Aufnahme des preußischen Postdienstes in Mülheim an der Ruhr
Die Mülheimer Postgeschichte beginnt im Jahre 1794 mit dem Ersuchen der preußischen Ministerialverwaltung an Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt, Landesherrin der bergischen Unterherrschaft Broich, für den Postverkehr die Passage durch das Broicher Hoheitsgebiet zwischen Duisburg und Essen zu gestatten und auf Zölle für die Durchfahrt zu verzichten. Die hessische Landgräfin sah die Vorteile einer Postanbindung ihres Territoriums, stimmte zu und machte ihrerseits den Vorschlag, in Mülheim an der Ruhr eine weitere, eigene Poststation einzurichten und diese in die preußische Route einzubinden. Dieses Vorhaben wurde jedoch vom zuständigen preußischen Minister aufgrund der kurzen Distanz zwischen Essen und Duisburg abgelehnt. Somit waren es weiterhin Fuhrleute und persönliche Boten, die den überschaubaren Postverkehr der Mülheimer erledigten und sowohl Briefe als auch Pakete zu den Drehkreuzen Düsseldorf, Duisburg, Werden und Essen und von dort zu anderen Zielorten brachten.
Trotz des bescheidenen Postaufkommens der Mülheimer Bevölkerung richtete die Postverwaltung von Thurn und Taxis 1796/97 eine Poststation in Mülheim ein, die jedoch zunächst dem Duisburger Postamt unterstellt blieb und nur nebenamtlich von dem Lehrer der katholischen Schule Johann Wilhelm Kirchberg betreut wurde. Mit der Zunahme des Postverkehrs wurde Mathias Krabb als erster hauptamtlicher Vorsteher der Mülheimer Postwärterstelle eingesetzt und die Poststelle in seinem Wohnhaus am Marktplatz neben der Petrikirche eingerichtet. Im Zuge der Neuordnung Europas nach dem endgültigen Sieg über Napoleon nahm Preußen am 1. Juli 1816 den gesamten Niederrhein in seinen Besitz und übernahm damit auch die Posthoheit über dieses Gebiet von den Fürsten von Thurn und Taxis. Zum Jahreswechsel 1816/17 wurde mit dem Inkrafttreten der neuen preußischen Postverfassung die bis dahin unselbstständige Postwärterstelle Mülheim in ein vollwertiges Postamt umgewandelt und der bisherige Postwärter zum Postmeister befördert. Unterstellt waren dem neuen Mülheimer Postamt die Postwärterstellen in Kettwig und Werden.
Weitere Meilensteine in der Mülheimer Postgeschichte waren die Einführung von Briefmarken (1850), die Aufstellung der ersten Briefkästen im Stadtgebiet (1859), der Umzug der Postverwaltung in das neu errichtete, wilhelminische Postgebäude am Viktoriaplatz (1897) sowie der abermalige Umzug der (Haupt-)Post in die unmittelbare Nähe des Mülheimer Hauptbahnhofes (1983).
(Roe)