Max Lucas wurde am 18. August 1858, als Sohn der Eheleute Joseph und Bertha Lucas, geborene Steinberg, in Mülheim an der Ruhr geboren. Familie Lucas war eine alteingesessene Familie jüdischen Glaubens und als Metzger beziehungsweise Pferdemetzger tätig. Max hatte drei Brüder und drei Schwestern, von denen zwei schon im Kleinkindalter verstarben.
Max Lucas war verheiratet mit Bettina (genannt Betty) May, geboren am 21. März 1863, in Niedermendig, Kreis Mayen. Wann und wo die Eheleute die Ehe schlossen, ist nicht bekannt. Nachforschungen ergaben, dass die Ehe nicht in Mülheim geschlossen wurde. Deshalb ist zu vermuten, dass die Ehe, wie damals vielfach üblich, am Wohnort der Braut geschlossen wurde. Zur Familie Max Lucas gehörten die am 11. Januar 1883 in Mülheim geborene Tochter Irma und der am 12. Juni 1891 ebenfalls in Mülheim geborene Sohn Ernst Jacob. Irma Lucas heiratete am 30. Juni 1917 Leo Marcus, bekam 1918 eine Tochter mit dem Namen Helga und emigrierte mit ihrer Familie nach Uruguay.
Max Lucas war wie bereits sein Vater Viehhändler. Im Hause Eppinghofer Straße 160, in dem auch Ernst Jacob geboren wurde, betrieb er eine Metzgerei. Möglicherweise stehen die später vermerkten Umzüge im Zusammenhang mit der zuvor geschlossenen Ehe. Jedenfalls sind in den Jahren 1892 zur Aktienstraße 56, 1897 zur Charlottenstraße 55, 1899 zur Sandstraße 8, und 1901 zur Sandstraße 4 (im Adressbuch ist unter dieser Anschrift der Zusatz „Viehhändler“ vermerkt) Umzüge der Familie im Mülheimer Stadtgebiet beschrieben.
Ernst Jacob Lucas besuchte von 1900 bis 1905 die städtische Oberrealschule (das heutige Karl-Ziegler-Gymnasium). In der Schülerliste ist sein Berufswunsch mit dem Hinweis „Bankfach“ angegeben. Den Beruf des Bankkaufmanns hat er dann schließlich auch erlernt und von 1916 bis 1920 als Leiter der Devisenabteilung des Barmer Bankvereins Duisburg gearbeitet. Anschließend war er bis 1932 Prokurist des Bankhauses Siegfried Falk in Düsseldorf. Ernst Jacob Lucas gab in seiner Wiedergutmachungsakte an, seit 1932 selbständiger Bankier mit Börsenzulassung gewesen zu sein. Allein diese Zulassung habe den Nachweis eines Barvermögens von 100.000 RM vorausgesetzt. Am 1. April 1933 ist er aus „Gründen der Rasse“ von der Börse ausgeschlossen worden.
Max Lucas hat in den Jahren 1930 bis 1933 als Viehhändler gearbeitet und jährlich Gewerbesteuer in Höhe von 1.670 RM, 1.540 RM, 1.000 RM und 1.700 RM gezahlt. Im Herbst 1933 hat er sein Gewerbe auf(ge)geben (müssen). Am 14. September 1933 sind die Eheleute Max und Betty Lucas nach Düsseldorf, Schadowstraße 72, umgezogen. Dann wohnten sie von 1934 bis 1938 in dem jüdischen Altenheim Rosenau in Essen-Werden am Pastoratsberg 15. Als dieses aufgelöst wurde, zogen sie am 18. November 1938 wieder nach Mülheim, in das Haus Bahnstraße 21. 1936 beantragten sie bei der Staatspolizeidienststelle Düsseldorf, Außenstelle Essen, einen Familienpass. Als Grund gaben sie an, ihre kranke Tochter, die seit August 1932 in Scheveningen/Holland, Amsterdamstraße 6, als Frau Leo Markus lebe, besuchen zu wollen. Der Pass wurde ausgestellt, weil gegen die Eheleute „weder in politischer, strafrechtlicher noch in steuerlicher Hinsicht etwas vorlag“. Dennoch wurde ihre Post für vier Wochen von der Staatspolizei kontrolliert.
Max und Betty Lucas mussten am 30. Mai 1942 in das ehemalige Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Mülheim in der Löhstraße 53, das als sogenanntes „Judenhaus“ genutzt wurde, umziehen. Von hier erfolgte am 21. Juli 1942, mit dem Transport von Düsseldorf-Derendorf, ihre Deportation nach Theresienstadt. Dort wurde Max am 18. Oktober 1942 ermordet. Seine Ehefrau Betty wurde am 24. Januar 1943 ebenfalls in Theresienstadt umgebracht.
Zwei Tage vor dem Umzug seiner Eltern nach Düsseldorf, am 12. September 1933, ist Ernst Jacob Lucas nach Brüssel geflohen, offensichtlich aufgrund der politischen Verhältnisse in Deutschland. Zwischen 1940 und 1944 versteckte er sich in Frankreich und kehrte danach wieder nach Belgien zurück. Er hat die NS-Zeit überlebt. Er wird in der Wiedergutmachungsakte als „Alleinerbe“ bezeichnet. Möglicherweise ist seine Schwester Irma in der Zwischenzeit verstorben.
Verlegeort Bahnstraße 21
Verlegedatum 31. Januar 2017
Verfasst von W. von Gehlen