Viele Jahre bevor die Regenbogenpresse den Adel für sich entdeckte, war sie bereits die unumstrittene "Königin der Herzen" der Mülheimer: Luise von Mecklenburg-Strelitz, am 10. März 1776 geboren, die spätere Königin von Preußen und Mutter Kaiser Wilhelms I., hielt sich zwar nur zweimal hier auf, doch das Andenken an diese Frau ist in Mülheim bis heute lebendig geblieben. Luisenschule, Luisental, Prinzess-Luise-Straße, Gaststätte Königin Luise sind nur einige Beweise dafür. Der Aufenthalt der jungen Prinzessin war kurz, aber er blieb bis heute im Gedächtnis der Bürger unserer Stadt haften.
Luise war das sechste Kind Karls von Mecklenburg-Strelitz und seiner Frau Friederike. Diese verstarb bei der Geburt ihres neunten Kindes. Der Vater heiratete erneut, doch auch seine zweite Frau starb jung. Daraufhin entschloss sich Karl, seine beiden älteren Kinder, Luise und Friederike, in die Obhut seiner Schwiegermutter, der Landgräfin Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt zu geben. Sie presste die Kinder nicht in das höfische Zeremoniell und ließ ihnen viel Freiheit.
Im Jahre 1787 unternahm die Großmutter mit ihren Enkelinnen eine Reise zum Schloss Broich, das sie von ihrem Vater geerbt hatte. Die Gräfin wurde herzlich begrüßt und reich beschenkt. Man unternahm Besichtigungen der im Jahre 1780 erbauten Schleuse und der Papiermühle, machte Spazierfahrten auf der Ruhr sowie Spaziergänge in Mülheim.
Bereits 1791 fand zur Freude der Prinzessinnen erneut eine Reise nach Mülheim statt. Der Aufenthalt dauerte von Juni bis Oktober. Landgräfin Albertine war bestrebt, möglichst viele Bewohner ihrer Herrschaft kennenzulernen und empfing auch Besuche auf ihrem Schloss. Sie war sehr darauf bedacht, dass Luise und Friederike mit Menschen aller Stände sprachen und deren Sorgen und Nöte kennenlernten. Die Einwohner waren entzückt von den Prinzessinnen. Besonders Luise hatte die Gabe, ganz auf andere Menschen einzugehen, zuzuhören und verständnisvollen Rat zu geben.
Ein Onkel der Mädchen vermittelte die Bekanntschaft mit dem König von Preußen, Friedrich Wilhelm II. Dieser arrangierte, dass seine Söhne, Kronprinz Friedrich Wilhelm und sein jüngerer Bruder Ludwig, die beiden Schwestern bei kleineren gesellschaftlichen Anlässen kennenlernten.
Mit Erfolg: Am 24. Dezember 1793 fand die Hochzeit des Kronprinzen mit Luise statt. Sie führten eine selten innige Ehegemeinschaft. 1795 wurde ihr erster Sohn, 1797 ihr zweiter Sohn und 1798 eine Tochter geboren. Als im Jahre 1797 Luises Schwiegervater starb, wurde ihr Mann mit 27 Jahren König und Luise mit 21 Jahren Königin.
Die Regierungsjahre des jungen Königspaares waren von Anfang an beeinflusst durch die Unruhen und Gefahren, die von Frankreich seit der Französischen Revolution ausgingen. Nach einer verlorenen Schlacht gegen die Franzosen und dem Einzug Napoleons in Berlin 1806 flüchteten Luise und Wilhelm nach Königberg und von dort Anfang 1807 weiter nach Memel. Als sich Napoleons Bedingungen bei Friedensverhandlungen mit dem Kaiser von Russland und Friedrich Wilhelm III. als äußerst hart erwiesen, versuchte Luise bei einer Unterredung in Tilsit am 6. Juni 1807 Napoleon milder zu stimmen. Auf die Friedensverhandlungen hatte dies jedoch keinen Einfluss. Preußen musste am 9. Juli 1807 im Friedensvertrag von Tilsit alle Gebiete westlich der Elbe an Napoleon abtreten.
Unmittelbar nach dem Tilsiter Frieden kam es in Preußen zu weittragenden Reformen unter Leitung des Reichsfreiherrn Karl von und zum Stein und seines Nachfolgers, des Freiherrn später Fürsten, Karl August Hardenberg. Es kam unter anderem zur Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern, zur Freigabe des Bodens zum Erwerb durch Bürgerliche und zur allgemeinen Schulpflicht. Eine neue Städteordnung förderte die Selbstverwaltung der Städte. Die Gründung der Berliner Universität im Jahre 1809 war vor allem wegen der fortschrittlichen Universitätsverfassung bedeutsam und vorbildlich. Die Reformen wurden in einer Zeit der größten Not durchgeführt. Auch das Königspaar lebte bescheiden. Luise litt vor allem an der Kälte in Memel. Im Jahre 1808 zog sie nach Königsberg.
Ein Jahr später kehrte das Königspaar wieder nach Berlin zurück. Zu Ende 1809 forderte Napoleon eine hohe Rate der Kriegsschuld oder die Abtretung Schlesiens, was Bemühungen um die Rückkehr Hardenbergs auslöste. Durch das entschiedene Auftreten Luises gelang es schließlich, Hardenberg als Staatsminister wieder einzusetzen und damit das Reformwerk fortzuführen.
Im Jahre 1810 verschlechterte sich Luises Gesundheitszustand, der nach dem harten Leben auf der Flucht ohnehin angeschlagen war. Aus Kostengründen lehnte sie eine Kur ab. Am 25. Juni fuhr sie jedoch auf Einladung ihres Vaters nach Neu-Strelitz und besuchte ihre Familie. Doch sie erholte sich nicht mehr. An den Folgen einer Lungenentzündung starb sie am 19. Juli 1810.