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Familie Hugo Meyer

Der am 31. März 1891 in Mülheim an der Ruhr geborene Hugo Meyer war Sohn des Metzgermeisters Levi Meyer, der eine eigene Metzgerei betrieb, und seiner Ehefrau Selma, geborene Simson. Er wohnte seit seiner Geburt bei seinen Eltern im Hause Kohlenkamp 1. Hugo Meyer wechselte zwischen 1911 und 1914 mehrmals seinen Wohnsitz zwischen Mülheim, Oberhausen, Trier, K[C]assel und Düren. Zwischenzeitlich war er dann in der Wertgasse 3 [4] gemeldet. Er muss auch im Ersten Weltkrieg gedient haben, weil auf der Einwohnermeldekarte vermerkt ist, dass er „aus franz. Gef[angenschaft] zur[ück]“ ist, bevor er sich 1920 nach Fulda abmeldete, vermutlich zu seiner späteren Frau. Er heiratete nämlich die am 13. März 1896 in Guxhagen, Kreis Melsungen in Hessen-Nassau, geborene Malchen Katz am 19. Juli 1921 vor dem Standesamt Guxhagen. Am 25. Juli 1921 wurde dort der Sohn Martin geboren. Auch ihre Tochter Karola kam dort am 16. August 1924 zur Welt.

Seit 1926 wohnte die Familie in (Duisburg-)Hamborn, Almastraße 7. Hugo betrieb dort eine Metzgerei. Zum 6. Januar 1932 zog die Familie nach Mülheim und wohnte im Hause Wertgasse 33, wo sie ein Metzgereigeschäft führten. Nachdem 1925 der Vater Levi Meyer im Alter von 66 Jahren verstorben war, übernahm seine Ehefrau Selma das Geschäft, das sie 1930 auf ihren Sohn Richard übertrug. Hugo Meyer übernahm das Geschäft dann am 27. September 1933 von seinem Bruder. Die Metzgerei war unter der Anschrift Wertgasse 33, wo die Familie auch wohnte, angemeldet. 

Sohn Martin wurde Dekorateur. 1935 muss Hugo seine Metzgerei aufgeben und die Familie zieht in die Georgstraße 30. Der Erbauer dieses Hauses, Kammerjäger und Kaufmann Leopold Freund, war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben und sein Sohn Ludwig seit 1934 in die USA emigriert. Leopolds Witwe Babetta folgte später ihrem Sohn in die USA. Die Familie Meyer bekommt immer mehr die zunehmenden Restriktionen gegen die jüdische Bevölkerung zu spüren. Zur Ernährung der Familie bleiben Martin und seinem Vater nur schlecht bezahlte Hilfsarbeiten, oft im Tiefbau. Die Familie zog 1936 kurzzeitig in die Oberhausener Straße 56 und kehrte 1937 in die Georgstraße 30 zurück. 

Nach Abschluss der Schule im Jahr 1939 gelingt es Karola am 7. März 1939 zu Bekannten nach Brüssel zu ziehen und Deutschland zu verlassen. und dort eine Ausbildung zur Friseurin zu machen. Sie kann sich dadurch zunächst den Schikanen des Regimes entziehen. 

Das Haus Georgstraße 30 ist für Hugo und Malchen Meyer sowie von ihrem Sohn Martin die letzte Anschrift auf der Einwohnermeldekarte, bevor der Vermerk folgt: „21.4.42 n.[ach] unbekannt Abwanderung“.

Hinter dieser Formulierung verbirgt sich das Datum der Deportation der Familie. Die Deportation der Familie begann mit einem Schreiben, das ihnen Mitte April 1942 zugestellt wurde. Es gab ihnen auf, sich am 20. (oder frühmorgens am 21.) April im Barackenlager Holbeckshof – oder alternativ im Betsaal des Essener Gemeindehauses Hindenburgstraße einzufinden. Vom Hauptbahnhof Essen wurden sie am 21. April 1942 mit dem Sonderzug „Da 125“, der aus fünf bis sieben Personen- und zwei Güterwagen bestand, mit 353 Juden aus Essen und Umgebung nach Düsseldorf-Derendorf überführt. Dort, im Sammellager am Schlachthof, wurde über Nacht die Gesamtgruppe aus dem Bereich der Staatspolizeidienststelle Düsseldorf zusammengestellt. Der Transport mit 387 Männern und 684 Frauen, in insgesamt 20 Wagen, verließ den Bahnhof Derendorf am 22. April 1942, um 11.06 Uhr, mit dem Sonderzug „Da 25“. Zielort des Transportes war ursprünglich Trawniki. Allerdings wurde als Zielort kurz vor der Abfahrt „Izbica“ festgelegt. In dem dortigen Durchgangslager verblieben die Deportierten bis etwa Oktober 1942. Postkarten aus dieser Region erreichten innerhalb dieses Zeitraums (von April bis Oktober 1942) Familienangehörige im Rheinland und im Ruhrgebiet. Im Oktober 1942 wurden die Verschleppten zu einem Vernichtungslager, vermutlich Sobibor, transportiert; andere Deportierte vielleicht auch nach Belcec. 

Hugo, Malchen und Martin Meyer wurden vom Amtsgericht Mülheim an der Ruhr mit Datum 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Auch Karola wird am 31. Juli 1943 vom belgischen Mechelen (Malines) nach Auschwitz in das dortige Vernichtungslager deportiert. Dabei handelte es sich beim Sonderzug „XXI“ mit 1.553 Deportierten um den zweitgrößten Transport aus Mechelen (Malines) nach Auschwitz. Und auch sie ist vom Amtsgericht Mülheim an der Ruhr mit Datum 31. Dezember 1945 für tot erklärt worden.

 

Verlegeort Georgstraße 30

Verlegedatum 31. Januar 2017

Verfasst von W. von Gehlen