Aufnahme des Unterrichts an der städtischen Musikschule
Im Mai 2013 konnte die Musikschule der Stadt Mülheim an der Ruhr auf sechs Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurückblicken. Dabei reichen die Anfänge städtischer Musikpädagogik weit über das offizielle Gründungsjahr 1953 hinaus. Bereits 1925 gab es unter Kreisjugendpflegerin Christel Terjung erste Ansätze, in den Jugendheimen Sing- und Spielkreise zu etablieren sowie Wochenendtagungen für Chor- und Singkreisleiter nach Mülheim zu holen. Die Vermittlung von Gesang, Tanz und Instrumentalmusik war zu jener Zeit beim Amt für Leibesübungen und Jugendpflege und seinem legendären Leiter Martin Gerste angesiedelt und wurde – zusammen mit dem Sport – als soziale, weniger als kulturelle Aufgabe betrachtet.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs lag die städtische Jugendpflege weitgehend brach und wurde erst nach 1945 wiederbelebt. Das Jugendamt nahm die Arbeit nach bewährtem Muster wieder auf und bot in den Jugendheimen unter anderem Lehrgänge für Gitarre an. Da sich der zuständige Dozent Karl Zatloukal ebenso gut mit dem Bau von Instrumenten auskannte, wurde das Programm entsprechend erweitert: Bambusflöten, Tischharfen und Diskantfideln entstanden unter seiner Anleitung. Zwei Damen – Elfriede Thomas und Ruth Sieler – wurden als Lehrerinnen für Blockflöte verpflichtet; erstere übernahm zudem noch einen Singkreis sowie einen Instrumentalkreis für Hausmusik. Dieses musikalische Engagement bildete den Grundstein für die künftige Musikschule.
Im Dezember 1952 fanden im Rathaus unter dem Vorsitz des damaligen Oberstadtdirektors Bernhard Witthaus die ersten Gespräche für das Gründungsprojekt statt. Die Studienrätin und pädagogische Mitarbeiterin des Jugendamtes Elfriede Thomas erhielt dabei den Auftrag, die Aufnahme eines geregelten Dienstbetriebs vorzubereiten. Zudem wurde sie auserkoren die Musikschule, die dem Jugendamt unterstellt sein würde, im Nebenamt zu leiten. Als „Jugendmusikschule“ sollte die Einrichtung Kindern und Jugendlichen vorbehalten sein und sich zunächst auf die Fächer Gesang, Blockflöte und rhythmisch-musikalische Erziehung beschränken.
Im Januar 1953 begann man, nach jungen Lehrern zu suchen, die bereit wären, sich beim Aufbau der Jugendmusikschule zu engagieren. Eine bunte Mischung von Musikstudenten, privaten Musiklehrern, Diplom-Rhythmiklehrern, Volksschullehrern, und Jugendgruppenleitern fand so zueinander. Von Februar bis April trafen sich alle Interessierten einmal wöchentlich in einer Arbeitsgemeinschaft, wo ihnen die Grundlagen der rhythmischen, instrumentalischen und gesanglichen Pädagogik vermittelt wurden. Wochenendseminare ergänzten diese Schulungen. Gleichzeitig machte das Jugendamt in den Mülheimer Schulen gezielt Werbung, um die sieben- bis zehnjährigen Schülerinnen und Schüler zum Besuch der Jugendmusikschule zu motivieren. Die Resonanz war enorm: Rund 420 Kinder meldeten sich an, so dass die städtische Musikschule am 4. Mai 1953 – zunächst noch dezentral in Schulen und Jugendheimen verteilt über das Stadtgebiet – den Unterricht aufnehmen konnte.