Schließung der Zinkhütte
Im Jahre 1845 erhielt die belgische Hüttengesellschaft „Vieille Montagne“ die Konzession, am Rande von Eppinghofen und Mellinghofen eine Zinkhütte mit dem Namen „Gewerkschaft Eppinghofen“ zu errichten. Der Standort schien für ein solches Unternehmen gut gewählt. Über die Ruhr konnten die zur Zinkherstellung benötigten Erze herangeschafft und die fertigen Produkte zu den Kunden gebracht werden. Außerdem führte die so genannte Sellerbecker Pferdebahn, die zum Transport der Kohlen der Zechen Wiesche und Sellerbeck zu den Verladestellen an der Ruhr angelegt worden war, in der Nähe der Zinkhütte vorbei. Hier erhoffte man sich einen leichten Zugang zu den für die Produktion benötigten Kohlen. Leider gelang es viele Jahre lang nicht, einen günstigen Anschluss an diese Bahn zu erreichen, da die Betreiber durch eine zusätzliche Weiche eine Störung des Betriebsablaufs befürchteten.
In der Zwischenzeit wurde die Hütte um die Anlage einer Zinkweißfabrik wesentlich erweitert, so dass sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts einer der wichtigen industriellen Arbeitgeber Mülheims war. Als jedoch Mülheim einen Anschluss an die Eisenbahn erhielt und es der Zinkhütte wieder nicht gelang, einen eigenen Gleisanschluss durchzusetzen, bedeutete dies innerhalb weniger Jahre das Aus. Am 10. August 1873 schloss die Zinkhütte ihre Tore, das Firmengelände wurde von der Friedrich Wilhelms-Hütte gekauft, parzelliert und im Laufe der folgenden Jahrzehnte veräußert. Heute erhebt sich auf diesem Gelände unter anderem die katholische St. Engelbertus-Kirche. Als die Hütte schloss, waren die damaligen Anwohner erleichtert, da sie viele Jahre lang immer wieder unter den Immissionen von Staub, Schmutz und Gestank zu leiden hatten, für die in der Regel nur widerwillig und unzureichend Entschädigungen gezahlt wurden.
Die Geschichte der Zinkhütte war jedoch mit der Schließung nicht vorbei. Das Verwaltungsgebäude bestand noch bis Ende der 1960er Jahre, als es nach heftigen Auseinandersetzungen – damals nur noch eine Bauruine – abgerissen wurde. Und noch eine historische Hinterlassenschaft hat die Stadt Mülheim an der Ruhr viele Jahre lang beschäftigt: die giftigen Rückstände der Zinkproduktion. Auch wenn die Zinkhütte nur 27 Jahre lang produzierte, hat doch insbesondere die teilweise bereits im 19. Jahrhundert durchgeführte Einebnung der Halden, auf denen die Rückstände gelagert worden waren, zu einer erheblichen Kontamination des Bodens geführt. Insbesondere Schwermetalle waren in erheblichem Umfang deutlich über das eigentliche Firmengelände hinaus nachweisbar. Aus diesem Grunde wurde in den 1990er Jahren eine umfangreiche Bodensanierung einer Fläche von 48.000 m² begonnen, die erst Ende 2008 abgeschlossen werden konnte – 135 Jahre nach Schließung der Zinkhütte.
(Ra)