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Johannes vom Bruch

Johannes vom Bruch wurde am 28. Februar 1919 in Mülheim an der Ruhr geboren. Er litt unter diversen Kinderkrankheiten, lernte erst spät laufen und wiederholte eine Klasse der Volksschule. Weil er auch seine Lehre als Klempner nicht abschließen konnte, arbeitete er als Hilfsarbeiter bei der AEG in Mülheim. Der Vater bezeichnete seinen Sohn als Sorgenkind.  Trotz seiner geistigen Behinderung führte er aber zunächst ein ganz normales Leben als zukünftiger „Volksgenosse“, er trat in die Hitlerjugend ein und wurde Mitglied der SA. Als er im April 1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen wurde, fiel seine schwache geistige Konstitution auf und man zog ihn zu niederen Arbeiten wie dem Toilettenreinigen heran. 

1940 wurde Johannes Soldat. In Russland erkrankte er an Malaria. Nach überstandener Krankheit gelangte er über seinen Ersatztruppenteil in Aachen wieder nach Russland. Seine Vorgesetzten nahmen auf sein geistiges Vermögen keine Rücksicht, sondern versuchten, den jungen Mann mit Druck und Strenge zu einem „richtigen“ Soldaten zu machen. Beim Knüppeldammbau trieben sie Johannes bis an die Grenze seiner körperlichen Belastbarkeit, und das führte schließlich zu seinem völligen seelischen und körperlichen Zusammenbruch. Beim Ersatztruppenteil in Aachen, zu dem er zurück geschickt wurde, legten seine Vorgesetzten seine schwache Konstitution als „Schwerverbrechertum“ aus. Er wurde aus der Wehrmacht entlassen und nach Mülheim zur Kriminalpolizei überstellt, da die örtliche Gestapoabteilung bereits geschlossen hatte. Nach zwei Tagen wurde er entlassen und nahm seine Arbeit bei der AEG wieder auf. 

Die Eltern versuchten ihren Sohn wieder aufzubauen, denn er litt unter starkem Gewichtsverlust und Depressionen. Selbst die Ausübung der motorischen Fähigkeiten war nur unter ständigem Einsatz von Hilfsmitteln möglich. Nach einer Verbesserung seines sowohl seelischen als auch körperlichen Zustandes, arbeitete der junge Mann von 1942 bis 1943 in der Fabrik, bis er eines Tages von der Staatspolizei Mülheim an der Ruhr vorgeladen wurde. Von dort kehrte er nicht mehr ins öffentliche Leben zurück. Der Vater wandte sich in seiner Verzweiflung sogar schriftlich an Goebbels mit der Bitte, den geistig und körperlich stark angegriffenen Sohn in die Obhut der Eltern zu entlassen, aber das brachte ihm nur eine Vorladung bei der Gestapo ein. Er sollte sich dort schriftlich verpflichten, alle Nachforschungen bezüglich seines Sohnes einzustellen. Der Vater lehnte ab und wurde daraufhin 20 Stunden in Einzelhaft genommen. Nur mit Rücksicht auf seine schwerkranke Frau willigte er schließlich ein.

Die Gestapo überstellte Johannes vom Bruch in das Konzentrationslager Buchenwald, wo er am 23. Dezember 1944 verstarb. Die näheren Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Erst einen Monat später erhielten die Eltern Nachricht vom Ableben ihres Sohnes.

 

Verlegeort Düsseldorfer Straße 58

Verlegedatum 5. März 2008

Verfasst von H.W. Nierhaus