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Sally, Samuel und Regina Brav

Sally Chaim wurde am 3. März 1889 im polnischen Tarnow geboren. Zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Abraham Albert kam sie 1914 nach Duisburg. Hier lebte bereits seit 1909 ihr Bruder Leo und führte die Textilgroßwarenhandlung Gebr. Chaim, Einzel- und Großhandel. Ihr Bruder Moritz wohnte mit seiner Familie in Moers. Sally hatte noch zwei weitere Brüder, Julius, der als Buchhalter in der Firma seines Bruders Leo arbeitete und Salomon. Nachdem der Vater verstorben war, übernahm die Mutter, Regina Chaim, das Geschäft „Chaims Engroshaus“. 

Sally heiratete am 13. November 1921 in Duisburg den am 29. November 1890 geborenen Adolf Samuel Brav, Sohn des Gershon Brav. Auch er stammte aus Tarnow und arbeitete ebenfalls als Kaufmann. Das Ehepaar zog 1924 nach Mülheim an der Ruhr ins Haus Löhberg 45. Bald darauf nahmen sie sich eine Wohnung in der Wilhelminenstraße 12, wo am 13. Dezember 1927 ihre Tochter Regina das Licht der Welt erblickte. Die kleine Familie zog 1934 in das Haus Adolf-Hitler-Straße 9 (heute Friedrichstraße), weil Samuel dort ein Kurz- und Wollwarengeschäft, welches er von der Familie Meynen übernommen hatte, führte. 

Aufgrund seines Geburtsortes galt Samuel als staatenlos. In der Reichspogromnacht vom 8./9. November 1938 wurde Samuel verhaftet und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Sally und Regina sahen ihn erst am 8. Februar 1939 wieder. Wenige Monate später im Juni 1939 musste er sein Geschäft aufgeben. Damit verlor die Familie ihre Existenzgrundlage. Wenige Tage vor ihrer Deportation wurden sie gezwungen, in ein sogenanntes Judenhaus, in die Straße Delle 29, umzuziehen. Unmittelbar darauf, am 27. Oktober 1941, werden Sally, ihr Mann und ihre 13-jährige Tochter Regina von Mülheim an der Ruhr über Düsseldorf in das Getto nach Litzmannstadt (heute Łódź) deportiert. Danach wurden alle ihre Haushaltsgegenstände in Mülheim beschlagnahmt und im Dezember 1941 zwangsversteigert. Der Erlös von 1118,50 Reichsmark ging an die Oberfinanzdirektion Düsseldorf.

Samuel wurde am 6. Mai 1942 aus dem Getto von Łódź gebracht und am nächsten Tag in Kulmhof (heute Chełmno) ermordet. Auch Regina wurde zwischen dem 6. und 15. Mai 1942 aus dem Getto geholt und in Chełmno ermordet. Sally stirbt am 8. Mai 1942 im Alter von 53 Jahren im Getto von Łódź.

Der Bruder Abraham Albert, mit dem Sally 1914 nach Duisburg gekommen war, ist der einzige Überlebende der Familie Chaim, weil er 1935 zusammen mit seiner Ehefrau Liselotte, geb. Seligmann nach Palästina auswandert. Er lebte in Tel Aviv und starb dort 1973.

 

Verlegeort Friedrichstraße 9

Verlegedatum 5. Dezember 2008

Verfasst von G. Bennertz