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1. April 1924

Die Gründung der Mülheimer Berufsfeuerwehr

Die Bedrohung menschlichen Zusammenlebens durch Feuer ist uralt, und dementsprechend weit zurück reicht die Geschichte des Feuerlöschwesens. Für die Herrschaft Broich ist eine Verordnung aus dem 18. Jahrhundert überliefert, die jeden neu Zugezogenen dazu verpflichtete, neben anderen Abgaben einen ledernen Eimer zu Feuerlöschzwecken auf dem Schloss abzuliefern. Darüber hinaus wurde von allen Einwohnern erwartet, im Falle eines Feuers dem Läuten der Brandglocke der Petrikirche zu folgen und sich an festgelegten Plätzen zu versammeln, um von dort gemeinsam die Löschaktionen durchzuführen. Die Feuerbekämpfung war auf nachbarschaftlicher Grundlage organisiert, wobei jeder gesunde Einwohner der Gemeinde im Brandfall zum Einsatz bereit sein musste.

Zu einer richtigen Organisation des Feuerlöschwesens in Mülheim kam es erst in preußischer Zeit, als 1853 das sogenannte "Feuer-Polizei-Reglement" erlassen wurde. Von städtischer Seite schaffte man Wasserspritzen sowie anderes Löschgerät in größerer Zahl an und bemühte sich um die Aufstellung einer festen Feuerwehrtruppe auf freiwilliger Basis. Dies misslang jedoch und so wurde eine bezahlte Mannschaft aufgestellt, deren magerer Jahressold von zwei Talern durch die in Mülheim vertretenen Feuerversicherungsgesellschaften getragen wurde. Auch an der Finanzierung des Geräts beteiligten sich die Versicherer. So übergab die Aachen-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft durch ihren Agenten vor Ort eine Spende von 100 Feuerlöscheimern und die Schlesische Versicherung schenkte der Stadt 100 Taler zur „Vervollständigung der Feuerlöschgeräte“. Dazu gehörten neben den zuvor bereits erwähnten Feuereimern und Spritzen auch Feuerleitern, Feuerhaken und Wasserfässer auf Rädern.

Es war schließlich der Mülheimer Turnverein, dem es 1865 gelang, mit der „Turnerfeuerwehr“ eine erste freiwillige Löschmannschaft aus den Reihen seiner Mitglieder auf die Beine zu stellen. Ein Jahr darauf folgte die Bildung einer zweiten freiwilligen Feuerwehr seitens der Mülheimer Bürgerschaft. Beide Organisationen erhielten das für ihre Arbeit erforderliche Löschgerät von der Stadt Mülheim gestellt. Die besoldete Truppe, die ihre Aufgaben ohnehin nur nebenamtlich versehen hatte, war damit überflüssig geworden. Die beiden freiwilligen Feuerwehren arbeiteten über zwei Jahrzehnte neben- und miteinander, bis sie 1887 zur Städtischen Freiwilligen Feuerwehr fusionierten. Statistische Angaben aus dieser Zeit sind heute nur noch schwer zu finden. Für das Jahr 1912 ist eine Personalstärke von insgesamt 230 Mann in sieben verschiedenen Einsatzkompanien belegt. Diese Kompanien waren an sieben Standorten (Altstadt, Saarn, Broich, Speldorf, Styrum, Dümpten und Heißen) stationiert und hatten vor Ort jeweils ihre eigenen Gerätehäuser, Einsatzfahrzeuge und „Steigetürme“, die zu Trainings- und Ausbildungszwecken eingesetzt wurden.

Die Städtische Freiwillige Feuerwehr unterstand einem von der Stadt Mülheim zu benennenden Beamten, der die Bezeichnung „Korpschef“ trug (ab 1907: Branddirektor). Erster in diesem Amt war von 1887 bis 1902 der Mülheimer Bürgermeister von Bock und Polach höchstpersönlich. In späteren Zeiten waren es in der Regel höhergestellte Beamte der Polizeiverwaltung, die dieses Amt bekleideten.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatten fast alle größeren deutschen Städte Berufsfeuerwehren eingerichtet (Aachen 1871, Düsseldorf 1874, Dortmund 1901, Duisburg 1904). Eine Erhebung von 1912 belegt, dass von 89 deutschen Groß- und Mittelstädten nur 17 – darunter Mülheim und Hamborn als einzige Großstädte – über keine hauptamtliche Feuerwehr verfügten. Es sollten noch einige Jahre, vergehen, bis auch Mülheim nachzog. Durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurde zum 1. April 1924 eine städtische Berufsfeuerwehr gegründet. Man bewilligte 17 Stellen und überließ der neuen Dienststelle zur Errichtung einer zentralen Feuerwache mehrere Gebäude an der Aktienstraße, die bis dahin von der städtischen Gas- und Elektrizitätsversorgung genutzt worden waren. Erster Leiter der Berufsfeuerwehr wurde Branddirektor Paul Sorge, dem man zusätzlich auch die Aufsicht über die freiwillige Feuerwehr übertrug.

(Roe)