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4. November 1946

Erste Sitzung einer frei gewählten Stadtvertretung nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 4. November 1946 nachmittags um 16 Uhr trat in der festlich geschmückten Aula des Staatlichen Gymnasiums an der Von-Bock-Straße die erste, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges frei gewählte Stadtvertretung zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Bei den Kommunalwahlen im Oktober desselben Jahres waren 39 Männer und Frauen gewählt worden, um von nun an als Vertreter der Bürgerschaft die Geschicke Mülheims zu lenken. Als Sitzungsort musste die Aula dienen, da es im Rathaus nach wie vor wegen der Kriegsschäden keinen geeigneten Raum gab, der für eine solche Sitzung groß genug gewesen wäre. 

Neben den gewählten Stadtverordneten, den leitenden Beamten und Beigeordneten der Stadtverwaltung, hochrangigen Vertretern der britischen Militärbehörde in Mülheim und Vertretern der Mülheimer Dienststelle des Schwedischen Roten Kreuzes waren zahlreiche Bürgerinnen und Bürger bei dieser ersten Sitzung anwesend. Die historische Bedeutung dieser Sitzung wurde durch Blumenschmuck und ein musikalisches Begleitprogramm angemessen unterstrichen. 

Im Mittelpunkt der Tagesordnung stand die Amtseinführung und Vereidigung der Stadtverordneten sowie die Wahl des Oberbürgermeisters und seines Vertreters. Bis zu diesem Tag hatte Wilhelm Diederichs (CDU) die Amtsgeschäfte geführt, nachdem er im Mai 1946 von der britischen Militärregierung als Oberbürgermeister eingesetzt worden war. Nun wurde Diederichs durch den Stadtverordneten Max Kölges (ebenfalls CDU) namens der Fraktionen von CDU und SPD als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters vorgeschlagen. Die Wahl erfolgte ohne Gegenkandidaten durch Zuruf bei einer Gegenstimme der KPD und einer Enthaltung (Diederichs), so dass Wilhelm Diederichs der erste, frei gewählte Oberbürgermeister Mülheims nach dem Zweiten Weltkrieg wurde. In das Amt des Bürgermeisters wurde Heinrich Gröschner (SPD) gewählt.

In mehr oder weniger programmatischen Reden nutzten Oberst Kennedy im Namen der britischen Militärregierung, Oberbürgermeister Diederichs und verschiedene Stadtverordnete die Gelegenheit, die zukünftigen Aufgaben und demokratischen Verpflichtungen der neu gewählten Stadtvertretung zu beschreiben. Dabei genossen die unmittelbaren Herausforderungen, die Nöte, Sorgen und Probleme des Alltags und des Wiederaufbaus ganz klare Priorität. Dennoch stand an diesem Tag nicht nur die Bewältigung existenzieller und vielfach riesiger Aufgaben im Mittelpunkt. Von nun an bestimmte ein demokratisch und frei gewähltes Gremium kommunaler Selbstverwaltung die Geschicke der Stadt in wesentlichen Fragen mit. Mit der ersten Sitzung der frei gewählten Stadtvertretung hatte auch in Mülheim an der Ruhr ein demokratischer Aufbruch begonnen. 

(Ra)