Ernst Rosenthal, geboren am 27. Dezember 1889 in Östrich/Rheingaukreis Hessen-Nassau, und seine Frau Elise genannt Elly, geboren am 17. Februar 1893 als Elise Jac(k)obs in Lathen (Emsland), lebten mit ihren beiden Kindern, einer Tochter und ihrem Sohn Heinz, geboren am 29. August 1927 in Herne, von 1931 bis 1933 in Mülheim an der Ruhr. Zuvor wohnte die Familie in Siegburg und kurze Zeit in Bremen. Die Familie war jüdischen Glaubens. Der Vater Ernst Rosenthal war im Ersten Weltkrieg als aktiver Frontsoldat für vier Jahre eingezogen und mit dem Eisernen Kreuz der deutschen Wehrmacht ausgezeichnet worden. Nach dem Krieg war Ernst Rosenthal Kaufmann und arbeitete als Einkäufer und Geschäftsführer bei der Firma Gebrüder Alsberg, einem Kaufhaus in der Bachstraße 36-38, unweit der Wohnung der Familie in der Bachstraße 48. Die Familie war finanziell abgesichert, hatte eine Haushaltshilfe und konnte sich mehrere Urlaube im Jahr leisten.
1933 verlor Ernst seine Anstellung bei Alsberg und die Familie emigrierte im Dezember 1933, laut Einwohnermeldekarte am 20. November 1933, nach Amsterdam. Dort eröffneten Ernst und Elise Rosenthal einen Kleider-Konfektionsbetrieb, da Elise Rosenthal Schneiderin war. Die Tochter besuchte von Ostern 1932 bis zum Wegzug am 1. Dezember 1933 das Lyzeum an der Kaiserstraße in Mülheim. Heinz ging aus Angst vor Belästigungen durch arische Mitschüler in keine Schule in Mülheim. In Amsterdam besuchten die Geschwister eine Oberrealschule, von der Beide vorzeitig abgingen, weil sie im elterlichen Betrieb mitarbeiten mussten und weil sie auch hier verfolgt wurden. Ihre Berufswünsche, ein Medizinstudium aufzunehmen beziehungsweise in die Fußstapfen des Vaters zu treten und ebenfalls Kaufmann zu werden, blieb beiden Kindern verwehrt.
Ein erster Aufruf zur Deportation im Juli 1942 konnte wegen der Frontkämpferpapiere des Vaters noch zurückgestellt werden. Am 28. November 1942 wurde die Familie jedoch in das niederländische Durchgangslager Westerbork deportiert. Heinz und die Eltern Ernst und Elise wurden von dort am 14. September 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie am 17. September 1943 ermordet wurden. Freunde der Familie hatten zuvor noch versucht, für die Eltern und den Sohn ein Zertifikat für die Ausreise nach Amerika zu besorgen. Die Anfrage hatte sogar Erfolg, allerdings trafen die offiziellen Papiere erst eine Woche nach dem Transport nach Auschwitz ein.
Die Tochter überlebte. Sie war bis zum 15. Februar 1944 in Westerbork inhaftiert und wurde von dort nach Bergen-Belsen gebracht. Hier traf sie unter anderem auf Anne Frank, mit der sie lange Gespräche führen konnte. Am 23. April 1945 wurde sie nach Troebitz gebracht und dort am selben Tag von russischen Truppen befreit. Sie kehrte nach Kriegsende nicht nach Deutschland zurück.
Verlegeort Leineweberstraße 86 [früher Bachstraße 48]
Verlegedatum 31. Januar 2017
Verfasst von AG Stolpersteine der Realschule Mellinghofer Straße