André Mercier wurde am 21. Juli 1917 in Goussainville, Departement Val d`Oise, Region Ile de France, geboren. Seine letzte Wohnadresse in Frankreich lautete Rue Camille Demoulins 285 an seinem Geburtsort.
In Mülheim an der Ruhr war er als Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter lange bei dem Kaufmann Karl Wilhelm Briel beschäftigt, bis er im Jahre 1944 aus dem Kriegsgefangenenlager Mülheim-Broich flüchtete. Er wurde jedoch wieder ergriffen und in ein Arbeitserziehungslager (AEL) in Düsseldorf verbracht. Bei einem Bombenangriff flüchtete er wieder und meldete sich bei der Polizei in Mülheim-Saarn als "Zivilfranzose" unter dem Namen Jean Dupier. Daraufhin erhielt er Arbeit bei dem Schmiedemeister Plönes, Mülheim-Selbeck, Kölner Straße 401. Aufgrund einer Augenverletzung kam er in die Augenheilanstalt und besuchte am 5. April 1945 Karl Briel. An diesem Tag wurden Mercier (alias Dupier) und Briel auf der Straße festgenommen und in das Polizeigefängnis an der Von-Bock-Straße 50 gebracht. Einen Tag später wurde auch Kurt Bruno Ullrich verhaftet. Für ihn und Karl Briel wurden auch „Stolpersteine“ verlegt.
Grundlage für die Verhaftung der drei Mülheimer war die öffentliche Anzeige eines Holländers namens Josephus Wilhelminus van Orth, dessen Motive bis heute nicht genau geklärt sind. Der Denunziant hatte Briel bezichtigt, eine Untergrundbewegung ins Leben gerufen zu haben, deren Mitglieder (unter anderem Ullrich und der französische Zwangsarbeiter Mercier alias Dupier) in der Hoffnung auf eine baldige Kapitulation Deutschlands heimlich Fahnen der alliierten Streitkräfte genäht hätten. Am 8. April 1945, transportierten die Gestapobeamten Wolters und Schoppmüller aus Oberhausen die Gefangenen gemeinsam zum Bunker nach Essen-Bredeney. Dort ordnete der Mülheimer NSDAP-Kreisleiter Camphausen an, die Drei ins Gestapo-Haus nach Essen zu bringen.
Die Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte der Stadt Mülheim an der Ruhr schrieb in einem Brief an den britischen Sicherheitsdienst in Hagen-Haspe vom 4. Februar 1947, dass sich dort ihre Spur verliert. Die englische Untersuchungskommission in Hagen konnte ermitteln, dass die drei Mülheimer nach Dortmund-Hörde ins Auffanglager "Phönix" gebracht wurden. Von dort sind sie am 10. oder 11. April 1945 (nur zwei Tage bevor Dortmund befreit wurde) mit einer Gruppe von 36 bis 38 Männern zur Exekution abtransportiert worden. Die später gefundenen Leichen waren ohne Oberbekleidung. Außerdem fehlten Eheringe und anderer Schmuck.
Verlegeort Dickswall, Fußgänger-Überweg Kaiserplatz zum Forum [früher Bachstraße 48]
Verlegedatum 24. Mai 2019
Verfasst von W. von Gehlen