Eröffnung der Mülheimer Volkshochschule
Im April 2009 blickt die städtische Volkshochschule auf eine neunzigjährige Geschichte zurück. Es waren zwei Mülheimer Lehrer, der Direktor des Städtischen Gymnasiums Dr. Edmund Neuendorff sowie sein Kollege Oberstudienrat Dr. Bernhard Luther, die man als geistige Väter bezeichnen kann. Im Juli 1918 überreichten sie der Stadtverwaltung eine Denkschrift, in der sie die Gründung einer Bildungseinrichtung anregten, die allen Teilen der Bevölkerung zugänglich und ein "Bindemittel zwischen den Volksschichten" sein sollte.
Auf die Initiative von Neuendorff und Luther hin kam es Ende März 1919 zu einer Gründungsversammlung von 50 Mülheimern, die gemeinsam den Entschluss fassten, eine Volkshochschule ins Leben zu rufen. Nachdem der zuständige Verwaltungsausschuss diesen Plan abgesegnet hatte, wurde die neue Institution am 30. April 1919 mit einem feierlichen Festakt eröffnet. Zum Leiter der Volkshochschule wurde Oberstudienrat Dr. Luther ernannt, der dieses Amt neben seiner Tätigkeit als Lehrer ausübte und dafür auch teilweise von seinen Lehrverpflichtungen freigestellt wurde. Mangels eigener Räume nutzte die junge Bildungseinrichtung die Klassenräume des Städtischen Gymnasiums für ihre Veranstaltungen.
Am 5. Mai 1919 begann die ersten, in einem halbjährigen Zyklus laufenden Kurse. Das Angebot reichte von Geschichte über Politik, Deutsch, Literatur und Fremdsprachen bis hin zu den Naturwissenschaften. Auch berufsbezogene und berufsfördernde Lehrgänge in Deutsch und Mathematik, konzipiert für Abgänger der Volksschule, wurden in das Programm aufgenommen. Bereits vor der ersten Unterrichtsstunde komplett ausgebucht waren die Sprachkurse. Interessanterweise wurden sie trotz der großen Nachfrage bereits ein Jahr später wieder aus dem Programm gestrichen mit der Begründung, dass "eine deutsche Volkshochschule die Aufgabe hat, in das deutsche Wesen einzuführen."
Nach einem vielversprechenden Anfang sanken die Teilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr, so dass ab Mitte der 1920er Jahre das Angebot zurückgefahren und die Arbeit schließlich ganz eingestellt wurde. Ein Stadtverordneter fasste es einige Jahre später wie folgt zusammen: "Die Volkshochschule ist seinerzeit zusammengebrochen, weil die Arbeiterschaft kein Interesse hatte." Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, 1946, kam es zu einer Neugründung und damit zu einer dauerhaften Wiederbelebung dieser Bildungseinrichtung in Mülheim.
(Roe)