Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung
Am 27. Juli 1914 wurde auf dem Kahlenberg das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung – heute Max-Planck-Institut für Kohlenforschung – feierlich eröffnet. Damit wurde erstmals ein Institut der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften außerhalb Berlins angesiedelt. Die Initiative zur Gründung und Ansiedlung dieses Instituts ging auf Hugo Stinnes zurück, der ein großes Interesse daran hatte, die Verstromung von Kohle auf wissenschaftlicher Grundlage zu verbessern und damit wirtschaftlich rentabel zu machen. Unterstützt wurden diese Bemühungen nicht zuletzt auch durch die Stadt Mülheim an der Ruhr. Sie mobilisierte Mittel der gemeinnützigen Leonhard-Stinnes-Stiftung und stellte mit dem städtischen Beigeordneten und Stadtbaumeister Karl Helbing auch gleich einen Architekten zur Verfügung, der maßgeblich an der Errichtung der Institutsgebäude beteiligt war. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Theodor Suhnel und dem ersten Institutsleiter, Prof. Franz Fischer, entwarf er die Pläne für ein funktionales Forschungsinstitut mit ausreichend Experimentierplatz für die nächsten Jahre. Um diese Planung fundiert betreiben zu können, besuchte Prof. Fischer bereits in den Jahren 1912/13 zahlreiche chemische Laboratorien und Forschungseinrichtungen nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in Süddeutschland und in Skandinavien.
Mit der Errichtung des Institutsgebäudes und der angegliederten Direktorenvilla auf dem damals noch fast unbebauten Kahlenberg gab die Stadt einen wichtigen Impuls zur Stadtentwicklung in diesem Bereich. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden dort zahlreiche Villen aber auch Wohnhäuser für die Wissenschaftler des Instituts errichtet, die noch heute das Erscheinungsbild des Kahlenberges maßgeblich prägen.
Das Institut, das über einen Hörsaal, eine Bibliothek und eine separate Versuchsanlage für protoindustrielle Prozesse verfügte, war ebenso wie die Direktorenvilla technisch auf dem neuesten Stand errichtet worden und konnte noch unmittelbar vor Beginn des Ersten Weltkriegs eröffnet werden. Zahlreiche Honoratioren nicht nur aus Mülheim und dem Ruhrgebiet nahmen am 27. Juli 1914 an dieser Eröffnung teil. Wegen des Kriegsbeginns dauerte es eine Weile, bis der Institutsbetrieb wirklich aufgenommen werden konnte. Erst durch die Einbindung in die kriegsbedingte Ersatzstoffindustrie, dann durch die Entdeckung der Fischer-Tropsch-Synthese 1925, entwickelte sich das Mülheimer Institut allmählich zu einer wichtigen Forschungseinrichtung.
(Ra)