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Martha und Karl Jonas

Karl Jonas wurde am 23. Mai 1870 im niederrheinischen Schermbeck, Kreis Rees, geboren. Im Alter von 30 Jahren heiratete er die aus Mülheim stammende, sechs Jahre jüngere Martha Cahn, Tochter des Metzgers Isaak Cahn und seiner Frau Rosa, geborene Meier, die beide zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorbenen waren. Marthas Mutter starb schon ein Jahr nach ihrer Geburt, ihr Vater, als sie 10 Jahre alt war. Am 3. Juli 1901 erblickt ihr einziges Kind, Tochter Trude, in Mülheim das Licht der Welt. Die Familie wohnte ab 1909 im Haus von Marthas Bruder, Hermann Cahn, in der Ruhrstraße 7 in Mülheim.

Trude besucht die Volksschule und anschließend das Städtische Lyzeum (Mädchenoberschule, heute Luisenschule), wo sie Ostern 1918 ihr Abitur ablegte. Im Oktober desselben Jahres zog die Familie in die Bachstraße 8-10. Trude meldet sich im Juni 1920 nach Berlin ab, vermutlich um dort eine Beamtenausbildung zur Archivarin zu beginnen. Sie kehrte 1924 nur kurz nach Mülheim zu ihren Eltern zurück. In Berlin arbeitete Trude später als Fotografin. Da die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Juden zunehmend schwerer wurden, emigrierte sie im September 1937 in die USA, lebte in New York und nannte sich ab 1940 Jo Jonas. Sie blieb unverheiratet und gehörte vermutlich zur queeren Community. Eine Internetquelle bezeichnet sie als „Greenwich Village photographer“ im Jahr 1943 – der Stadtteil war damals das queere Zentrum New Yorks. Gemäß Zensus von 1940 teilte sie ihre Wohnung in Manhattan mit einer 24-jährigen javanischen Bühnentänzerin namens Nini Meiladeb. (Trude) Jo Jonas starb am 23. August 1992 in New York.

Ihre Eltern blieben noch bis 1933 in der Bachstraße wohnen und zogen dann im September 1933 in die Löhstraße 53. Bei diesem Gebäude handelte es sich um das Gemeindehaus der Mülheimer Synagogengemeinde. Gegen Ende der 1930er Jahre wurde dieses Haus zu einem sogenannten "Judenhaus" erklärt, in das etliche der noch in Mülheim verbliebenen Juden zwangseinquartiert wurden.

Kurz vorher, im Januar 1939, flohen Karl und Martha Jonas vor den Repressalien des NS-Regimes in die Niederlande nach Den Haag. Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande wurde das Ehepaar dort am 20. Juni 1943 verhaftet und in das Sammellager Westerbork gebracht, von wo es am 29. Juni 1943, zusammen mit circa 2.400 anderen Juden aus den Niederlanden, in das Vernichtungslager Sobibor in Polen deportiert wurde. Dort wurden sie am 2. Juli 1943 ermordet. 

Karl und Martha Jonas wurden nach dem Krieg 1945 für tot erklärt.

 

Verlegeort Löhstraße 53 [Weil das Haus nicht mehr steht, wurden die Stolpersteine in der Löhstraße unmittelbar hinter der Kreuzung mit der Kohlenstraße verlegt. Die Steine liegen etwa in der Straßenmitte, hier nur fußläufig begehbar.]

Verlegedatum 7. Dezember 2009

Verfasst von J. Roepstorff und überarbeitet von A. Fercho