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Selma und Fritz Bleiweiß

Der Kaufmann Fritz Bleiweiß wurde am 23. Dezember 1873 in Österreich geboren. Seine Ehefrau Selma* (geborene Spieldoch) kommt am 4. April 1884 in einer kleinen Stadt in der Nähe von Posen zur Welt. Beide waren jüdischen Glaubens. 1906 zieht die Familie nach Mülheim an der Ruhr. Sie wohnt zunächst in der Hingbergstraße 8. Fritz und Helene bekommen hier zwei Söhne, 1906 Dagobert und 1912 Heinz. In der Hindenburgstraße 76 (heute Friedrich-Ebert-Straße) lebt die Familie ab 1914.

Heinz besucht nach dem Gymnasium in Mülheim von 1928 bis 1932 eine Schule in den Niederlanden. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernehmen und antisemitische Übergriffe zunehmen, fliehen auch Fritz und Selma mit ihrem Sohn Dagobert in die Niederlande nach Den Haag. Heinz emigriert 1935 nach Chile, wohin ihm Dagobert ein Jahr später folgt.

Fritz und Selma bleiben trotz der dringenden Aufforderung der beiden Söhne, ihnen nach Südamerika zu folgen, in den Niederlanden zurück, da sie es ablehnen, finanziell von ihnen abhängig zu sein. Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande im Frühjahr 1940 entschließen sie sich doch, dem Rat der Söhne zu folgen. Sie haben bereits Visum und Fahrkarten, als die Nationalsozialisten ihre Ausreise verhindern. Sie müssen zunächst nach Utrecht umziehen und werden später im Lager Westerbork interniert. Selma erkrankt hier und wird im Krankenhaus Groningen medizinisch behandelt. Es ist belegt, dass Fritz seine kranke Frau dort mal besuchen konnte. Beide stehen auf der Deportationsliste von Westerbork für den Transport nach Sobibor am 21. Mai 1943.

Beide Söhne überleben den Holocaust durch ihre Ausreise nach Südamerika. Dagobert verstirbt 1971 in Chile. Heinz, genannt Enrique, lebt zuletzt in Miami (USA) und Rio de Janeiro (Brasilien).


* Die Abweichung des Vornamens in der Biografie von der Stein-Inschrift (Helene) ist sehr wahrscheinlich auf einen Transkriptionsfehler zurückzuführen.

 

Verlegeort Friedrich-Ebert-Straße 76

Verlegedatum 22. März 2013

Verfasst von AG Stolpersteine der Realschule Mellinghofer Straße