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Rosa Busch

Rosa Busch kam am 2. April 1885 in Mülheim an der Ruhr als älteste Tochter des Ehepaares Isidor und Julie Meier geborene Rosenbaum zur Welt. Ihre Eltern stammten aus alteingesessenen jüdischen Mülheimer Familien und hatten insgesamt zehn Kinder. Ihr Vater war ein Fabrikarbeiter und Mitglied der Mülheimer Synagogengemeinde. Zusammen lebten sie in Mülheim in der Köhle 10, später zog die Familie ein paar Häuser weiter in die Hausnummer 16.

Am 14. April 1910 heiratete Rosa Meier Theodor Busch, einen Versicherungsbeamten, der zwei Jahre älter war als sie. Ihr Ehemann Theodor war Katholik, dessen Familie aus Styrum stammte. Im selben Jahr, am 11. September kam ihr ältester Sohn, Karl-Heinz, zur Welt. Danach zogen sie in die Kettwiger Straße 33. 20 Tage später starb Rosas Mutter Julie. Insgesamt bekamen die Eheleute noch fünf weitere Kinder: Herbert Johannes (20. Juli 1912), die Zwillinge Theodore Pauline und Hilde Johanna, die mit 7 beziehungsweise 8 Monaten 1915 verstorben sind, Theodor Hermann (17. Februar 1917) und ein weiterer Sohn 1926.

1913 zogen sie zur Kalkstraße 1a, wo sie 20 Jahre wohnten. Rosas Vater Isidor verstarb kurz nach der zweiten Hochzeit seiner Tochter Paula, am 12. Juni 1932, mit 76 Jahren und wurde wie seine Frau auf dem jüdischen Friedhof in Mülheim an der Ruhr beerdigt. Am 2. März 1939 trat Rosa aus der jüdischen Gemeinde aus. 1943 zog die Familie zum Dickswall 88. In der Einwohnermeldekarte findet sich der Vermerk „Ehefrau 24.10.44 unbekannt“. 

Am 17. September 1944 wurde Rosa Busch dann zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Helene von der Gestapo inhaftiert und ins Polizeigefängnis in Mülheim verbracht. Tags darauf erfolgte die Deportation der Geschwister ins Lager der Organisation Todt in Minkwitz (Sachsen). Dazu wurden sie mit anderen Häftlingen in überfüllte Viehwagen verfrachtet, in denen sie die etwa fünfstündige Fahrt ohne Nahrung und Wasser verbrachten. In Minkwitz mussten sie ihren gesamten Besitz abgeben und die dort verfügbaren Häftlingskleider tragen. Mit Holzschuhen ausgerüstet - meist in einer unpassenden Größe – wurden die Frauen gezwungen in das zehn Kilometer entfernte Zeitz zu laufen und dort die Bombenschäden zu beseitigen. Jeden Tag zehn Kilometer hin und zurück. Das völlig ungeeignete Schuhwerk, die schlechte Ernährung im Lager und die schwere Arbeit führten bei den beiden Schwestern zu bleibenden gesundheitlichen Schäden.

Bereits am 15. Oktober 1944 wurden Rosa und Helene wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes in ein Internierungslager nach Berlin überführt. Obwohl es sich dabei um ein jüdisches Krankenhaus handelte, mussten sie dort weiter Zwangsarbeit verrichten, was ihre bereits angeschlagene Verfassung zusätzlich schädigte. Nach der Befreiung durch die Alliierten und nach der Rückkehr Rosas wohnte die Familie für zwei Jahre Löhberg 22, bevor sie 1947 zum Löhberg 6 umzog. Doch in Folge der bleibenden gesundheitlichen Schäden musste Rosa dauerhaft in ärztlicher Behandlung bleiben. Sie litt unter einem krankhaft deformierten Fuß, Bluthochdruck und anderen durch die Haft verursachte Erkrankungen. Ihr Ehemann, der auch als politischer Verfolgter anerkannt war, stand ihr in all der Zeit zur Seite, obwohl es auch ihm gesundheitlich nicht gut ging. 

Rosa Busch starb am 3. November 1951 im Alter von 66 Jahren. In seinem Antrag als Verfolgter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft schildert Theodor Busch im Juli 1952 ausführlich, wie auch die vier Söhne verfolgt und gedemütigt wurden und darunter leiden mussten, weil sie von den Nazis als „Halbjuden“ eingestuft wurden: „Meine vier Söhne (Karl Heinz, Herbert, Theo und der Jüngste) waren z.Zt. [Anmerkung: unter z. Zt. meint er zu der Zeit = 1933 bis 1945] ledig und in meiner Familie ansässig. Sie wurden gezwungen, ihre Berufe, Kaufmann, Handelsvertreter und Techniker aufzugeben, wodurch die wirtschaftliche Grundlage meiner Familie aufs Schwerste geschädigt. Im Jahr 1936 musste mein Sohn Theodor, um sich dem Zugriff der Gestapo zu entziehen, er war Leiter einer Jugengruppe [Anmerkung: Schreibfehler des Verfassers, deshalb unklar, ob es Jungengruppe oder Jugendgruppe heißen müsste] der kath. Jugenverbände, ins Ausland fliehen, er befindet sich heute noch in Rio de Janeiro.

Mein Sohn Herbert verbarg sich bis 1945 bei einem Bauer im Schwarzwald.

Mein Sohn Karl Heinz konnte seinen Beruf - Handelsvertreter - nicht mehr ausüben. Mein jüngster Sohn wurde auf Befehl der Gestapo in einem Lager zu Zwangsarbeit verpflichtet. Er entzog sich durch Flucht weiteren Gefahren und lebte bis Kriegsende illegal an mehreren Orten.[…] Ich selbst wurde des Öfteren von der Gestapo vorgeladen und nach dem Verbleib meiner Söhne befragt unter Androhung von Strafmaßnahmen. Nur meine langjährige Tätigkeit (23 Jahre) bei der Ruhrtaler Maschinenfabrik Mülheim-Ruhr hat mich vor Inhaftierung bewahrt.[…], zumal ich durch drei schwere Unfälle (rechte Hand verkrüppelt, rechtes Knie gebrochen, rechtes Schultergelenk gebrochen) es besonders schwer hatte, meine Familie durchs Leben zu bringen.[…] Der Tod meiner Frau hat meine Lage im Alter besonders bitter gemacht. Ich stehe im 69. Lebensjahre und bedarf infolge meiner Unfälle dauernder Hilfe.[…]“ 

Theodor Busch zog nach dem Tod seiner Frau noch dreimal um (1955 in die Kaiserstraße 102, im Juni 1959 zum Dickswall 68 zur Familie Marks und im Oktober 1959 zur Dohne 48). Er starb zehn Jahre nach seiner Frau im Alter von 78 Jahren im St. Marien-Hospital in Mülheim.

 

Verlegeort Dickswall 88

Verlegedatum 18. Mai 2018

Verfasst von AG Stolpersteine des Gymnasiums Broich