Melach - genannt Max - Bergmann wurde am 4. September 1878 in Kolomear, damals Österreich-Ungarn, geboren. Er war jüdischen Glaubens und besaß die polnische Staatsangehörigkeit. Verheiratet war er mit der am 26. Dezember 1878 in Czernowitz geborenen Lucie (Süssel) geborene Pollack. Gemeinsam zog das Ehepaar, von Essen kommend, 1906 nach Mülheim und wohnte zunächst im Hause Georgstraße 32. Auf der Meldekarte ist Melach Bergmanns Beruf mit „Händler“ angegeben.
Die Familie, zu der die in den Jahren 1905, 1907 und 1910 geborenen Kinder Elfriede, Heinrich Salomon und Richard gehörten, zog 1918 in das Haus Eppinghofer Straße 74a, in dem Bergmann ein gutgehendes Manufakturwarengeschäft betrieben haben soll. 1931 überschrieb er seinem Sohn Heinrich dieses Geschäft, das als Möbel-, Manufaktur- und Konfektionsgewerbe bezeichnet war. Die Eheleute Bergmann emigrierten 1934 in die Niederlande, wo sie zunächst in Den Haag eine Wohnung fanden. Die Mülheimer Meldekarte enthält eine Eintragung, dass Lucie Bergmann am 8. Juli 1935 in Kaiserswerth starb. Sie wurde am Tage oder zwei Tage nach ihrem Tod auf dem Jüdischen Friedhof, hier in Mülheim, an der Gracht, beigesetzt.
Melach Bergmann fand in den Niederlanden keine Beschäftigung. Im Wiedergutmachungsantrag seines Sohnes Dr. Richard Bergmann ist erwähnt, dass er von seiner inzwischen auch in den Niederlanden lebenden Tochter Elfriede unterstützt worden sein soll. Er lebte von Mai 1940 bis April 1943 in Gouda, Am Lage Gouwe 144. Im April 1943 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Westerbork gebracht, von wo aus er am 13. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde. In einer Bestätigung des Niederländischen Roten Kreuzes ist der 16. April 1943 als sein Todesdatum angegeben.
Melach Bergmanns Tochter Elfriede verzog 1927 nach Duisburg. Sie heiratete dort den Kaufmann Julius Berg. Am 18. Januar 1928 wurde hier die Tochter Eleonore geboren. Der Sohn Rudi Ludwig Berg kam am 30. Januar 1930 ebenfalls in Duisburg zur Welt. Die Familie verzog 1931 nach Wassenaar, Hogeweg 16 in die Niederlande. Hier hat Elfriede später ihren Vater unterstützt. Im Januar 1943 wurde die Familie im Lager Westerbork interniert und am 31. August 1943 nach Auschwitz deportiert, wo Elfriede und ihre beiden Kinder am 3. September 1944 ermordet wurden. Ihr Ehemann Julius Berg starb am 31. März 1944 in Polen (Ort unbekannt).
Sohn Heinrich lebte von 1927 bis 1930 in Hamm und Hamburg, bevor er 1930 wieder nach Mülheim zurückkehrte und hier das elterliche Geschäft übernahm. Er wanderte nach Südafrika aus, wo er 1940 gestorben sein soll.
Sohn Richard hat in Köln und Berlin Medizin studiert und zwischenzeitlich immer wieder bei seinen Eltern in Mülheim gewohnt. 1933 musste er sein Medizinstudium abbrechen, weil er als Jude in Deutschland nicht zum Staatsexamen zugelassen wurde. Er zog nach Österreich, setzte in Wien sein Medizinstudium fort und promovierte dort 1937. Im gleichen Jahr wanderte er zunächst nach Uruguay, später nach Argentinien aus.
[Am 26. November 2021 wurden in Wassenaar, Hogeweg 16 vier Stolpersteine für Julius Berg, Elfriede Berg-Bergmann, Eleonore Berg und Rudi Ludwig Berg verlegt.]
Verlegeort Eppinghofer Straße 74 [früher Eppinghofer Straße 74a]
Verlegedatum 8. Mai 2014
Verfasst von W. von Gehlen