Vergabe des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr für das Jahr 2019
- Sponsor: Sparkasse Mülheim an der Ruhr -
Der Kulturausschuss hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am 24. Juni 2019 auf Empfehlung des Vorbereitungsgremiums einstimmig beschlossen, den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr für das Jahr 2019 an Ursula Hirsch und als Förderpreis an Liana Leßmann zu vergeben.
Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro, der Förderpreis mit 2.500 Euro dotiert.
Bild von links: Oberbürgermeister Ulrich Scholten, Preisträgerinnen Ursula Hirsch und Liana Leßmann, Sparkassenvorstand Martin Weck - Foto: Walter Schernstein
Die Entscheidung ist wie folgt begründet worden:
Ursula Hirsch
Mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft für das Jahr 2019 wird das vielseitige Werk einer Künstlerin gewürdigt, die als Gestalterin moderner Glasfenster für den sakralen und öffentlichen Raum, aber auch als freie Malerin und Zeichnerin hervorgetreten ist. Als eine der wenigen weiblichen Vertreterinnen der Glaskunst reiht sich Ursula Hirsch in eine Tradition ein, die im 20. Jahrhundert insbesondere durch Maler wie Marc Chagall, Georges Braque oder Fernand Léger eine Erneuerung erfahren hat. In Mülheim an der Ruhr zeugen die unlängst restaurierten Glasfenster in der Katharinenschule, die mit ihren intensiv leuchtenden Farben und Formen fast wie abstrakte Malerei wirken, von ihrem Können in dieser Kunstform.
Die Anfänge von Ursula Hirsch als Glaskünstlerin liegen in den Jahren des Wiederaufbaus. Nach einer Ausbildung als Zeichnerin und einer Lehre als Glasmalerin restaurierte sie in 1954 und 1955 die berühmten Jan Thorn Prikker-Glasfenster in der Klosterkirche der B.M.V.-Schule Essen. Danach realisierte sie als selbstständige Glasgestalterin Fenster in Schulen und Kirchen, darunter auch die an der Kapelle Saint Flour du Pompidou im Departement Lozère. Neben diesen Auftragsarbeiten entstand in über sechzig produktiven Schaffensjahren ein umfangreiches Werk an Gemälden, Zeichnungen, Reliefs, Collagen und Grafiken. Zunächst vom Formenrepertoire der Nachkriegsmoderne beeinflusst, gelang es der Künstlerin, sich von überkommenen Traditionen zu lösen. Neben abstrakten und konstruktiven Gestaltungen finden sich in ihrem Werk Anklänge an Pop Art und Collage, figurative Elemente sowie der Einbezug von Schrift. Die Faszination, mit der sie der Welt des Theaters bis heute begegnet, lassen jene Papierarbeiten erkennen, die sich auf Inszenierungen des Theaters an der Ruhr und auf die Bühne mit ihren Akteuren beziehen.
Ihre Verbundenheit mit Mülheim an der Ruhr und den hier tätigen Kulturschaffenden hat Ursula Hirsch auch als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Mülheimer Künstlerinnen und Künstler stets gepflegt. 1988 wurde sie mit dem französischen Orden des „Chevalier de l’ Ordre des Arts et des Lettres“ ausgezeichnet.
Liana Leßmann
Liana Leßmann begann ihre musikalische Karriere im Alter von sechs Jahren mit der Blockflöte. Da schon sehr früh der Wunsch bestand, in einem Orchester mitzuspielen, wechselte sie zum Orchesterinstrument Klarinette. Bereits bei der jungen Schülerin an der Mülheimer Musikschule war zu erkennen, dass sie mit einer außerordentlichen Tonvorstellung und großem Gestaltungswillen gesegnet ist. Mit 16 Jahren wurde sie Jungstudentin an der Folkwang Universität der Künste in der Klasse von Andreas Merten (Essener Philharmonie). Drei Jahre später wurde sie an der Musikhochschule Lübeck aufgenommen, wo sie den Bachelor of Music mit Bestnote abschloss. Seit Februar 2018 ist sie als Stipendiatin an der Karajan-Akademie, an der herausragende junge Musikerinnen und Musiker eine erstklassige, meist am solistischen Repertoire orientierte Hochschulausbildung durchlaufen und in Konzerten der Berliner Philharmoniker mitwirken dürfen. Um neue Impulse zu bekommen, besucht sie regelmäßig auch Meisterkurse von europäischen Spitzensolisten.
Liana Leßmann ist schon jetzt eine komplette Solistin, die regelmäßig Gast in diversen Orchestern ist. Sie spielte bereits unter zahlreichen Dirigenten, darunter unter anderem auch Sir Simon Rattle und Zubin Mehta. Als Solistin trat sie in der Laeiszhalle Hamburg und im Bauhaus Dessau auf. Unvergessen ist vielen Mülheimern das Konzert in der Mülheimer Musikschule: ein anderthalb Stunden langes Programm mit immens fokussiertem Ton, elegantester Vortragsweise, virtuos und frei von jedweder Unsicherheit mit taktvoller, zurückhaltender und charmanter eigener Moderation.
Die Zuerkennung des Förderpreises soll Anerkennung für ihr außergewöhnliches Talent und ihre Leistungen sein, gleichermaßen aber auch Ermutigung und Ansporn, in ihrem künstlerischen Streben nicht nachzulassen.
Die Verleihung des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr für das Jahr 2019 fand am 8. Dezember 2019 in der Kundenhalle der Sparkasse Mülheim an der Ruhr am Berliner Platz statt.