Beginn des Linienflugverkehrs vom Flughafen Essen/Mülheim
In den 1920er Jahren erlebte die zivile Luftfahrt einen ungeheuren Aufschwung. Nachdem sich Ende des 19. Jahrhunderts erstmals Menschen mit tollkühnen „fliegenden Kisten“ in die Luft erhoben hatten, erlebte die Luftfahrt während des Ersten Weltkriegs eine frühe militärische Bewährungsprobe. Nach Kriegsende rückte dank fortschreitender technischer Entwicklungen die zivile Nutzung mehr und mehr in den Blickpunkt. So entstanden vielerorts Flugplätze, Flugschulen und Flugsportvereine. Dies war auch in Mülheim an der Ruhr der Fall.
Schon im Februar 1925 hatte sich die Luftverkehrsgesellschaft Ruhrgebiet „LURAG“ mit dem Ziel gegründet, die Region in die aufstrebende nationale und internationale Handels- und Personenluftfahrt einzubinden. An der LURAG waren damals große und kleine Kommunen, Landkreise, Handelsunternehmen, Banken, Kaufleute und Handelsorganisationen beteiligt. In Mülheim an der Ruhr wurde schon bald nach Gründung der LURAG ein zivil zu nutzender „Notlandeplatz“ eingerichtet. Auch wenn es noch eine ganze Weile dauern sollte, bis dieser Platz als Flughafen Essen/Mülheim eine gewisse Bedeutung erlangte, konnte doch bereits seit dem 30. August 1925 Linienflüge von dort aus durchgeführt werden. Anfänglich bestand die gesamte Anlage lediglich aus einer Flugzeughalle – einer Scheune nicht unähnlich – und aus einem kreisrunden Flugfeld. Dies trug der schlechten Manövrierbarkeit der ersten Flugzeuge Rechnung, die bei einem runden Flugfeld jeweils ganz individuell an die Windrichtung angepasst starten oder landen konnten. In der Mitte markierte dabei eine Rauchfackel, die auch aus dem Flugzeug sichtbar war, die jeweils herrschende Windrichtung.
Auch wenn 1925 eine Flugreise wirklich nur für sehr wenige sehr wohlhabende Mülheimerinnen und Mülheimer erschwinglich gewesen ist, versinnbildlichte doch die Aufnahme von Linienflügen, dass Mülheim verkehrstechnisch zumindest in der Luft für die Zukunft gerüstet schien.
(Ra)