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Johann Adelhütte

Die alteingesessene Familie Adelhütte wird 1776 erstmals urkundlich in Mülheim an der Ruhr erwähnt. Johann Wilhelm Heinrich wurde am 3. Januar 1905 als erstes Kind seiner Eltern, des Gerbertagelöhners Johann Wilhelm Adelhütte und der Anna Adelhütte verwitwete Schiffmann geborene Schlieper, in Holthausen-Mülheim an der Ruhr geboren. Seit 1911 wohnte Johann auf der Friedenstrasse 52 (Pettenkoferstraße 2). Das Heranwachsen war nicht nur vom Arbeitsalltag geprägt, sondern auch von den spätabendlichen gemeinsamen Stunden im Familienverband. Johanns Vater war sehr belesen und gestaltete die späten Abendstunden mit Lesen, Erzählen und Diskutieren. So wuchs Johann heran und schon mit 13 Jahren entwickelte er politisches Interesse. Eine seiner Lektüren war zum Beispiel die damalige Arbeiterzeitung.

Nach Beendigung der Volksschulzeit begann er im Januar 1919 eine Lehre bei der Demag (Deutsche Maschinenbau-Aktiengesellschaft) in Mülheim an der Ruhr als Maschinenschlosser. Seine Lehrzeit beendete er im Januar 1923. Sein politisches Interesse hatte ihm im Jahre 1927 wegen Landfriedensbruch einen dreimonatigen Gefängnisaufenthalt eingebracht, verurteilt wurde er jedoch am 27. Januar 1928 zu insgesamt sechs Monaten Gefängnisstrafe. 1929 wurde er dann aktives Mitglied der KPD in Mülheim an der Ruhr. Bis zum Jahre 1930 fand er verschiedene Anstellungen in Mülheim als Geselle in seinem erlernten Beruf und konnte so die große Familie unterstützen. Doch mit der Wirtschaftskrise kam auch für ihn die Erwerbslosigkeit. Als Erwerbsloser wurde er dann zur Pflichtarbeit eingeteilt. In der ihm verbleibenden freien Zeit engagierte er sich zunehmend für die Parteiarbeit und war in der Funktion als Unterkassierer bis 1932 tätig.

1933 kam es zum Verbot der KPD. Versuche einer Reorganisation wurden gestartet. Während dieser Zeit kam Johann zweimal in Schutzhaft. Im Jahre 1934 wirkte Johann als organisatorischer Leiter in der Ortsgruppe Mülheim. Es kam zu einer erneuten Verhaftung am 30. Oktober 1934 durch die Gestapo. Am 27. November 1934 wurden Johann Adelhütte und Agnes Gumpert Eltern eines Mädchen. Die Eltern blieben zum Schutz der Agnes Gumpert und des Kindes unverheiratet, das Mädchen wurde in Johanns Familie aufgenommen. 

Bis zum Gerichtsurteil am 29. Mai 1935 des OLG Hamm war er im Gerichtsgefängnis Essen inhaftiert. Das OLG verurteilte ihn zu sechs Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat. In diesem Prozess erhielt er von allen 57 Angeklagten die Höchststrafe. Er wurde in verschiedene Strafanstalten verlegt, bis er im Sommer 1937 in das Strafgefangenlager Aschendorfer Moor (Emsland) für knapp drei Jahre kam. Dort war er einer der Moorsoldaten. Ein Gnadengesuch wurde am 13. April 1940 vom OLG abgelehnt. Im Sommer 1940 wurde er in das Zuchthaus Hamburg Fuhlsbüttel verlegt. Über die Gestapoleitstelle Hamburg entließ man ihn am 2. November 1940 nach Mülheim an der Ruhr mit der Auflage einer täglichen Meldepflicht. Im Frühjahr 1941 bekam er von der Wehrmacht den Ausschliessungsschein, für den Frieden und den Krieg.

Johann und Agnes heirateten im Sommer 1942. Im Januar 1943 kam dann zu der Tochter ein Sohn hinzu. In den folgenden zwei Jahren, vor der Einberufung am 25. Januar 1943  in das Strafbattalion 962/99 (Afrikabrigade), arbeitete er zwölf Stunden täglich. Im Anschluss musste er sich bei der Gestapoleitstelle melden. Für politische Aktivitäten war kein Freiraum mehr. Er musste sich am 29. Januar 1943 auf dem Truppenübungsplatz ´Süsselbeck` in Oberhausen melden. Von dort wurde er zum Heuberg deportiert. Weitere Stationen waren Patras, wo er an Malaria erkrankte, und Baumholder. So kam er im März 1945 bis zum Frühjahr 1946 in amerikanische Gefangenschaft.

Nach seiner Rückkehr wurde er in Mülheim von der britischen Militärpolizei verhaftet und kam in britische Gefangenschaft bis Ende September 1947. Die Begutachtungen der Ärzte über seine körperlichen und seelischen Schäden durch die Inhaftierungen, Kriegseinsätze und die Gefangenschaften waren bis zu seinem Tode am 23. Juni 1975 nicht abgeschlossen. Johann Adelhütte wurde 70 Jahre. Er ist in Mülheim an der Ruhr auf dem Hauptfriedhof beerdigt.

 

Verlegeort Pettenkoferstraße 2

Verlegedatum 24. Mai 2019

Verfasst von G. Litsios

 


Zeitzeugeninterview mit Johann Adelhütte

Zeitzeugeninterview mit Johann Adelhütte und Günter Daus