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Tod der Königin Luise von Preußen
Es war vermutlich im Sommer 1787, als die „Liebesgeschichte“ der Mölmschen mit „ihrer“ Prinzessin Luise, der späteren Königin von Preußen, begann. In diesem Jahr nämlich besuchte Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz gemeinsam mit ihrer Schwester Friederike und ihrer Großmutter Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt, Herrin zu Broich, zum ersten Mal die spätere Stadt Mülheim an der Ruhr. Seit dieser Zeit genoss Luise hier – vor allem während des Kaiserreichs ab 1871 – eine besondere Verehrung. Namen wie Luisenschule, Prinzess-Luise-Straße, Luisental und zahlreiche weitere Benennungen beispielsweise von Gaststätten, Hotels usw. legen davon bis auf den heutigen Tag beredtes Zeugnis ab.
Luise Auguste Wilhelmine Amalie wurde als Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz und der Prinzessin Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt am 10. März 1776 in Hannover geboren. Nach dem frühen Tod der Mutter verlebte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Friederike eine unbeschwerte Kindheit im Hause der Großmutter Marie Luise Albertine in Darmstadt. Im Jahre 1792 erregten sie und ihre Schwester anlässlich eines Balls zur Krönung Kaiser Franz‘ II. in Frankfurt am Main die Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms II. Der König von Preußen hielt zu dieser Zeit Ausschau nach geeigneten Bräuten für seine beiden ältesten Söhne. Schon im März 1793 lernten sich die Prinzen und Prinzessinnen persönlich kennen, und schon am Heiligen Abend desselben Jahres heiratete der Kronprinz und zukünftige preußische König Friedrich Wilhelm III. seine Luise.
Als Königin von Preußen - Friedrich Wilhelm III. bestieg 1797 nach dem Tod des Vaters den Thron - erlebte Luise einige glückliche Jahre, bevor 1805 mit dem Einmarsch napoleonischer Truppen ein Wendepunkt in der Geschichte Preußens eintrat. Nach der für Preußen verheerenden Niederlage gegen Napoleon in der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt 1806 musste die Königsfamilie nach Königsberg fliehen und erlebte in der folgenden Zeit die bis dahin tiefste Demütigung Preußens. Im Jahre 1807 bat Luise Napoleon in Tilsit vergeblich um günstige Friedensbedingungen für das geschlagene Land. Erst in den sogenannten Befreiungskriegen 1813/14 gelang es, Napoleon zu besiegen und die staatliche Souveränität Preußens zu erneuern. Doch diesen Wiederaufstieg erlebte Luise nicht mehr. Entkräftet durch die Wirren der politischen und kriegerischen Ereignisse erlag sie am 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz in Mecklenburg einer Lungenentzündung. Dieser frühe Tod mit 34 Jahren trugen ebenso wie ihr patriotisches Eintreten in Tilsit und ihre vielgerühmte Schönheit dazu bei, Luise zur bis heute verehrten, legendenumwobenen Königin Preußens werden zu lassen.
(Ra)