Juliane Tobias wurde am 3. August 1886 als Kind jüdischer Eltern in Heimbuch im Kreis Neuwied geboren. Sie hatte drei Geschwister, die im Gegensatz zu ihr den Zweiten Weltkrieg überlebten. Ihr jüngerer Bruder Max, geboren 1894, wohnte zuletzt in Köln, ebenso ihre jüngere Schwester Lina, geboren 1888. Ihre ältere Schwester Sophia, geboren 1881, wanderte aus und lebte zuletzt in New York. Juliane Tobias wohnte ab 1928 in Mülheim an der Ruhr. Über die Zeit vor 1928 liegen keine Informationen über ihr Leben vor. Sie war Verkäuferin im Textilfachbereich und zuletzt Abteilungsleiterin der Firma Rachelmann & Co. in Mülheim. Allerdings war sie seit April 1933 erwerbslos, da ihr die Berufsausübung durch die Nationalsozialisten verboten wurde.
Zuerst zog sie in die Kalkstraße 3, wo sie von August 1928 bis Januar 1933 wohnte. Hier mietete sie bei Heinrich Krüger ein möbliertes Zimmer in seiner Wohnung. Nach Aussage ihres Vermieters arbeitete sie während dieser Zeit bei einer Firma in Wuppertal-Elberfeld und als Abteilungsleiterin bei der Firma Husten in Duisburg. Von 1933 bis 1938 wohnte Juliane Tobias in der Bülowstraße 26, war aber dort laut Aussage der Vermieterin nicht als Mieterin eingetragen. Wahrscheinlich war sie Untermieterin bei der Familie des Architekten August Winter, die 1938 verzog. Von April 1939 bis September 1939 lebte sie in der Auerstraße 23, einem der späteren sogenannten Judenhäuser. Dann zog sie für sechs Wochen nach Köln. Es ist zu vermuten, dass sie dort bei ihren Geschwistern wohnte. Im Oktober 1939 zog sie wieder zurück nach Mülheim und wohnte zunächst im Kohlenkamp 9, später in der Eppinghofer Straße 83. Dies sollte ihr letzter freigewählter Wohnsitz sein.
Nach einer Zwangseinweisung in das Judenhaus Auerstraße 23 im Oktober 1941 wurde sie am 10. Dezember 1941 nach Riga (Lettland) zwangsdeportiert. Wie es ihr dort erging und ob und wohin sie weiter verbracht wurde, ist nicht bekannt. Zum 31. Dezember 1945 wurde sie für tot erklärt.
Verlegeort Eppinghofer Straße 83
Verlegedatum 7. Dezember 2009
Verfasst von AG Stolpersteine der Realschule Mellinghofer Straße