Elisabeth ("Bettina") Arnfeld wurde am 17. März 1875 in Gau-Algesheim als Tochter von Hieronymus Seligmann und seiner Frau Anna, geborene Levi, geboren. Sie besuchte die Höhere Töchterschule im nahegelegenen Bingen und heiratete im Sommer des Jahres 1900 den jüdischen Kaufmann Adolf Arnfeld aus Mülheim an der Ruhr. Aus dieser Ehe ging 1902 der gemeinsame Sohn Heinz hervor. Bettina Arnfelds Ehemann Adolf, der seinem älteren Bruder Max Anfang der 1890er Jahre aus dem pommerschen Polzin nach Mülheim gefolgt war, betrieb gemeinsam mit diesem ein Geschäft für Stoffe und Bekleidung. Der Firmensitz war zunächst am Löhberg, später dann in der Wallstraße, wo die Familie Arnfeld auch ihre private Wohnung hatte.
Nach dem Tod von Adolf Arnfeld im Mai 1927 zog seine Frau mehrfach innerhalb Mülheims um und wohnte zuletzt in der Delle 29. Von hier aus wurde sie am 21. Juli 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und starb dort unter ungeklärten Umständen am 23. Januar 1943.
Ihr Sohn Heinz hatte nach dem Abitur am Staatlichen Gymnasium und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Freiburg und Köln zunächst im väterlichen Unternehmen in Mülheim als Prokurist gearbeitet. Nach dessen Tod wechselte er nach Köln und nahm dort ein Studium der Rechtswissenschaft auf. Seit 1931 als Referendar am Amtsgericht in Wesel tätig, wurde Heinz Arnfeld auf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums im September 1933 aus rassischen Gründen entlassen. Nach einer kurzen Inhaftierung 1938 im Konzentrationslager Dachau entschied er sich im April 1939 zur Auswanderung nach Großbritannien, wo er im Gegensatz zu seiner Mutter den Holocaust überlebte und sich ein neues Leben aufbaute.
Verlegeort Delle 29
Verlegedatum 8. Mai 2014
Verfasst von J. Roepstorff