Stolpersteine in Mülheim
Seit 2004 gibt es in Mülheim die bundesweit bekannten Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln – Betonblöcke bedeckt mit einer beschrifteten Messingplatte - soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet wurden. Verlegt werden die Gedenksteine vor dem letzten frei gewählten Wohnort des NS-Opfers. Nach der bislang letzten Verlegung im Mai 2022 befinden sich jetzt insgesamt 175 Steine an 93 Orten verteilt über das gesamte Mülheimer Stadtgebiet.
Das Projekt
Gunter Demnig startete sein Erinnerungsprojekt im Januar 1995 mit der Verlegung der ersten Steine in Köln - damals noch ohne amtliche Genehmigung. 2004 fand sein Erinnerungsprojekt den Weg nach Mülheim an der Ruhr, angestoßen durch die damalige Konrektorin der Realschule Stadtmitte Judith Koch, die durch einen Fernsehbericht auf das bundesweit initiierte Projekt aufmerksam geworden war. Im Rahmen des 75-jährigen Schuljubiläums recherchierte Koch mit interessierten Schülerinnen und Schülern die Biografien und Schicksale jüdischer Mitschüler, die nach der Reichspogromnacht im November 1938 ihre Schule, die damalige Mittelschule für Mädchen und Knaben, hatten verlassen müssen. Einige von ihnen waren in Konzentrationslagern umgekommen. Um daran zu erinnern, nahm man mit Gunter Demnig Kontakt auf. Am 18. Dezember 2004 konnten dann die ersten sieben Stolpersteine in Mülheim verlegt werden.
Die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) setzte das Projekt fort. Dazu wurde 2005 ein Arbeitskreis "Stolpersteine" gegründet, der sich aus Mitgliedern der MIT, Geschichtslehrern, Schülern sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammensetzte und bis 2019 bestand. Das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr unterstützte die Mitglieder des Arbeitskreises bei der Recherche nach Quellen, Daten und Fakten zur Erstellung der Biografien der NS-Opfer und bleibt auch weiterhin Ansprechpartner für Interessierte, die mit einem Stolperstein an das Schicksal Mülheimer Bürger erinnern möchten.
Es gibt viele engagierte Lehrer, die mit ihren Schülern das Projekt begleitet haben, darunter Arbeitsgruppen des Gymnasiums Broich sowie der Realschule an der Mellinghofer Straße. So gibt es eine Stolperstein-Wanderausstellung, die von Schülerinnen und Schülern der Realschule an der Mellinghofer Straße in einer Stolperstein-AG erarbeitet wurde und über die Schulleitung gebucht werden kann.
Film auf Youtube
Begleitend zu den 2018 verlegten Stolpersteinen entstand ein Film, der auf Youtube abrufbar ist. Er zeigt dokumentarisch die Herangehensweise an die Recherche zu den Biografien, enthält darüber hinaus aber auch Spielfilmszenen zum Schicksal der jüdischen Familien Rosenbaum und Altgenug.
Die Stolperstein-App
Seit 2022 gibt es eine Stolperstein-App, die vom WDR für Smartphones entwickelt wurde und laufend erweitert wird. Alle in Mülheim an der Ruhr verlegten Stolpersteine sind dort abrufbar, mit Details zur Lage und Lebensgeschichte der NS-Opfer. Die App ist für iOS und Android kostenlos verfügbar und kann auf dem üblichen Weg über den jeweiligen “Store” heruntergeladen werden. Unabhängig davon sind die Inhalte auch über die Webseite des WDR im Internet abrufbar.
Zur Stolpersteinwebseite des WDR
Pflege der verlegten Stolpersteine
Die im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine unterliegen verständlicherweise einer gewissen Abnutzung. Auch setzt die Messingplatte der Steine mit der Zeit Patina an. Damit verliert sie ihren Glanz.
Es wäre schön, wenn die Steine regelmäßig mit einer Politur gereinigt werden könnten und wenn entfernte Stolpersteine, Beschädigungen oder Zerstörungen an das Stadtarchiv unter 0208 - 455 4260 oder unter der Nummer des Bürgertelefons 0208 - 455 0 gemeldet werden.
Allen sei Dank, die Steine wieder zum Glänzen bringen, damit diese auch weiterhin auffallen und das Erinnern an die Opfer des NS-Zeit wach halten.
Stolpersteinreinigung zum Jahrestag der Reichspogromnacht
Kontakt
Patrick Böhm | Telefon 0208 - 455 4266 | E-Mail patrick.boehm@muelheim-ruhr.de