Hinrichtung von Günther Smend
Im Juli 2024 jährt sich zum achtzigsten Mal das gescheiterte Attentat des militärischen Widerstands auf Adolf Hitler. Am 20. Juli 1944 hatte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg zusammen mit anderen hohen Offizieren der Wehrmacht versucht, Hitler zu töten, um so dem sinn- und aussichtslos erscheinenden Krieg ein Ende zu bereiten. Die meisten Verschwörer büßten diese Tat mit ihrem Leben.
Oberstleutnant Günther Smend, aufgewachsen in Mülheim an der Ruhr, gehörte als Mitwisser zu diesem Verschwörerkreis. Als Adjutant von Generaloberst Zeitzler, dem Generalstabschef des Heeres, war er 1943 in Kontakt gekommen mit Widerstandskreisen innerhalb des Generalstabs. Er wurde in die Attentatspläne auf Hitler eingeweiht und gebeten, seinen Vorgesetzten Zeitzler zur Teilnahme an der Verschwörung zu bewegen. Die Anwerbeaktion scheiterte und sollte ihm nach dem missglückten Anschlag vom 20. Juli zum Verhängnis werden. Am 1. August 1944 wurde er auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin verhaftet, kam ins Gefängnis des Reichssicherheitshauptamtes, wurde aus der Wehrmacht ausgestoßen und der Rechtsprechung des Volksgerichtshofes und dessen Präsidenten Roland Freisler unterstellt. Dieser verurteilte Günther Smend als Mitwisser des Attentats am 30. August zum Tode durch Erhängen. Die Hinrichtung erfolgte wenige Tage später am 8. September 1944 im Gefängnis Plötzensee.
Smends Ehefrau erhielt die Nachricht vom Tod ihres Mannes erst vier Wochen später. Dank der Fürsprache eines befreundeten Generals durfte sie mit den drei Kindern in ihrer Wehrmachtswohnung in Lüneburg wohnen bleiben. Lediglich die Haushaltshilfe wurde ihr entzogen, da es "für ein deutschen Mädchen unzumutbar war, in einem solchen Haushalt zu arbeiten". Die persönlichen Habseligkeiten ihres Mannes sowie seine Briefe wurden beschlagnahmt, ebenso das Familienvermögen in Form von Bargeld und Bankkonten.
Bis Ende der 1950er Jahre kämpfte die Witwe für eine bescheidene Rente und Halbwaisenrente für ihre Kinder. Bis dahin war die Familie angewiesen auf Zuwendungen von privater Seite, insbesondere seitens der 1947 gegründeten Stiftung 20. Juli 1944. Nach Kriegsende galten Stauffenberg und seine Mitverschwörer zunächst gemeinhin als "Verräter". Der Respekt vor ihrer Tat und ihrem Mut wuchs mit den Jahren und sorgte allmählich für eine neue Sichtweise in der deutschen Öffentlichkeit.
Im Oktober 2007 kam es auf Vorschlag des Stadtarchivs zur Verlegung eines "Stolpersteins" vor Günther Smends ehemaligem Elternhaus in Mülheim an der Ruhr. Seine drei Kinder pflegen bis heute das Andenken an ihren Vater, der jüngste Sohn unter anderem als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944.
(Roe)