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Mülheimer Auswanderer in Amerika

Eine Volkszählung in den USA Anfang der 80er Jahre ergab, dass sich rund 60 Millionen Amerikaner als deutschstämmig bezeichnen. Bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 280 Millionen sind dies stolze 21 Prozent. Deutsche wie der General Friedrich Wilhelm von Steuben, der Klavierbauer Henry Steinway, der Kaufmann Levi Strauss oder der Politiker und ehemalige Außenminister Henry Kissinger haben maßgeblich zum Aufbau und Wohlstand der amerikanischen Nation beigetragen. Und auch der 34. Präsident der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, verfügt über deutsche Wurzeln. Sein Urahn war ein gewisser Hans Nikolaus Eisenhauer, Einwanderer aus dem hessischen Eiterbach, der selbst völlig mittellos und unbekannt war. Der Nachname in der amerikanisierten Fassung sollte dann rund 200 Jahre später weltberühmt werden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden so aus den Eisenhauers die Eisenhowers, aus Huber wurde Hoover und Falkner wandelte sich zu Faulkner.


Die Gründung der Kolonie Pennsylvania

Die erste von Deutschen begründete und erhalten gebliebene Niederlassung auf amerikanischem Boden, Germantown, befindet sich im Staate Pennsylvania und ist eng verbunden mit den Namen des Engländers William Penn. Er gehörte zur "Gesellschaft der Freunde", besser bekannt als Quäker, und litt als Anhänger dieser religiösen Sekte in England unter ständiger Verfolgung. Die Not seiner Glaubensgenossen vor Augen beschloss Penn, in den überseeischen Kolonien einen Zufluchtsort für alle Menschen zu errichten, die in Europa aufgrund ihrer religiösen Überzeugung verfolgt wurden.

Schon als Penn für sein erstes Projekt, eine Ansiedlung in New Jersey, Siedler suchte, beschränkte er sein Werbekampagne nicht nur auf England. Seine Reisen führten ihn ebenso in die Niederlande und nach Deutschland, wo er in den Jahren 1671 und 1677 in verschiedenen rheinischen Mennonitengemeinden predigte und seine Vision von einer besseren Welt darlegte. Auch Mülheim stattete er einen Besuch ab in der Hoffnung, hier Siedlungswillige für sein Projekt zu finden.

Im Jahre 1681 rückte die Umsetzung von Penns Vision in greifbare Nähe. Sein Vater, Admiral Sir William Penn, hatte dem Sohn nach seinem Tod eine Schuldforderung gegenüber der britischen Krone in Höhe von 16.000 Pfund hinterlassen. Anstelle des Geldes bekam William Penn vom englischen König ein Stück Land in der Neuen Welt, westlich vom Fluss Delaware und groß genug, um sein geplantes Projekt umzusetzen. Es handelte sich dabei um ein bislang unbesiedeltes, äußerst waldreiches Gebiet, das in Erinnerung an Penns Vater "Pennsylvania" (Penns Waldland) genannt werden sollte. Am 27. Oktober 1682 landete William Penn mit zwanzig Schiffen an der amerikanischen Küste und nahm sein Land in Besitz. Pennsylvania war bis dahin von den Delaware-Indianern bewohnt und so beschloss er, um Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern zu vermeiden, ihnen das Land zu einem fairen Preis abzukaufen. Dies führte am 23. Juni 1683 zum berühmten Vertrag von Shackamaxon, der der jungen Kolonie eine friedliche Zukunft sicherte und sie in den kommenden Jahren von Indianerüberfällen weitgehend verschonte.

Die Voraussetzung für eine Besiedlung durch europäische Auswanderer war geschaffen und so machte sich Penn daran, in der Alten Welt für seine neu gegründete Kolonie zu werben. Agenten wanderten von Dorf zu Dorf und erzählten von den paradiesischen Lebensbedingungen jenseits des Atlantiks. Sie und die "Briefe aus Amerika" machten den von Krieg, Armut und Glaubensverfolgung gebeutelten Menschen Amerika als Zuflucht schmackhaft.


Die Stadt der Deutschen - Germantown

Als Begründer der deutschen Besiedlung Nordamerikas gilt Franz Daniel Pastorius, ein Jurist und Universalgelehrter aus dem fränkischen Ort Sommerhausen. Nach seinem Studium fand er in Frankfurt Anschluss an pietistische Kreise, gründete mit einigen Glaubensgenossen die Frankfurter Gesellschaft und erwarb als deren Agent und Bevollmächtigter von William Penn 15.000 Morgen Ackerland in Pennsylvania. 1683 reiste er über Krefeld nach Rotterdam, wo er am 6. Juni auf dem Schiff "America" in See stach um "der Leichtlebigkeit und den Sünden Europas, zeitlichem und ewigem Verderben" zu entgehen. Rund elf Wochen später, am 20. August 1683, landete Pastorius in Philadelphia. Die spätere Hauptstadt von Pennsylvania bestand damals nur aus einigen wenigen, bescheiden hergerichteten Blockhütten. Pastorius folgte dem Beispiel der dort bereits ansässigen Siedler und baute sich ein winziges Holzhaus, dessen Fenster er in Ermangelung von Glas mit ölgetränktem Papier verklebte. Deutschem Brauch folgend brachte er über der Haustür einen Spruch an:

"Klein ist mein Haus, doch Gute sieht es gern, wer gottlos ist, der bleibe fern".

William Penn, der zehn Monate zuvor angekommen war, pflegte bald engen Kontakt mit dem frommen Pastorius und gemeinsam erwarteten sie die Ankunft der ersten größeren deutschen Auswanderergruppe. Diese Auswanderergruppe, ingesamt dreizehn Krefelder Familien, landete am 6. Oktober 1683 an der Küste Pennsylvanias. Es waren überwiegend Mennoniten, die verwandtschaftlich eng miteinander verbunden waren und zum großen Teil das gleiche Handwerk ausübten: die Leinenweberei. Da Pastorius über seine Frankfurter Gesellschaft bislang nur drei Familien bei sich hatte, schloss er sich den Krefeldern an und gründete mit ihnen, sechs Meilen von Philadelphia entfernt, den Ort Germantown. Diese Siedlung gilt als die Keimzelle der deutschen Besiedlung in Amerika. Franz Daniel Pastorius schrieb dazu in Common Place Book, dem Grund- und Lagerbuch der deutschen Gemeinde:

"Den Ort nannten wir Germanopolis (Germantown), etliche gaben ihm den Beinamen Armen-Town. Arbeitsleut und Bauern sind ernstlich allhier am nötigsten, und wünsche ich mir wohl ein Dutzend starke Tiroler, die dicken Eichbäum niederzuwerfen, denn es ist alles nur ein Wald."

Das Verhältnis zu den eingeborenen Indianern war gut. Diese brachten bald ihre Handelswaren zu den Siedlern: Fische, Vögel, Hirschhäute sowie Pelze von Bibern, Ottern und Füchsen. Bisweilen tauschten sie es "gegen Getränk", womit vermutlich Branntwein gemeint ist. Die spätere Gemeindeordnung von Germantown regulierte die Abgabe von Alkohol, so dass Alkoholabhängigkeit bei der Urbevölkerung dort nie zu einem Problem wurde. Aufgrund der Tatsache, dass William Penn in ganz Pennsylvania die Indianer vor Alkohol und ausbeuterischen Weißen schützte und sich strikt an die Landabtretungsverträge hielt, blieb diese Kolonie von indianischen Überfällen weitgehend verschont.


Die Ankunft der Mülheimer

Schon einige Jahre vor Beginn der Gruppenauswanderungen war 1675 ein Mülheimer namens Heinrich Frey in das Gebiet der späteren Kolonie Pennsylvania eingewandert und hatte in der Nähe des Flusses Delaware gesiedelt. Die nächsten Mülheimer kamen im Jahre 1684 als Gruppe, ingesamt 17 Personen, und ließen sich in dem vom Pastorius gerade zuvor gegründeten Germantown nieder. Weitere Auswanderer aus Mülheim folgten, doch nur wenige von ihnen kamen zu Reichtum und Ansehen. Auch der Erwerb von Grundbesitz war nicht allen Auswanderern finanziell möglich. In einer Übersicht der Hausbesitzer Germantowns aus dem Jahre 1689 findet man aus Mülheim stammend die Brüder Wiggart und Gerhard Levering, Wilhelm Rettinghaus und seinen Sohn Klaus, Dirck (van) Kolck, Wiegard Frey, Jakob Jansen, Heinrich Buchholz, Jan Duden sowie Änneke (Enneke) Klostermann.

Die einzige Frau unter den Mülheimer Grundeigentümern war die nicht unvermögende Tochter von Jan Klostermann und seiner Frau Änneke von Rensheim. Änneke Klostermann war - ihre Eltern und ihren Bruder Heinrich zurücklassend - bereits 1684 mit der ersten Mülheimer Auswanderergruppe nach Germantown gekommen und erlangte dadurch eine gewisse Berühmheit, dass sie vier Jahre später, am 6. November 1688, den Gründervater der deutschen Kolonie Franz Daniel Pastorius heiratete. Aus der Ehe von Franz Daniel Pastorius mit Änneke Klostermann gingen zwei Kinder hervor: Johann Samuel, geboren 1690, und Heinrich, geboren 1692. Ihre Nachfahren sowie der Familienname Pastorius lassen sich noch heute in den Vereinigten Staaten nachweisen.

Neben seinen beruflichen Verpflichtungen als Organisator der jungen Gemeinde betätigte sich Franz Daniel Pastorius vor allem schriftstellerisch. Sein persönliches Tagebuch, der so genannte "Bienenstock" (beehive), sollte der Nachwelt einen Eindruck von dem Leben in Germantown vermitteln. Außerdem verfasste Pastorius ein Schulbuch über englische Grammatik sowie zahlreiche Aufsätze zu juristischen, naturwissenschaftlichen, geschichtlichen, landwirtschaftlichen, medizinischen, und theologischen Themen. Auch füllte er mehrere Bände mit Gedichten, philosophischen Betrachtungen und Sinnsprüchen. Pastorius schrieb viel in Latein, beherrschte mehrere Sprachen und besaß eine umfangreiche Bibliothek. Vom Studium her eigentlich Jurist, gehörte er zu den gelehrtesten und wohl auch frömmsten Männern in Pennsylvania.

Seine fromme und menschenfreundliche Gesinnung wurde immer wieder deutlich, so auch im April 1688, als er mit einigen Glaubensgenossen in Germantown einen Protest gegen den Sklavenhandel und die Sklavenhaltung in Amerika formulierte. Die Umsetzung durch die gesetzgebenden Versammlungen ließ zwar noch lange auf sich warten, jedoch hatte diese schriftlich eingereichte Protestnote Symbolcharakter: Ein deutscher Siedler hatte den ersten Widerstand gegen die Sklaverei auf amerikanischem Boden angeführt.


Das Anwachsen von Germantown

Durch zahlreiche Neuankömmlinge wuchs die Gemeinde von Germantown kontinuierlich, blieb jedoch weiterhin übersichtlich. Durch die Siedlung führte eine einzige, rund sechzig Fuß breite Straße, die Main Street (später Germantown Avenue), auf beiden Seiten mit Pfirsichbäumen begrenzt. Entlang dieser Straße, westlich und östlich, lagen sämtliche Häuser, die meisten versehen mit großen Gemüse- und Blumengärten.

Im August 1689 erhielt Germantown von William Penn das Stadtrecht verliehen, was den Einwohnern gestattete, ihre Verwaltungsangelegenheiten fortan selbständig zu regeln. Pastorius trug man das Amt des Bürgermeisters an. Zudem wurde eine Stadtverordnetenversammlung gewählt, die bald darauf die erste Gemeindeordnung verabschiedete. Alle sechs Wochen fanden Gerichtsverhandlungen statt, wobei sich die meisten Klagen mit Landverkäufen und frei herumlaufendem Vieh beschäftigten. Trunkenheit war ein gelegentlich auftretendes Vergehen, ebenso Unordnung auf der Straße oder Beleidigung in der Öffentlichkeit. Einer der Siedler wanderte für fünf Tage ins Gefängnis, weil er gewettet hatte, dass er hundert Pfeifen Tabak an einem Tag rauchen könne. Man erkennt die Friedfertigkeit des Lebens. Bis zur Eingemeindung von Germantown in die Stadt Philadelphia im Jahre 1707 verzeichnete die deutsche Gemeinde keine ernsthaften Verbrechen. Zum Vergleich: In der gleichen Zeit wurden in einer nahegelegenen englischen Siedlung vier Bürger wegen Mordes verurteilt und gehängt.


Wilhelm Rettinghaus

Der wohl bekannteste Mülheimer Auswanderer war Wilhelm Rettinghaus (auch Rettinghausen, Rittinghausen, Rittenhausen, niederländisch: Rüddinghuysen oder englisch: Rittenhouse). Dieser Mann, 1644 als Sohn von Georg Rettinghaus und Maria Hagerhoff in Broich geboren, absolvierte eine vierjährige Papiermacherlehre in der Vorsterschen Papiermühle zu Broich. Während dieser Zeit hatte er Kontakt zu dem ortsansässigen Pastor Undereyck und fand über ihn Zugang zu pietistischen Kreisen. Da religiöse Sekten vom Landesherrn nicht geduldet und ihre Anhänger verfolgt wurden, wanderte Rettinghaus schließlich über Arnheim nach Amsterdam aus. In den Niederlanden fand er seine zukünftige Frau Geertruid Kersten Pieters, die er 1665 im holländischen Leonen heiratete. Ein Jahr später, am 15. Juni 1666, wurde in Amsterdam sein Sohn Klaus geboren, vier Jahre danach, 1670, seine Tochter Elisabeth und schließlich 1674 sein Sohn Gerhard. Am 23. Juni 1678 erlangte Rettinghaus die holländische Staatsbürgerschaft.

Er pflegte Kontakt zur mennonitischen Gemeinde Amsterdams und traf dabei auf Agenten des Quäkers William Penn, die ihm den Landerwerb in Pennsylvania schmackhaft machten. Er entschied sich für die Auswanderung, begab sich mit seiner Familie an Bord eines Schiffes und erreichte, vermutlich im Laufe des Jahres 1687, den Hafen von New York. Auf dem Landwege gelangte Rettinghaus nach Pennsylvania und Germantown, wo er sich niederließ. Neben einem Grundstück an der Main Street der Gemeinde erwarb er zusammen mit drei Partnern ein Stück Land, gelegen an einem kleinen Zufluss des Wissahickon Creek, etwas außerhalb von Germantown. Zusammen mit seinen englischen Partnern William Bradford, Robert Turner und Thomas Tresse errichtete er dort eine Papiermühle - die erste Papiermühle Amerikas.

Der eine Mitinhaber der Mühle, William Bradford, ein gelernter Drucker, siedelte bald darauf nach New York über und gründete dort eine eigene Druckerei. Das Papier lieferte die Papiermühle von Wilhelm Rettinghaus. Ein Vertrag zwischen Rettinghaus und Bradford vom 24. September 1797 wurde auf Papier mit dem Wasserzeichen "WR" (für Wilhelm Rettinghaus) geschlossen. Das Geschäft mit dem Papier lief gut, auch aufgrund fehlender Konkurrenz. Rettinghaus, der sich jetzt William Rittenhouse nannte, hatte mittlerweile seinen Sohn Klaus (englisch: Nicholas) als Partner aufgenommen. Gemeinsam zahlten sie die anderen Anteilseigner der Papiermühle nach und nach aus, so dass sich die Mühle 1705 schließlich im Familienbesitz befand.

Ein Hochwasser hatte 1701 zwar erheblichen Schaden angerichtet und große Teile der Papiermühle zerstört, jedoch erhielt William Rittenhouse unerwartet finanzielle Wiederaufbauhilfe von William Penn, dem Gouverneur der Kolonie Pennsylvania. Dieser befand, dass "solchen Männern Hilfe geleistet werden müsse" und so konnte 1702 in unmittelbarer Nähe der zerstörten Mühle mit dem Neubau begonnen werden - am später so genannten Paper Mill Creek.

Die Papierherstellung blühte. Neben der Bradfordschen Druckerei in New York wurden bald auch die nahegelegene Metropole Philadelphia und Germantown selbst mit Papier beliefert. Nach dem Tode von William Rittenhouse am 17. Februar 1708 wurde das Familienunternehmen von seinen Söhnen Klaus (Nicholas) und Gerhard (Garrett) fortgeführt. Die Herausgabe des "American Weekly Mercury", der ersten örtlichen Zeitung, gedruckt auf Papier der Papiermühle Rittenhouse im Jahre 1719, erlebte der Unternehmensgründer William Rittenhouse leider nicht mehr.


Die Pennsylvania-Deutschen

Nicht alle deutschen Auswanderer gelangten zu Besitz und Wohlstand wie die Familie Rittenhouse. Neben Bauern und Handwerkern, die in Pennsylvania hoch willkommen waren und hier durchaus ihr Glück machen konnten, befanden sich unter den Einwanderern auch zahlreiche Ungelernte und Besitzlose. Viele waren "Redemptionisten", das bedeutet Auswanderer, die ihre Überfahrt jahrelang bei einzelnen Farmern abarbeiten mussten und dort häufig schamlos ausgebeutet wurden.

Mitte des 18. Jahrhunderts machten die Deutschen etwa ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus, so dass viele englische Siedler sich wegen des wachsenden deutschen Einflusses sorgten. Der Politiker und Staatsmann Benjamin Franklin äußerte die Befürchtung, dass die englischstämmigen Siedler bald in der Minderzahl sein würden. Tatsächlich hatte sogar das Parlament von Pennsylvania über die Einführung des Deutschen als zweite offizielle Sprache in dieser Kolonie eine Debatte geführt, wobei die Stimmauszählung ein Patt ergab, was zur endgültigen Vertagung dieser Streitfrage führte.


Das Zusammenwachsen der amerikanischen Nation

Im Laufe der Zeit passten sich viele eingewanderte Deutsche den Engländern an, änderten ihre deutschen Vor- und Nachnamen und ließen sich naturalisieren, das heißt sie nahmen die britische Staatsbürgerschaft an und schworen einen Eid auf den englischen König (so auch Wilhelm Rettinghaus mitsamt seinem Sohn Klaus im Jahre 1691).

Wichtige Ämter im Öffentlichen Dienst waren bald nicht mehr nur den Nachkommen englischer Einwanderer vorbehalten. So wurde am 4. April 1792, unmittelbar nach Gründung des amerikanischen Staates, David Rittenhouse, ein Urenkel des deutschen Einwanderers Wilhelm Rettinghaus, von Präsident George Washington zum ersten Münzdirektor des staatlichen Münzamts mit Sitz in Philadelphia bestellt. Rittenhouse, als Präsident der American Philosophical Society und Professor für Astronomie an der University of Pennsylvania ein hoch angesehener Mann, war somit verantwortlich für die Herausgabe der ersten offiziellen US-Münzen.

Deutsche Bräuche vermischten sich allmählich mit denen anderer Nationen und bereicherten die amerikanische Kultur. Der festlich geschmückte Weihnachtsbaum und die Figur des Nikolaus (Santa Claus), abgeleitet vom niederdeutschen Sinterklaas, sind deutschen Ursprungs, ebenso die Ostereier und der Osterhase. Und auch den Kindergarten (englisch: kindergarten) haben die Amerikaner einer deutschen Einwandererin zu verdanken. Margarethe Schurz, Ehefrau des 1848er Revolutionärs Carl Schurz, gründete den ersten seiner Art im Jahre 1856 in Watertown, Wisconsin, und leistete damit wie so viele andere Deutsche ihren Beitrag zum kulturellen Schmelztiegel Amerika.

(Gekürzte Fassung von "Germantown - Mülheimer Auswanderer in Amerika" von Jens Roepstorff, in: Mülheimer Jahrbuch 2005, S. 215-222)