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29. Juli 1966

Schließung der letzten Mülheimer Zeche Rosenblumendelle

Fast 500 Jahre lang wurde in Mülheim an der Ruhr Kohle gefördert. Der Sage nach hatte ein Bauer aus Eppinghofen im 13. Jahrhundert den „brennbaren schwarzen Stein“ entdeckt; ab 1460 ist der Kohlenabbau in Mülheim dann urkundlich belegt. Jahrhundertelang war die vor Ort geförderte Steinkohle der wichtigste Energielieferant für die heimische Bevölkerung, bis sie im Laufe des 20. Jahrhunderts nach und nach durch das importierte Öl ersetzt wurde. Das große „Zechensterben“ setzte in den 1950er Jahren ein und erfasste auch die Mülheimer Bergbaubetriebe. Nacheinander schlossen die Zechen Humboldt (1952), Wiesche (1960), Kronprinz (1961) und Hagenbeck (1965). Am 29. Juli 1966 hieß es dann auch für die letzte verbliebene Zeche Rosenblumendelle in Heißen „Schicht im Schacht“. 

Die Neue Ruhr Zeitung schrieb dazu: „Im Pütt ist Feierabend […] um 13.45 Uhr öffnete sich das Schachtgitter und ein Kohlenwagen rollte aus dem Berg. Auf seine Stirnwand hatten die Kumpels folgende Aufschrift gemalt: 'Der letzte Kohlenwagen der Zeche Rosenblumendelle aus Flöz Geitling 1 – 12. Sohle (915 Meter).' Auf den Seitenflächen stand: 'Von 1850 bis zum 29.7.66 wurden in den Schächten I und II 46.093.963 t Kohle gefördert.' Die nach unten gekreuzten Hammer und Schlägel zeigten die Sterbedaten der Mülheimer Zechen an.“

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung titelte: „Letzter Wagen rollte vom Korb – Nun Stille auf Rosenblumendelle […] Nicht an sein vorbereitetes Manuskript hielt sich Heinz P. Kemper, Aufsichtsratsvorsitzender der Steinkohlenbergwerke Mathias Stinnes AG und VEBA-Generaldirektor […] Unter dem Surren der Fernsehkameras sagte Kemper steinernen Gesichts: 'Es ist für unser Unternehmen der schwerste Entschluss, eine Zeche stillzulegen, in der seit 100 Jahren Tausende Menschen gearbeitet haben. Aber wir sahen uns einem Strukturwandel gegenüber, der uns dazu gezwungen hat.'"

Und die Ruhrnachrichten, das dritte Mülheimer Blatt, beschrieb den Schicksalstag wie folgt: „Auf der Zechenanlage Rosenblumendelle wehten keine schwarzen Fahnen. Äußerlich bot sie am Freitag gegen 13 Uhr das gewohnte Bild kurz vor dem Schichtwechsel. Auf der Förderbühne aber wartete alles, was Rang und Namen auf der Zeche hat. Der letzte Wagen Kohle sollte zu Tage gehoben werden […].“

Die Zahlung einer Verlegungsprämie von 1500 Mark sowie einer Treueprämie von 1250 Mark war kein wirklicher Trost für die von der Schließung betroffenen Bergleute. Einige fanden eine neue Beschäftigung in weiter entfernten Zechen, andere wechselten die Branche und suchten sich Arbeit in der Industrie, wiederum andere gingen in Frührente. Der Wiederaufstieg des Ruhrbergbaus, beschworen von Generaldirektor Kemper in seiner Abschiedsrede, sollte eine bis heute unerfüllte Hoffnung bleiben.

(Roe)