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Sara Philipps

Sara Philipps wurde am 13. September 1877 in Alstaden, heute Oberhausen, geboren. Ihr Vater, Alexander Philipps (26. Februar 1834 bis 1. Mai 1910), war von Beruf Fleischer und Viehhändler. Über ihre Mutter, Sara Kaufmann sind nur die Lebensdaten (3. Oktober 1837 bis 26. August 1924) bekannt. Die Familie lebte in Alstaden. Sara Phillips hatte vier Geschwister. Ihre älteste Schwester Selma wurde am 23. April 1867 geboren, blieb unverheiratet und starb am 7. Mai 1927. Sie, ihre jüngste Schwester Johanna und ihre Eltern sind auf dem jüdischen Friedhof in Mülheim An der Gracht beigesetzt. Ihr Bruder Philipp wurde am 18. Juli 1875 geboren, wurde aber nur einen Tag alt. Ihr jüngerer Bruder David ist am 5. August 1879 in Alstaden geboren, verstarb aber wenige Monate später am 11. November desselben Jahres. Saras jüngste Schwester Johanna erblickte am 26. Mai 1882 das Licht der Welt. Auch sie wurde noch nicht einmal 14 Jahren alt. Sie starb am 14. Mai 1896.

Sara Philipps heiratete am 13. Februar 1899 in Styrum den geschiedenen Versicherungsoberinspektor Leo Elkeles, geboren am 4. April 1869 in Posen. Er wohnte zur Zeit der Eheschließung in Gelsenkirchen, in der Bochumer Straße 60, wo auch das Ehepaar kurze Zeit lebte, bevor es nach wenigen Monaten nach Dortmund zog. Wahrscheinlich folgten weitere Umzüge, jedenfalls wurde die Ehe im Jahr 1908 in Berlin geschieden. Sara Philipps nahm ihren Mädchennamen wieder an und wohnte wahrscheinlich danach in Oberhausen in der Kewerstrasse 48. Sie zog am 18. Mai 1911 aus Oberhausen zurück in ihre Heimatstadt Mülheim. Hier arbeitete sie als Schneiderin. Bis 1913 lebte sie in der Steinkampstraße 49, dann zog sie in der Steinkampstraße 16. Im Jahr 1936 betrieb sie eine von vier insgesamt noch bestehenden jüdischen Damenschneidereien in Mülheim. 1938 musste sie offiziell ihr Gewerbe abmelden. Am 1. Februar 1939 musste sie in ein sogenanntes Judenhaus umziehen, in die Bahnstraße 44. 

Emma Levy, die zu dieser Zeit in engem Schriftwechsel mit ihrem nach Palästina ausgewanderten Sohn Herbert Levy stand, schreibt am 24. August 1939: „Frl. [Ph]illips, die Schneiderin beauftragt mich ihren Neffen zu grüßen ich gehe jetzt zu Frl. Philipps die jetzt in der Bahnstraße wohnt in der Wohnung von Walter Kaufmann,“ (Die Fußnote 49 an dieser Stelle lautet: „Es müßte sich um Sarah Philipps handeln, die vorher ihre Damenschneiderei in der Steinkampstraße 16 geführt hatte. […] Walter Kaufmann verließ mit seiner Frau 1939 die Wohnung in der Bahnstraße 44, um nach Palästina zu emigrieren. Seine Töchter waren schon vorher dorthin ausgewandert. […] nähen damit ich dort mal Geld verdienen kann. Ich habe mir ein schönes Kleid gemacht. […] 1941 durfte Sara Philipps noch mit Genehmigung des Regierungspräsidenten „alte Damengarderobe für Juden instand setzen“.

Am 8. Juni 1942 wurde sie für kurze Zeit in das sogenannte Judenhaus Delle 29 einquartiert, von wo sie zusammen mit anderen am 21. Juli 1942 zunächst nach Theresienstadt deportiert wurde. Wahrscheinlich erfolgte die Verhaftung durch die Gestapo einen Tag zuvor am 20. Juli 1942. Aus dem Gestapoleitstellenbereich Düsseldorf wurden in acht Transporten - darunter drei Einzeltransporte – insgesamt 2007 Juden nach Theresienstadt deportiert, von denen nur 114 Menschen überlebten. Der Zug am 21. Juli 1942 bestand aus 20 Personenwagen der 3. Klasse, der vermutlich am 20. Juli 1942 als Leerzug (Da 1069) aus Auschwitz nach Düsseldorf-Derendorf gelangt war. Der Düsseldorfer Transport trug bei der Reichsbahn die Zugnummer (Da 70) und erhielt in Theresienstadt die Bezeichnung „Vll/1“. Darin befanden sich 965 Insassen, mindestens 51 Personen aus Mülheim an der Ruhr. 

Die Transportkosten für die Deportation in Höhe von 50 Reichsmark mussten sie selbst bezahlen. Die Gestapo erlaubte ihnen zwar 200 Reichsmark mit sich zu führen, vor der Abfahrt in Düsseldorf, wurden ihnen aber die Wertsachen und persönlichen Halbseligkeiten abgenommen. Der Zug erreichte Theresienstadt am nächsten Tag. Es ist ebenfalls davon auszugehen, dass auch Sara Philipps noch in Theresienstadt bei völlig unzureichender Versorgung mit Lebensmitteln schwere körperliche Arbeit verrichten musste. Zwei Monate später, am 21. September 1942, wurde Sara Philipps nach Treblinka deportiert, wo sie ermordet und nach 1945 für tot erklärt wurde.

 

Verlegeort Steinkampstraße 16

Verlegedatum 24. Mai 2019

Verfasst von A. Fercho