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18. Dezember 1925

Bestätigung des Stadtwappens         

Die Stadt Mülheim an der Ruhr hat bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts kein Stadtwappen geführt. Erst als 1878 in Köln ein Denkmal gebaut wurde, auf dem die Wappen aller rheinischen Städte abgebildet werden sollten, musste schnell eine Entscheidung getroffen werden. Da lag es nahe, das Wappen Wilhelm Wirichs von 1648 zu übernehmen, das am Schloß Broich in Stein gehauen zu sehen ist. 

Dieses sechsteilige Wappen ist ein Familien- oder Herrschaftswappen des Grafen Wilhelm Wirich, Graf zu Daun-Falkenstein und Herr zu Broich (1613-1682). Wilhelm Wirich, der auf Schloß Broich residierte, zeigte in seinem Wappen, welche Territorien er besaß oder beanspruchte. Das einzige auf Mülheim bezogene Feld zeigt den Broicher goldenen Schild in Rot (unten Mitte). Außerdem kann man dem rechts oben stehenden Limburger Löwen eine Bedeutung für die Mülheimer Geschichte zubilligen. Die übrigen Wappenfelder, die Daun in der Eifel sowie Falkenstein, Oberstein und Reipoltskirchen in der Pfalz betreffen, haben keinen Bezug zu Mülheim. - Wilhelm Wirich, der sein Wappen mehrmals änderte, hat später sogar ein siebenteiliges Wappen geführt, in dem zusätzlich ein springender Hirsch zu sehen war.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts, als Mülheim Großstadt wurde, empfand man dieses Familienwappen eines hier früher residierenden Grafen als unpassend. Stattdessen gab es ein starkes Interesse an einem Wappen, das Geschichte und Charakter der Stadt zum Ausdruck bringen sollte. Ein Vorschlag des Staatsarchivs betonte das Historische; es sollten Zeichen von Broich, Styrum, Kloster Saarn und ein altes Mülheimer Schöffensiegel gezeigt werden. Ein anderer Vorschlag wollte Symbole von Handel und Industrie in den Mittelpunkt stellen.  Die zum Stadtjubiläum von 1908 geplante Einführung eines neuen Wappens gelang jedoch nicht, so dass zu dieser Zeit noch das bisherige galt. Übrigens zeigt die Denkschrift zur Jahrhundertfeier, die mit Symbolen von Bergbau, Schifffahrt und Schwerindustrie geschmückt ist, das Wappen nur einmal ganz klein im Text versteckt. Anschließend ging die Diskussion weiter. Als das neue Rathaus gerade fertiggestellt war, beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 23. November 1915, das ursprüngliche Wappen der Herrschaft Broich, den goldenen Schild im roten Feld, als Stadtwappen anzunehmen. Davon leiten sich auch die Mülheimer Stadtfarben gelb-rot ab.

In der Kriegs- und Nachkriegszeit scheint dieser Beschluss jedoch völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Schließlich wurde 1925 das alte Stadtwappen vom Preußischen Staatsministerium genehmigt. Vom 18. Dezember 1925 datiert eine Verfügung des Oberbürgermeisters über die Verwendung dieses Wappens. Da es aber einige Fehler enthielt und etwas ungeschickt ausgeführt war, erhielt 1937 der Maler Daniel Traub den Auftrag, das Wappen nach dem Vorbild am Schloß Broich neu zu zeichnen. In dieser Form wird es seitdem geführt. Man kann wohl sagen, dass die Mülheimer sich inzwischen mit dem Wappen identifizieren. Es ist übrigens das rheinische Städtewappen mit der größten Anzahl von Feldern und Details, das verschiedene geometrische Formen, Räder und Löwen zeigt – aber keinen Hirsch!

(Fr)