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Otto Müller

Otto Müller wurde am 19. Mai 1922 in Mülheim-Saarn geboren. Im Alter von drei Jahren stürzte er beim Spielen auf dem Hof des elterlichen Hauses in einen Teich. Der dabei erlittene Sauerstoffmangel führte fortan zu epileptischen Anfällen, die mit zunehmendem Alter häufiger auftraten. In Saarn besuchte er die evangelische Volksschule am Klostermarkt. Nach Beendigung seiner Schulzeit begann er eine berufliche Ausbildung als Landschaftsgärtner. Seine Beschäftigung bei der Gärtnerei Volkenborn musste er jedoch wegen der häufig auftretenden epileptischen Anfälle aufgeben; die Mitarbeiter des Betriebes waren nicht mehr bereit, die Verantwortung seiner Beaufsichtigung zu übernehmen.

Bedingt durch diese Anfälle war er des Öfteren in der Heil- und Pflegeanstalt Hephata im niederrheinischen Waldniel (heute Schwalmtal) untergebracht. Von dort wurde er im März 1943 in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde (heute Polen) eingewiesen. Die "Provinzial-Irrenanstalt Obrawalde bei Meseritz" war 1904 als vierte Heilanstalt der preußischen Provinz Posen gegründet worden. Zur Anstalt gehörten zeitweise neben der Heil- und Pflegeanstalt auch ein Altersheim, eine Frauenklinik, mehrere medizinische Abteilungen sowie eine Lungenheilstätte. Unter den Nationalsozialisten wurde die Einrichtung wieder in eine reine Heilanstalt für psychisch Kranke umgewandelt und über den anstaltseigenen Gleisanschluss aus den Großstädten Berlin, Hamburg, Bremen sowie den Provinzen Rheinland und Westfalen mit Patienten versorgt. 

Im Spätsommer 1942 begannen nach der Bestellung eines neuen ärztlichen Leiters in der Anstalt Obrawalde die systematischen Krankenmorde. Die Tötungen erfolgten überwiegend durch eine Überdosierung von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln. Zudem starben viele Kranke infolge von vorsätzlich herbeigeführten Erschöpfungszuständen und an chronischer Unterernährung. Die Gesamtzahl der von 1942 bis 1945 in Obrawalde ermordeten Patienten wird auf knapp 7.000 geschätzt.

Es ist anzunehmen, dass auch Otto Müller dem Euthanasieprogramm von Obrawalde zum Opfer fiel. Laut offiziellem ärztlichem Bericht starb er am 29. März 1943 „an gehäuften Krampfanfällen mit hinzugetretener Herzlähmung und Herzschwäche". Dem Vater gelang es, seinen Sohn Anfang April nach Mülheim-Saarn zu überführen. Hier wurde er wenige Tage später am 7. April 1943 von Pfarrer Stiasny auf dem evangelischen Auberg-Friedhof beerdigt.

 

Verlegeort Düsseldorfer Straße 36

Verlegedatum 2. März 2010

Verfasst von W. von Gehlen