Johann Kaiser wurde am 28. Februar 1888 in Deutsch-Okonin, Kreis Schwetz, geboren. Nach dem Besuch der achtklassigen Volksschule machte er eine Schlosserlehre. Er war verheiratet mit Hermine Katharina Helene Meyer. Aus der Ehe stammt ein gemeinsamer Sohn. Im Jahre 1910 zog er von Duisburg-Hamborn nach Mülheim und wohnte dort zunächst in der Bruchstraße 10a, dann in der Lagerstraße 33 und schließlich seit Ende 1921 in der Hindenburgstraße 140 (heutige Friedrich-Ebert-Straße).
Der berufliche Werdegang von Herrn Kaiser lässt sich nur bruchstückhaft rekonstruieren. So war er unter anderem vom Ende 1935 bis Anfang 1937 bei den Deutschen Eisenwerken in Mülheim (Friedrich-Wilhelms-Hütte) als Sandputzer tätig und später, nach der Verbüßung seiner Haftstraße, als Gussputzer bei der Mülheimer Firma Friedrich Knoops.
Im Januar 1937 wurde er als Sympathisant der KPD unter dem Verdacht der „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und vom OLG Hamm am 20. Januar 1938 zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Darüber hinaus wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für drei Jahre aberkannt. Die Strafe saß er im Zuchthaus Lüttringhausen ab, von wo er im Juli des Jahres 1940 entlassen wurde. Vermutlich im Zuge allgemeiner Razzien gegen Gegner des NS-Regimes infolge des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde Johann Kaiser im September 1944 von der Gestapo Düsseldorf verhaftet und in das Konzentrationslager Flossenbürg eingeliefert. Die Überstellung an das Konzentrationslager Mauthausen folgte im Oktober desselben Jahres. Hier starb Johann Kaiser an „Herzschwäche und allgemeinem körperlichen Verfall“.
In einem Schreiben vom 20. Januar 1945 teilt der Kommandeur des Konzentrationslagers Mauthausen der Ehefrau des Verstorbenen mit: „Ihr Ehemann Johann Kaiser ist am 19.01.1945 an Herzmuskelschwäche im hiesigen Krankenbau gestorben. Die Leiche wurde am 20.01.1945 im staatlichen Krematorium eingeäschert. Gegen die Ausfolgung der Urne bestehen, wenn eine Bescheinigung der örtlichen Friedhofsverwaltung beigebracht wird, keine Bedenken. Eine Sterbeurkunde können Sie bei Einsendung der Gebühr von RM 0,72 beim Standesamt Mauthausen II (12b), Mauthausen/Oberd. anfordern. gez. i.A. Schulz –SS Obersturmführer“.
Verlegeort Friedrich-Ebert-Straße 140
Verlegedatum 5. März 2008
Verfasst von H.D. Strunck