Gutmann Plachschinski, geboren am 24. Mai 1873 in Sgersen bei Lodz, kam im Juli 1892 mit seiner Frau Agnes, geborene Dahlheim, geboren am 10. April 1875, über Köln am Rhein nach Mülheim an der Ruhr. Hier trat er die Stelle als Kantor (Vorbeter im Gottesdienst) der Jüdischen Gemeinde an. Da gottesdienstliche Texte in der Gemeinde überwiegend hebräisch gelesen und deklamiert wurden, muss Plachschinski über gute Hebräischkenntnisse verfügt haben. Vermutlich wurden ihm wegen dieser Sprachkenntnisse zudem die Aufgaben eines Religionslehrers für die Kinder jüdischen Glaubens zumindest in den ersten Schuljahren übertragen. Die Berufsbezeichnung in den amtlichen Unterlagen lautete "Kantor und Lehrer" und in der Grundsteinlegungsurkunde von 1904 für die neu zu bauende Mülheimer Synagoge am Viktoriaplatz hat er den hebräischen Text sowohl mit seinem Namen (auf hebräisch) als auch der Angabe "Schliach-Zibur" (hebräisch für Kantor) unterschrieben.
Die drei Kinder des Ehepaars Plachschinski kamen allesamt in Mülheim zur Welt: Alfred in 1903, Liselotte in 1906 sowie Hans in 1909. Die Familie wohnte lange Jahre in der Leibnizstraße 6, zog dann aber im April 1933 in das jüdische Gemeindehaus in der Löhstraße 53. Dort fanden nach dem Verkauf und der Zerstörung der Synagoge im November 1938 zuletzt auch die Gottesdienste der Synagogengemeinde statt.
Am 21. Juli 1942 wurden Gutmann Plachschinski und seine Frau Agnes aus Mülheim nach Theresienstadt deportiert und am 8. Mai 1945 vom Mülheimer Amtsgericht für tot erklärt. Die drei Kinder Alfred, Liselotte und Hans konnten ihr Leben durch die rechtzeitige Auswanderung nach Mexiko retten.
Verlegeort Löhstraße, hinter der Kreuzung Kohlenstraße in Straßenmitte [früher Löhstraße 53]
Verlegedatum 7. Dezember 2009
Verfasst von G. Bennertz