stöcker-Platz 3. 

Seit dem 19. Dezember 1938 hatten Julius und Rosa Meyer sowie ihre am 29. Juli 1911 geborene Tochter Else ihren Wohnsitz in der Duisburger Straße 87. Else Meyer arbeitete bis Juni 1938 in verschiedenen Essener Haushalten als Dienstmädchen. 

Der älteste Sohn Alfred, geboren am 13. Oktober 1909 und von Beruf Metzger, musste, bedingt durch die Wirtschaftskrise in Deutschland und die beginnende Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung, häufig seinen Aufenthaltsort und seinen Arbeitsplatz wechseln, ließ sich aber nach seiner Heirat mit Trude Altmann 1936 in Essen nieder. Von hier wurden Alfred und Trude Meyer am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Der jüngste Sohn Hermann, geboren am 19. Januar 1913, zog 1934 nach Urfeld (Kreis Bonn) und emigrierte 1936,  wie viele junge Zionisten, nach Palästina. Hier eröffnete er später ein Fahrradgeschäft in Afula und gilt seitdem als Pionier des Radfahrens in Israel. Hermann änderte seinen Vornamen und nannte sich nun Shmuel Meyer.

Vater Julius, Mutter Rosa und Tochter Else Meyer wurden am 11. Dezember 1941 vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf mit einem 1007 Menschen umfassenden Sammeltransport ins Ghetto nach Riga deportiert. In diesem waren kurz zuvor, am berüchtigten „Rigaer Blutsonntag“, die lettischen Juden ermordet worden, um Platz für die Deportierten aus dem Deutschen Reich zu schaffen. Die schrecklichen Umstände der Deportation nach Riga sind unter anderem durch den Abschlussbericht des verantwortlichen Hauptmanns der Schutzpolizei, Fritz Salliter, genau dokumentiert. Bereits am 10. Dezember 1941 waren die Meyers in Düsseldorf eingetroffen und mussten die etwa fünf Kilometer lange Strecke bis zum Schlachthof zu Fuß zurücklegen. In einer stinkenden, eiskalten Halle mussten die über tausend Menschen die Nacht meist im Stehen verbringen, weil es keine Sitzplätze gab, den Schikanen des Wachpersonals ausgesetzt. Nach einem zwölfstündigen Aufenthalt, gegen vier Uhr morgens am 11. Dezember 1941, mussten die Juden zum Güterbahnhof Derendorf laufen und aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten seitens der Reichsbahn wieder eine vierstündige Wartezeit an der Verladerampe verbringen, bis sie nach einer überstürzten, chaotischen Abfahrt insgesamt 61 Stunden bis zum Zielbahnhof Skirotava bei Riga unterwegs waren. Da sie dort am Abend eintrafen, mussten sie die Nacht im ungeheizten Zug, bei einer Außentemperatur von -12 Grad Celsius, verbringen. Erst am Morgen konnten die deutschen Juden den Zug verlassen und wurden ins Ghetto gebracht. Das weitere Schicksal von Julius, Rosa und Else Meyer ist unbekannt. Sie wurden 1945 für tot erklärt.

Shmuel Meyer stellte für die ermordeten Eltern und Geschwister Gedenkblätter in der Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Israel ein.

 

Verlegeort Duisburger Straße 87

Verlegedatum 2. Oktober 2015

Verfasst von AG Stolpersteine des Gymnasiums Broich