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Mülheimer Kaufhausgeschichte

Der Kaufhof  (1928-2010)

Die Kaufhof AG – bis zur Umbenennung 1936 die Leonhard Tietz AG - ist eines der ältesten deutschen Warenhaus-Unternehmen. Keimzelle der Firma war ein kleines Geschäft für Garne, Knöpfe, Stoffe und Wollwaren in Stralsund, das der Kaufmann Leonhard Tietz 1879 dort eröffnet hatte. Mit seinen drei Geschäftsgrundsätzen Barzahlung, Festpreis und Rückgaberecht galt er bei seinen Zeitgenossen als ein Pionier des Einzelhandels. 1885 entstand nach französischem Vorbild das erste Mehrabteilungskaufhaus Deutschlands der Familie Tietz in Elberfeld, sechs Jahre später ein weiteres in Köln, wohin wenig später auch die Firmenzentrale verlagert wurde.

Die erste Mülheimer Tietz-Filiale wurde 1928 in der Wallstraße/Ecke Löhberg eröffnet. Das Gebäude war 1927 von den Mülheimer Vorbesitzern erworben worden. Diese hatten an gleicher Stelle zuvor unter dem Namen „Hammonia“ ein Kaufhaus betrieben. Das Warenhaus ging auf eine Gründung der Brüder Max und Adolf Angeld zurück. Im Jahr 1900 hatten sie ihr erstes Geschäft, ein Möbelkaufhaus, am Rathausmarkt eröffnet.  Als 1908 das Grundstück für den Rathausneubau benötigt wurde, verkauften die Arnfelds dieses an die Stadt Mülheim und erwarben gleichzeitig eine freie Fläche in der Wallstraße/Ecke Löhberg für den Neubau und die Vergrößerung ihres Geschäfts. Am 12. September 1910 wurde das mehrstöckige „Kaufhaus Arnfeld“ am neuen Standort eingeweiht. Nach einigen Um- und Anbauten wurde das Haus im März 1913 neueröffnet  und umbenannt in „Kaufhaus Hammonia“. Die Besitzverhältnisse nach der Umbenennung sind unklar: Neben den Gebrüdern Arnfeld wird auch Theodor Katz als neuer Eigentümer genannt. Mit dem Verkauf an die Leonhard Tietz AG im Februar 1927 begann dann ein neuer Abschnitt in der Geschichte dieses Warenhauses.

Nach abermaligem Umbau wurde das Haus am 17. Oktober 1928 unter dem neuen Namen Tietz wiedereröffnet. Begleitet wurde die Neueröffnung von einer beispiellosen Werbekampagne in den Mülheimer Zeitungen: Großformatige, teilweise ganzseitige Anzeigen priesen das umfangreiche Sortiment des neuen Warenhauses. Die Mülheimer staunten über das neue Prunkstück ihrer Stadt, über die Rolltreppen über fünf Etagen hinweg und die Delikatessen aus aller Welt, die man in der Lebensmittelabteilung bewundern konnte. Das neue Warenhaus wurde dankbar angenommen, so dass ein Jahr später bereits eine bauliche Erweiterung notwendig war.

Die Zeit des Nationalsozialismus ging an der Leonhard Tietz AG nicht spurlos vorüber. Im Juli 1933 wurde das Unternehmen in Westdeutsche Kaufhof AG (kurz: Kaufhof) umbenannt,  1936 die jüdische Familie Tietz enteignet, das Unternehmen „arisiert“ und die Firmenleitung ausgetauscht. Die ehemaligen Inhaber mussten emigrieren.

Bei einem Bombenangriff wurde 1943 das Mülheimer Warenhaus so stark zerstört, dass der Verkauf in zwei behelfsmäßige Notverkaufsstätten an der Schloßstraße – das Woolworth-Haus sowie das Eisenwarengeschäft Höfmann - ausgelagert werden musste. Bereits einen Monat später konnte in den beiden Ladenlokalen der Verkauf aufgenommen werden.

Am 30. November 1948 eröffnete der Kaufhof an der unteren Schloßstraße  - am heutigen Standort des Hotels Noy – ein bescheidenes, eingeschossiges Geschäftslokal mit einer Verkaufsfläche von etwa 1.500 qm.

Fünf Jahre später bezog der Kaufhof einen modernen, fünfgeschossigen Neubau an der Friedrich-Ebert-Straße (Eröffnung am 10. November 1953). Der Umzug brachte eine Vergrößerung der Verkaufsfläche auf 6.000 qm mit sich. Das Gebäude wurde 1962/63 noch einmal erweitert und um ein Parkhaus ergänzt. Verlief die Entwicklung des Mülheimer Kaufhofs lange Zeit stetig nach oben, so musste sich das Unternehmen ab den 1970er-Jahren verstärkt gegen die Konkurrenz auf der „grünen Wiese“, wie etwa das Rhein-Ruhr-Zentrum, behaupten. Diesen Konkurrenzkampf verlor der Kaufhof letztendlich, er schloss am 30. Mai 2010 für immer seine Türen.


Woolworth (1928-2009)

Frank Winfield Woolworth, Besitzer eines Ladens für Haushaltswaren im US-Bundesstaat Pennsylvania, hatte im Jahr 1879 eine Idee, die den Einzelhandel von Grund auf verändern sollte. Damals holten die Händler erst auf Wunsch des jeweiligen Kunden die Ware aus dem Regalschrank und teilten deren Preis auf Nachfrage mit. Als erster Kaufmann präsentierte Woolworth fortan seine Waren offen auf dem Tresen. Man konnte die Artikel anfassen, begutachten und – da alles mit Preisen ausgezeichnet war – ohne großen Aufwand Preisvergleiche anstellen. Pauschalpreise von entweder fünf oder zehn Cent erleichterten die Übersicht. Das neue System war von Erfolg gekrönt: Die Kunden kamen scharenweise, und in den folgenden Jahren eröffnete Frank Woolworth gemeinsam mit seinem Bruder Charles zahlreiche weitere Billigläden mit Waren für den täglichen Bedarf.

Die Standorte verteilten sich bald über die gesamten USA, und 1911 konnten die Brüder ihre 1000. Filiale eröffnen. Woolworth galt als das größte Kaufhausunternehmen der Welt, die Besitzer als die reichste Gründerfamilie. Symbol dieses Imperiums wurde das 1913 fertiggestellte Woolworth Building in New York:  ein Wolkenkratzer, der mit 241 Metern über nahezu zwei Jahrzehnte das höchste Gebäude der Welt bleiben sollte und Woolworth als Firmenzentrale diente. Beim Tod des Firmengründers im Jahr 1919 hatte das Unternehmen die Landesgrenzen bereits überschritten und nach Kanada und Europa (Großbritannien) expandiert.

In den 1920er-Jahren kam Woolworth schließlich nach Deutschland. Im November 1926 wurde im Berliner Hotel Adlon die deutsche Tochtergesellschaft der US-amerikanischen F. W. Woolworth Company gegründet. Es folgte im Juli 1927 die Eröffnung der ersten deutschen Filiale in Bremen, mit festen Preisen und einer öffentlichen Warenpräsentation - ganz nach dem Konzept des amerikanischen Firmengründers.

Die Mülheimer Filiale – einer Quelle zufolge angeblich die zweite deutschlandweit – wurde am 20. Oktober 1928 eingeweiht. Die Firma war bereits seit Dezember 1927 in Mülheim ansässig und hatte mit dem Kaufmann Hugo von Othegraven vereinbart, ihr den von dem Architekten Emil Fahrenkamp konzipierten Neubau an der Jackenstraße (heute Schloßstraße) zu überlassen. Ursprünglich hatte Othegraven vorgehabt, dort selbst einen Spielwarenladen zu betreiben, konnte aber offenbar dem lukrativen Angebot des amerikanischen Kaufhausriesen nicht widerstehen. Genau wie bei der Eröffnung in Bremen lud man auch in Mülheim die Bevölkerung an einem Freitagnachmittag zu einer Besichtigung des neuen Warenhauses ein und eröffnete am darauffolgenden Samstag um 9 Uhr morgens den eigentlichen Verkauf. Alles wurde auch hier offen präsentiert, mit Preisen von entweder 25 oder 50 Pfennig.

Bis 2009 war Woolworth in Mülheim mit dieser Filiale vertreten. Dann wurde sie im Rahmen eines Insolvenzverfahrens der deutschen Tochtergesellschaft geschlossen.


Neckermann (1965-1980)

Bereits 1955 war für das nach dem Krieg brachliegende Grundstück zwischen Leineweberstraße und Delle vom Rat der Stadt ein Durchführungsplan verabschiedet worden, der eine konventionelle Bebauung mit einem Gebäudeviereck vorsah. Eine Passage sollte mittendurch führen und den Blick auf die damals noch stehende Paulikirche freigeben. Die Häuser sollten an der Leineweberstraße maximal fünfstöckig, an der Delle nur dreistöckig sein. 1961 wurde dieser Bebauungsplan jedoch wieder verworfen und durch einen neuen ersetzt, der nun einen Hochhausriegel am hinteren Ende des Grundstücks zur Ruhrstraße vorsah, davor jedoch eine wesentlich niedrigere und offenere Bebauung. Es war die Rede davon, die Innenstadt an dieser Stelle nicht zuzubauen, sondern „zu lüften“. Einspruch gegen diesen Beschluss kam von der Stinnes-Erbengemeinschaft, der das Grundstück gehörte. Durch die niedrige Bebauung im vorderen Bereich seien die Nutzungs- und Vermarktungsmöglichkeiten zu eingeschränkt. Ein Versuch der Stadt, das Grundstück zu kaufen und selbst zu vermarkten, scheiterte an den überzogenen Preisvorstellungen der Eigentümer. Während die Stadt bereit war, 300 DM pro Quadratmeter zu zahlen, verlangte die Familie Stinnes mit 1.000 DM mehr als das Dreifache. Auch andere Interessenten, darunter einige Versicherungsunternehmen, die an dem Hochhausriegel Gefallen fanden, stiegen angesichts des geforderten Kaufpreises aus den Verhandlungen aus. Daraufhin beschloss die Stadtverwaltung, auf die Stinnes-Wünsche einzugehen. Der Baukörper rund um den Hochhausriegel wurde aufgestockt,  die Nutzfläche somit vergrößert. Eine Freifläche vor dem Gebäudekomplex sollte erhalten und unbebaut bleiben. Diese Fläche gehörte allerdings der Stadt Mülheim, so dass die Erbengemeinschaft Stinnes hier keine Einwände vorzubringen hatte. Noch bevor der Rat der Stadt diesen neuen Bebauungsplan verabschieden konnte, ging im Januar 1964 bei der Verwaltung eine Bauvoranfrage des Speldorfer Architektenbüros Volkmann & Vieweg bezüglich dieses Grundstücks ein. Der Entwurf deckte sich mit den jüngsten Planungen seitens der Stadt und stieß somit auf keinen Widerstand. Der hinter den Architekten stehende Interessent wurde erst zwei Monate später bekannt: der Warenhauskonzern Neckermann.

Nach schwierigen Verhandlungen mit der Landesbaubehörde, die den ursprünglichen Bebauungsplan von 1955 favorisierte, und mit dem Bauherrn Neckermann, der das vorgesehene Hochhaus nicht unbedingt wollte, dafür aber einen mehrgeschossigen Warenhauskörper, konnte am 7. April 1965 endlich der Grundstein für dieses Großprojekt gelegt werden. Unternehmenschef Josef Neckermann war höchstpersönlich vor Ort, um eine Kupferkassette mit einer Urkunde, drei Mülheimer Tageszeitungen und einem aktuellen Neckermann-Katalog im Grundstein zu deponieren.  Oberbürgermeister Thöne versuchte in seiner Ansprache, die um ihre Einkünfte bangenden Einzelhändler zu beruhigen. Die Stadt werde noch kräftig wachsen, so Thöne, so dass „an dieser Krippe noch mehr Menschen satt werden [als nur die großen Kaufhäuser]“. Dieser zweite Neubau in der Innenstadt sollte seiner Meinung nach die Mülheimer Bürger noch stärker dazu bewegen, in ihrer eigenen Stadt einzukaufen und nicht außerhalb.

Nach einer Bauzeit von gerade einmal sieben Monaten konnte das Kaufhaus, die 28. Filiale von Neckermann bundesweit, am 19. November 1965 eröffnet werden. Damit waren die Neckermänner dem Konkurrenten Karstadt zuvorgekommen, der  ebenfalls Interesse am Standort Mülheim gezeigt hatte. 850 Mitarbeiter, davon 650 im Verkauf, sorgten dafür, die Kundenwünsche zu erfüllen. Besonderheit war ein Restaurant („Erfrischungsraum“) im 10. Stock des Hochhausriegels, das aber aufgrund technischer Probleme erst mit mehrwöchiger Verspätung eröffnet werden konnte.

Keine 10 Jahre später, im September 1975, schockierte die Vorstandsetage der Firma Neckermann die Mülheimer Stadtväter mit Überlegungen, den Standort in Mülheim an der Ruhr aufzugeben. Als Versandhaus sei man daran interessiert, mit Warenhäusern vor allem dort präsent zu sein, wo viele Versandhauskunden lebten. Dies traf auf Mülheim offenbar nicht zu. Zudem gab es Probleme mit der Vermarktung des Hochhauses, das zur Einrichtung von Verkaufsräumen ungeeignet war und offenbar mit Leerständen zu kämpfen hatte. Die Umsätze des Warenhauses dagegen waren laut lokaler Geschäftsführung hervorragend und wohl nicht der Stein des Anstoßes. Die Verhandlungen mit potentiellen Käufern zogen sich hin, bis schließlich die Stadtsparkasse, die schon lange aus Platzgründen einen Neubau plante, den Zuschlag erhielt. Im Juni 1978 schloss Neckermann seine Mülheimer Filiale, im September 1979 begann der Abriss. Am 19. März 1980 wurde in einer spektakulären Aktion der Hochhausturm als letztes Element des Gebäudekomplexes gesprengt. Mitte April, sieben Monate nach Beginn, waren die Abbrucharbeiten beendet. 30 Millionen DM hatte der Bau einst gekostet, keine 15 Jahre hatte er gestanden.


Hertie/City Center (1974-1994)

Nachdem der Kaufhof 1953 mit seinem Neubau an der Friedrich-Ebert-Straße den Konsumenten ganz neue Dimensionen eröffnet hatte, wollte auch der Konkurrent Hertie seinen Anteil am boomenden Geschäft der Wirtschaftswunderjahre. Nach geheimen Verhandlungen Anfang des Jahres 1955 über ein geeignetes Grundstück in der Mülheimer Innenstadt ging man Mitte des Jahres damit an die Öffentlichkeit. „Hertie baut Riesenkaufhaus mit 70 Metern Fensterfront“, titelte die Neue Ruhr Zeitung am 10. August 1955. Als Baugrundstück vorgesehen war eine an das Kaufhaus Priel angrenzende Baulücke auf dem Viktoriaplatz. Der erste Spatenstich sollte im Oktober erfolgen, nach 12 Monaten Bauzeit war die Eröffnung geplant. Warum das geplante fünfstöckige Warenhaus nie gebaut wurde, bleibt unklar. Die Lokalpresse erwähnte es 1957 noch einmal, dann verschwand das Thema aus den Schlagzeilen. Möglich, dass die im Raum stehenden Pläne der Konkurrenz (Erweiterungsbau des Kaufhofs, Ansiedlungspläne von C&A) die Firma Hertie vor Ort ausgebremst haben.

Seit Kriegsende war das Gelände zwischen Hauptbahnhof und Dickswall eine riesige Brache, ein großer weißer Fleck mitten im Herzen von Mülheim. Die Bomben der Alliierten hatten hier kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Lange Zeit ließ die Stadtverwaltung diesen östlichen Teil der Innenstadt bei der allgemeinen Wiederaufbauplanung außen vor, kaufte zur Arrondierung weitere Grundstücke dazu und bereitete hinter den Kulissen eine Baumaßnahme vor, die das Bild der Innenstadt grundlegend verändern sollte. Vorerst standen nur vereinzelt - meist kriegsbeschädigte - Gebäude auf dem Gelände; der größte Teil der Fläche war eingeebnet und diente als Behelfsparkplatz und Busbahnhof. Dies änderte sich 1965. Unter der Federführung des Architekten Lautz wurde die "Aufbaugemeinschaft Mülheim Stadtmitte II" gegründet, um das brachliegende Areal mit vier Wohnhochhäusern sowie einem Einkaufszentrum zu bebauen und so mit neuem Leben zu füllen. Der Standort war schon zuvor nach dem bekannten Gewerkschafter auf den Namen Hans-Böckler-Platz getauft worden. Als Bauträger des Großprojekts fungierte der IDUNA-Konzern; Rat der Stadt, Stadtverwaltung, Einzelhandelsverband, Kreishandwerkerschaft und IHK saßen mit im Boot und beteiligten sich an der Planung.

Im Juni 1968 wurde bekannt, dass neben dem Einkaufszentrum zusätzlich ein großes, modernes Warenhaus geplant war. 30 Millionen Mark sollten dabei investiert werden, wobei der Investor zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich genannt wurde. Ende Dezember 1969 gab die Lokalpresse dann die Antwort auf diese noch offene Frage: Hertie. Im zweiten Anlauf nach 1955 plante das Unternehmen jetzt ein noch größeres Warenhaus als zuvor mit über 15.000 qm Verkaufsfläche auf fünf Etagen.

Die Eröffnung des Hertie-Warenhauses wurde zusammengelegt mit der Inbetriebnahme des angrenzenden Einkaufszentrums, das unter dem Namen City Center Mülheim (CCM) am 13. März 1974 zusammen mit dem neugestalteten Hans-Böckler-Platz offiziell eröffnet wurde. Eine kleine Besonderheit des City Centers war der Kinderhort, der zwischen Warenhaus und Einkaufszentrum angesiedelt war und den Eltern die Möglichkeit gab, ihre Sprösslinge dort während des Einkaufsbummels betreuen zu lassen.

Das City Center samt Hertie-Kaufhaus stellte einen Meilenstein in der städtebaulichen Planung Mülheims dar. Dennoch hatte das Projekt von Anfang an mit Problemen bei der Vermietung der rund 70 Ladenlokale zu kämpfen, und auch für Hertie erfüllten sich die Umsatzerwartungen nicht. Bereits fünf Jahre nach der Eröffnung, im März 1979, ließ die Konzernzentrale mitteilen, dass die Mülheimer Filiale umstrukturiert werden solle. Die Verkaufsfläche sollte um 4.300 qm reduziert werden, u.a. durch die Aufgabe der Möbelabteilung und die damit verbundene Schließung der gesamten vierten Etage. Eine komplette Schließung des Kaufhauses hatten zuvor die Stadt Mülheim sowie die Firma IDUNA verhindern können, indem sie Investitionen zur Steigerung der Attraktivität des City Centers zugesagt hatten. Die Umgestaltung von Center und Kaufhaus wurde in den folgenden Monaten vorangetrieben und am 25. Oktober 1979 mit einer großen Einweihungsfeier abgeschlossen. Doch auch in den kommenden Jahren kehrte keine Ruhe ein. Immer wieder stand der Standort Mülheim für den Hertie-Konzern zur Disposition. 1984 – 10 Jahre nach der Eröffnung – war das Verkaufspersonal von ehemals über 800 auf nunmehr 350 Mitarbeiter geschrumpft. Am 19. September 1990 verkündete Hertie das endgültige Aus für seinen Mülheimer Standort zum Jahresende. Dem vorausgegangen war der Verkauf des City Centers an die Investorengruppe Voswinkel/Büll/Liedtke, in deren Ausbau- und Umgestaltungspläne Hertie in seiner bisherigen Form nicht hineinpasste. Am 15. Dezember 1990 öffnete das Kaufhaus zum letzten Mal.

Unabhängig vom Hertie-Niedergang ging die Entwicklung des City Centers weiter. Nachdem die Stadtplaner bereits 1986 die Eppinghofer Straße in einen Tunnel verbannt und darüber den Kurt-Schumacher-Platz als Verbindung zwischen Innenstadt und Hans-Böckler-Platz geschaffen hatten, waren die städtebaulichen Pläne für das Umfeld des Centers weitgehend abgearbeitet. Der geplante Umbau des City Centers durch die neuen Eigentümer ließ jedoch auf sich warten. Von der Vorstellung der Pläne im August 1990 in Hamburg bis zum ersten Spatenstich im Oktober 1992 sollten mehr als zwei Jahre vergehen. Die Umbenennung in City Forum Mülheim war beschlossene Sache, ebenso die Teileröffnung - nach Abschluss des ersten Bauabschnitts - im Herbst 1993. Am 30. September wurde das umgebaute ehemalige Hertie-Kaufhaus eingeweiht. Es folgte Ende Oktober die Eröffnung des Kinozentrums, nun mit acht statt früher (City Kino Center) sechs Sälen und vom neuen Kinobetreiber Warner Brothers mit modernster Technik ausgestattet. Etwas länger dauerten die Arbeiten an der Einkaufspassage und der Eingangsrotunde. Mit einer weiteren  großen Einweihungsparty wurde am 24. März 1994 die Vollendung des nächsten Bauabschnitts gefeiert.  Bis zum Jahresende waren dann auch die letzten Arbeiten abgeschlossen. Aus dem City Center Mülheim war das Forum City Mülheim geworden.


Bearbeitete und gekürzte Fassung von "Konsum im Wandel: Ehemalige Kaufhäuser in Mülheim an der Ruhr" von Jens Roepstorff, abgedruckt in: Mülheimer Jahrbuch 2020, S. 232-243.