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Dr. Otto Weiß

Otto Franz Weiß wurde am 28. April 1902 als Sohn eines Kaufmanns in Mülheim an der Ruhr geboren und wuchs mit drei Schwestern in einem katholischen Elternhaus in der Sandstraße 64 auf. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er auf das humanistische Staatliche Gymnasium - die heutige Otto-Pankok-Schule - und legte dort im Februar 1921 das Abitur ab. Schon als Schüler zeichnete er sich durch eine ausgeprägte Frömmigkeit aus, so dass seine Familie in ihm den zukünftigen Priester sah. Otto Weiß entschied sich jedoch für ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er in Freiburg, München und Münster absolvierte. Nach dem Ersten Staatsexamen und dem Referendariat in seiner Heimatstadt Mülheim bestand er 1924 die Zweite Staatsprüfung. Es folgten 1928 die Staatsprüfung für den Höheren Verwaltungsdienst in Preußen sowie 1929 die Promotion an der Universität Münster. 

1933 wurde Weiß als junger Regierungsrat zum Kulturdezernenten der Bezirksregierung in Aachen ernannt. Zum Abbau von Ressentiments und zur Förderung der Völkerverständigung begann er, Reisen ins benachbarte Belgien und in die Niederlande zu organisieren. Als zu diesen Reisen auch katholische Wallfahrten hinzukamen, setzten seine Vorgesetzten diesen Aktivitäten ein Ende und ordneten eine Strafversetzung ins schlesische Breslau an. Dort verrichtete der bekennende Katholik seinen Dienst beim örtlichen Polizeipräsidenten.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Otto Weiß 1939 zunächst "UK" (= unabkömmlich) gestellt. Im März 1943 wurde dieser Status aufgehoben und Weiß erhielt einen Stellungsbefehl nach Rumänien. In dieser Zeit reifte in ihm die Überzeugung, dass der Krieg falsch sei und so schnell wie möglich beendet werden müsse. Anonym schickte er ein Schreiben an Adolf Hitler mit der Aufforderung zum Rücktritt. Mit der Denkschrift "Auftrag zur Rettung Deutschlands" machte er die deutsche Widerstandsbewegung auf sich aufmerksam. Durch die Denunziation eines vermeintlichen Freundes wurde Otto Weiß während eines Heimaturlaubs im August 1943 bei dem Versuch verhaftet, in die Schweiz einzureisen, wo er Kontakt zu emigrierten Regimegegnern aufnehmen wollte. 

Am 14. Februar 1944 wurde vor dem Volksgerichtshof Anklage gegen Otto Weiß wegen Fahnenflucht und Hochverrats erhoben. Dabei beschuldigte man seine Schwester Elisabeth der Mitwisserschaft. Während Elisabeth Weiß eine Einweisung in das Konzentrationslager Ravensbrück erhielt und dort überlebte, endete das Gerichtsverfahren für ihren Bruder mit einem Todesurteil. Das Urteil - Tod durch Erhängen - wurde am 20. März 1944 in Plötzensee vollstreckt. Nach der Verbrennung der sterblichen Überreste von Otto Weiß überführten Familienangehörigen diese nach Mülheim, wo sie auf dem Hauptfriedhof in heimatlicher Erde beigesetzt wurden.

 

Verlegeort Sandstraße 64

Verlegedatum 2. März 2010

Verfasst von J. Roepstorff