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23. Juni 1943

Bomben auf Mülheim

In der Nacht zum 23. Juni 1943 wurde Mülheim Ziel des schwersten alliierten Bombenangriffs, den die Stadt während des Zweiten Weltkrieges erlebte. Mehr als 550 britische Bomber flogen zwischen 1.10 Uhr und 2.45 Uhr in drei Angriffswellen über die Stadt. Ihr Flächenbombardement zerstörte allein in der Innenstadt fast 64 Prozent der Bebauung, mehr als 500 Menschen kamen ums Leben. Brandbomben ließen vor allem in der Innenstadt ganze Straßenzüge in Flammen aufgehen, da die enge Fachwerkbauweise der Altstadt besonders gut ein Übergreifen des Feuers begünstigte. Petri- und die Marienkirche brannten völlig aus, beide Krankenhäuser erlitten ebenso wie Stadthalle und Rathaus zum Teil schwere Bombentreffer. Die Lösch- und Rettungsarbeiten wurden durch die erheblichen Schäden an Strom- und Telefonnetz, an Wasserleitungen, Schienenwegen und Straßen sehr erschwert. 

Die zivilen Zerstörungen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in Mülheim an der Ruhr kriegswichtige Ziele gab. So waren die Deutschen Röhrenwerke oder die Friedrich-Wilhelms-Hütte für die Rüstungsproduktion tätig, lieferte die Firma Schmitz-Scholl Proviant für die Wehrmacht und das Eisenbahnausbesserungswerk Speldorf war ebenso wie der Knotenpunkt der Rheinischen und der Märkischen Eisenbahn für die Bewältigung logistischer Anforderungen über Mülheim hinaus bedeutend. Wie wichtig die Mülheimer Wirtschaft für die Kriegsanstrengungen des Dritten Reiches gewesen ist, verdeutlicht auch die Zahl der hier beschäftigten rund 25.000 Zwangsarbeiter. 

Während des gesamten Zweiten Weltkrieges war Mülheim insgesamt 160-mal Ziel alliierter Fliegerangriffe. Allerdings galten nur sechs davon direkt unserer Stadt. Die übrigen 154 Angriffe waren Teilangriffe, die bei der Bombardierung der eigentlichen Ziele Essen, Duisburg oder Oberhausen geschahen. Verglichen mit den Angriffszahlen anderer Ruhrgebietsstädte, die regelmäßig Flächenbombardements erleben mussten, war Mülheim nur sehr selten Ziel alliierter Angriffe. 

Diese Bombenangriffe waren keine Naturkatastrophe. Sie waren die Folge der Politik eines verbrecherischen Regimes, das auch in weiten Teilen der Mülheimer Bevölkerung lange Zeit erheblichen Rückhalt genoss. Mit den Angriffen kam der von Deutschland begonnene Zweite Weltkrieg nach Deutschland zurück. 

(Ra)