Eingemeindung von Eppinghofen und Mellinghofen
Nach der Teilung Mülheims im Jahr 1847 führte die Industrialisierung zu erheblichen Veränderungen. Industriebetriebe siedelten sich an, Eisenbahnstrecken wurden gebaut und die Bevölkerung nahm zu. Immer mehr Flächen wurden besiedelt. Bald wurden Pläne für eine Neuordnung des Mülheimer Raumes gemacht. Während die Stadt nach Erweiterung ihres kleinen Gebietes strebte, erwies sich die sie umgebende Landbürgermeisterei als zunehmend überfordert mit der Verwaltung so vieler verschiedener Gemeinden, die sich zum Teil zu Industriestandorten entwickelten. Im Jahr 1875 hatte die Stadt Mülheim ca. 15.000 Einwohner, die Landbürgermeisterei aber schon mehr als 37.000.
Ende 1873 machte der städtische Bürgermeister Heinrich Bang in einem Schreiben an die Regierung Düsseldorf einen Vorschlag für umfangreiche Eingemeindungen. Er wünschte vor allem Gebiete, in denen steuerlich interessante Industrie- und Gewerbetriebe lagen. Dazu gehörten Broich und Speldorf, die sich sehr gut entwickelt hatten (Eisenbahnanlagen, Lederindustrie, Mühlen, Brauereien), ebenso große Teile Styrums mit verschiedenen Unternehmen, unter anderem dem 1871 gegründeten Walzwerk der Firma Thyssen. Ländliche Bereiche mit geringer Steuerkraft wollte er dagegen nicht eingemeinden.
Diese „Rosinenpickerei“, die zu einer Zerstückelung von Gemeinden geführt hätte, wurde von der Regierung in Düsseldorf nicht akzeptiert. Sie beschloss schon Mitte 1874, dass die Landbürgermeisterei in drei Bürgermeistereien aufgeteilt werden sollte. Der Stadt Mülheim wurde nur die Eingemeindung von Eppinghofen, das schon mit der Stadt zusammengewachsen war, und von Mellinghofen angeboten. Daran hatte die Stadt aber wenig Interesse. Dort gab es nicht genug Industrieanlagen, auch waren die zum Teil bergigen Freiflächen für die Errichtung von Fabriken nicht gut geeignet. Versuche der Stadt, die Zustimmung zur Eingemeindung dieser beiden Gemeinden an die Bedingung zu knüpfen, dass sie auch andere Gebiete bekam, scheiterten. Vor allem links der Ruhr hatte die Stadt gar keine Chancen, da die Bildung einer Bürgermeisterei aus Broich, Speldorf und Saarn schon früh feststand. Auch die anschließend geforderte Eingemeindung des Styrumer Industriegebiets wurde abgelehnt. Schließlich fand sich die Stadtverordnetenversammlung mit der Situation ab. Bürgermeister Bang, der dies erst mit erheblicher Verzögerung der Regierung mitgeteilt hatte, wurde von dieser dafür gerüffelt.
Am 17. Oktober 1877 „haben des Königs Majestät mittelst Allerhöchsten Erlasses die beantragte Änderung zu genehmigen geruht“. Danach fielen am 1. April 1878 Eppinghofen und Mellinghofen an die Stadt; gleichzeitig wurden die Bürgermeistereien Broich, Heißen und Styrum gegründet. Die Zeit war wohl noch nicht reif für die großen Eingemeindungen, die erst ein Vierteljahrhundert später gelangen. Bürgermeister Bang, der offenbar nicht immer sehr geschickt agiert hatte, gab sein Amt schon 1878 auf.
(Fr)