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Kurt Bruno Ullrich

Der am 22. September 1898 in Euphrosinental, Kreis Löwenberg (Schlesien), geborene Kurt Bruno Ullrich war Sohn der Anna Amalie Auguste Ullrich. Der Vater ist unbekannt. 

Ullrich zog Anfang 1921 von Berlin nach Mülheim in die Wiesenstraße 52. Bis Mai 1922 war er auch nach Oberhausen abgemeldet, kehrte aber in die Wiesenstraße 52 zurück. 1923 wohnte er in der Holzstraße 5, ab 1925 bis 1930 aber wieder Wiesenstraße 52, wo auch seine Schwester mit ihrem Mann, dem ungefähr gleichaltrigen Kaufmann Hermann Briel, wohnt. Er ist auch einer der Trauzeugen, als Kurt Bruno am 30. Mai 1930 die am 13. Februar 1896 in Minchenwalde (Ostpreußen) geborene Ida Johanna Weinreich heiratet. Am 1. August 1930 zog das Ehepaar in die Arndtstraße 47. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ab 1936 wohnte die Familie wieder in der Wiesenstraße 52. Ullrich war Kraftfahrer beziehungsweise vom 19. April 1938 bis zum 27. März 1945 - der kriegsbedingten Schließung des Werks - als Schlosser bei der Rheinischen Röhrenwerke AG beschäftigt. Zwischen dem 1. November 1944 und dem 28. Januar 1945 wurde er zur Technischen Nothilfe (TeNo), deren Mitglied er war, eingezogen. 

Die Kriminalpolizei Mülheim an der Ruhr bestätigt 1953, dass Bruno Ullrich Anfang April 1945 von der Gestapo festgenommen worden sei und am 6. April 1945 – also nur knapp einen Monat vor der offiziellen Kapitulation Deutschlands – nach Essen überführt wurde. Ullrich sei in der Sache Briel verhaftet worden. Karl Wilhelm Walter Briel, der Bruder seines Schwagers Hermann, und der französische Zwangsarbeiter André Mercier waren am Vortage von der Gestapo auf der Straße verhaftet und ins Polizeigefängnis Mülheim an der Ruhr in der Von-Bock-Straße 50 eingeliefert worden. Für sie wurden auch „Stolpersteine“ verlegt. Grundlage für die Verhaftung der drei Mülheimer war die öffentliche Anzeige eines Holländers namens Josephus Wilhelminus van Orth, dessen Motive bis heute nicht genau geklärt sind. Der Denunziant hatte Briel bezichtigt, eine Untergrundbewegung ins Leben gerufen zu haben, deren Mitglieder (unter anderem Ullrich und der französische Zwangsarbeiter Mercier) in der Hoffnung auf eine baldige Kapitulation Deutschlands heimlich Fahnen der alliierten Streitkräfte genäht hätten. Auch Bruno Ullrichs Ehefrau Johanna soll im Auftrage ihres Ehemanns englische und amerikanische Flaggen genäht haben.

Am 8. April 1945 transportierten die Gestapo-Beamten Wolters und Schoppmüller aus Oberhausen die Gefangenen zum Bunker in Essen-Bredeney. Dort ordnete der Mülheimer NSDAP-Kreisleiter Camphausen an, die Drei ins Gestapo-Haus nach Essen zu bringen. Die Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte der Stadt Mülheim an der Ruhr schrieb in einem Brief an den britischen Sicherheitsdienst in Hagen-Haspe vom 4. Februar 1947, dass sich dort ihre Spur verliert. Die englische Untersuchungskommission in Hagen konnte ermitteln, dass die drei Mülheimer nach Dortmund-Hörde ins Auffanglager "Phönix" gebracht wurden. Von dort sind sie am 10. oder 11. April 1945 (nur zwei Tage bevor Dortmund befreit wurde) mit einer Gruppe von 36 bis 38 Männern zur Exekution abtransportiert worden. Die später gefundenen Leichen waren ohne Oberbekleidung. Außerdem fehlten Eheringe und anderer Schmuck. 

Kurt Bruno Ullrich wurde am 29. Juli 1954 offiziell für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wurde der 31. Dezember 1945 festgelegt. Die Ehefrau Johanna zog 1952 von der Wiesenstraße 52 zur Hingbergstraße 147. 1953 wurde sie als Verfolgte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft anerkannt. Sie verstarb am 27. September 1981 im städtischen Alten- und Pflegeheim Gracht 39-43 in Mülheim an der Ruhr.

 

Verlegeort Wiesenstraße 52

Verlegedatum 24. Mai 2019

Verfasst von S. Rölle