Ratsbeschluss zum Gedenken an Opfer von Nationalsozialismus und Krieg
Im Jahr 1954 legten die Fraktionen der SPD, CDU und FDP im Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr einen gemeinsamen Antrag vor „betreffend Errichtung eines Mahnmales für die Opfer des Nationalsozialismus und eines Ehrenmals für die Gefallenen des letzten Krieges an den Fronten und in der Heimat“. Frühere Überlegungen, nur ein Mahnmal für alle Opfer des Krieges zu errichten, hatte man zu diesem Zeitpunkt bereits wieder fallengelassen. Neun Jahre nach Ende der NS-Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkrieges schien offenbar die Zeit reif dafür zu sein, sich wenigstens im Toten- und Opfergedenken mit der Zeit des Faschismus und des Krieges zu befassen.
Für eine kritische Aufarbeitung dieser Zeit war die bundesdeutsche Gesellschaft der Wirtschaftswunderjahre hingegen noch nicht bereit. Diese würde auch in Mülheim noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Gleichwohl beschloss der Rat der Stadt am 7. Oktober 1954 einstimmig, dem Antrag zu folgen und die beiden Denkmäler zu errichten. Vorausgegangen war eine Diskussion, in deren Verlauf der KPD-Stadtverordnete Willi Anheier deutlich machte, dass die KPD dem Antrag zur Errichtung des Ehrenmals für die Gefallenen nur dann zustimmen könne, wenn es in einer Form errichtet werde, die sich die KPD-Stadtverordneten dafür vorstellen könnten. Die daraufhin abgegebene Versicherung, dass das neue Ehrenmal nicht in der Form früherer Denkmäler errichtet werden solle, reichte der KPD für die volle Zustimmung zu beiden Denkmälern aus.
Während der Standort für das zu errichtende Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus im Luisental bereits Bestandteil des Ratsbeschlusses war, wurde die Entscheidung über einen geeigneten Standort für das Gefallenenehrenmal dem Hauptausschuss übertragen. Tatsächlich konnte bereits im November desselben Jahres für das Mahnmal im Luisental der Entwurf eines „Mannes in Ketten“ des Düsseldorfer Bildhauers Jupp Rübsam dem Hauptausschuss und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dieser Entwurf erfuhr allgemeine Zustimmung, so dass Rübsam, der bereits die Pferdegruppe vor der heutigen Realschule Stadtmitte geschaffen hatte, den Auftrag zur Ausführung erhielt. Am 21. Juli 1956 konnte das Mahnmal feierlich enthüllt werden.
Die Errichtung des Ehrenmals für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs zog sich indes hin, da Fragen des Standortes und der künstlerischen Gestaltung lange Zeit nicht entschieden wurden. Erst im Jahre 1966 erhielt der Kölner Bildhauer Prof. Gerhard Marcks den Auftrag zur Gestaltung des Ehrenmals. Die aus einem Block schwarzer Basaltlava herausgearbeitete Skulptur einer liegenden Gestalt mit dem Titel „Das Opfer“ wurde schließlich am 11. August 1968 am Altstadtfriedhof eingeweiht.
(Ra)