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Sammlung Ziegler

Seit den späten 1950er-Jahren hat der Chemiker und Nobelpreisträger Karl Ziegler (1898–1973) zusammen mit seiner Frau Maria eine hochkarätige Sammlung zur Kunst des Expressionismus und der Klassischen Moderne aufgebaut, die zu den bedeutendsten der Region zählt. Der aus dem hessischen Helsa stammende Wissenschaftler kam nach seiner Lehrverpflichtung in Halle 1943 nach Mülheim an der Ruhr. Bis 1969 leitete er dort das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung.
Die im Verlauf von rund 20 Jahren zusammengetragenen 44 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen haben seit 1981 ihre Heimat im Mülheimer Kunstmuseum. Sie bilden den Grundstock der Stiftung Sammlung Ziegler, die 2002 ins Leben gerufen wurde. In die selbstständige Stiftung kamen sowohl der Bestand von Karl und Maria Ziegler als auch die 71 Werke, die von der nachfolgenden Generation der Familie gesammelt worden sind.
Der farbenprächtige Bilderbogen der Sammlung spannt sich über die ersten fünfzig Jahre des 20. Jahrhunderts, spiegelt die Wahlverwandtschaften der Künstler im Strahlungsfeld von „Brücke“, „Bauhaus“ und „Blauer Reiter“ und lässt sowohl die thematischen Schnittmengen als auch die Verschiedenartigkeit der jeweiligen Positionen anschaulich hervortreten.
 

Neues

<p><span>Ähnlich wie Paul Klee hat auch Feininger eine an kindliche Darstellungsweisen angelehnte Formensprache entwickelt, die ihre Ausdrucksintensität aus der starken Vereinfachung und perspektivischen Verzerrungen bezieht. Weil vieles schief ist und auseinanderzufallen droht, wirkt das Bild der Lokomotive geradezu lautmalerisch: Die Bögen der Architektur werden zu Buckeln, über die der Zug hinwegpoltert. Man meint, das metallische Rattern und Scheppern, das Quietschen und Stampfen zu hören.</span></p><p><span>Das Verhältnis von drückender Maschinenlast und fragiler Tragekonstruktion setzt das Bildgeschehen unter Spannung. Feininger nannte solche Arbeiten „Kinderzeichnungen“ und bekannte, dass er sich in den „skurrilen Kompositionen“ künstlerisch auszutoben suchte.</span></p>
<p><span>Karl und Maria Ziegler haben das Gemälde 1967 erworben. Sicher hat es sie an ihre gemeinsame Zeit in Halle erinnert, wo Karl Ziegler langjähriger Leiter des Chemischen Instituts der Universität war. Die Komposition gehört zu Feiningers Serie von elf Stadtansichten, die 1937 im Zuge der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und aus dem Kunstmuseum in der Moritzburg entfernt wurde. Heute befinden sich die „Halle-Bilder“ wieder in Museumsbesitz, allerdings über ganz Deutschland verteilt.</span></p><p><span>Mit den kristallinen Strukturen aus scharfkantig gebrochenen Farbflächen ist „Der Rote Turm II“ ein typisches Beispiel für den am Kubismus angelehnten Stil, den Feininger „Prisma-ismus“ nannte.</span></p>
<p><span>Von unten betrachtet drängt die leuchtende Blumenpracht mit voller Kraft in die Höhe. Die Pflanzen sind mit gestischer Präsenz ausgestattet, etwa, wenn sich die gelbe Königskerze zu den violetten Lilien neigt. Die Blumen treten – auch durch den bildbestimmenden Komplementärkontrast – in einen Dialog: links der vertikale, durch warme Farben getragene Zug gegen den Himmel, rechts die kaltfarbenen, schon zur Erde geneigten Blütenblätter, auf die das Wolkenband zu drücken scheint.</span></p><p><span>Welkende Lilien und blühende Königskerze vergegenwärtigen am Übergang vom Frühling zum Sommer den Kreislauf des Lebens, wobei die vergängliche Schönheit der Blüten traditionell auch als Hinweis auf die Vergänglichkeit des Menschen verstanden werden kann.</span></p>
<p><span>Der Blick in den Berliner Tiergarten ist wenige Wochen nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs entstanden. Das herbstlich kahle Geäst ist mit kräftigen Graphitlinien konturscharf gegen den fahlen Himmel gezeichnet. Wie ein Fingerzeig deutet einer der gebogenen Bäume auf die schwarze Gestalt, die in sich versunken auf einer Bank Platz genommen hat.</span></p><p><span>Ganz in der Tradition der deutschen Romantik vermittelt Heckel den Gemütszustand des Menschen über die Naturstimmung. Im Bild der absterbenden Natur mit den niedersinkenden Bäumen beschreibt er die Melancholie und, darüber hinausweisend, vielleicht auch die beklemmende Atmosphäre in der Kriegszeit.</span></p>
<p><span>Das Bild zeigt Elisabeth Macke mit dem erstgeborenen Sohn im Arm. Der Künstler weiß die Sehgewohnheit des Betrachters für seine Darstellungsabsicht zu nutzen, indem er auf die Bildtradition der Gottesmutter anspielt. Ohne Pathos und vollkommen unangestrengt verleiht er auf diese Weise dem irdischen Mutterglück eine spirituelle Dimension. Die Frau neigt sich ihrem Kind entgegen, während das Kind die zärtliche Zuwendung erwidert und der Mutter mit der Hand unter das Kinn fasst.</span></p><p><span>Obwohl die übermalten Augen kaum zu erkennen sind und die Gesichter keine Mimik aufweisen, vermittelt sich der intime Moment der wortlosen Zwiesprache, den Macke gegenüber Elisabeth einmal als „heiliges Rätsel“ bezeichnet hatte, in dem sich Gott dem Menschen offenbart.</span></p>
<p><span>Immer wieder porträtierte August Macke seine Frau Elisabeth – in der Stube, vor dem Haus oder auf dem Balkon, beim Lesen, bei Hand- oder Hausarbeiten. Während die frühen Bildnisse noch als Charakterstudien aufgefasst waren und Ähnlichkeit mit dem Naturvorbild anstrebten, werden in diesem Gemälde physiognomische Details in eine abstrakte Formensprache eingeebnet.</span></p><p><span>Der dreieckig angelegte Bildaufbau erinnert an sakraler Vorbilder. Macke verzichtet auf schmückendes Beiwerk und konzentriert auf das selbstvergessene Tun der Frau. Bis in den beherrschenden Kontrast der Farben Rot und Blau orientiert er sich an traditionelle Mariendarstellungen und macht das Porträt zu einem modernen Andachtsbild.</span></p>
<p><span>Anfang 1910 bezogen die Mackes Zimmer im dargestellten Bauernhaus des Schreiners Staudacher am Tegernsee. Zwischen Bäumen im Vordergrund führt ein Weg zum Haus, das hinter den rahmenden Baumkronen in der sommerlichen Mittagssonne hell leuchtet. Die Komposition ist auf die Verständigung der Formen und Farben angelegt. Wie selbstverständlich verbinden sich die Schatten der Bäume und Äste zu einem Fläche und Raum überspannenden Muster.</span></p><p><span>Mit der radikalen Vereinfachung seiner Formensprache, die das Verhältnis von Kontur, Fläche und Farbe auf Kosten einer illusionistischen Licht- und Raumwirkung zu verstärken sucht, hat Macke in Tegernsee den Anschluss an die internationale Kunst gefunden. Der Einfluss des französischen Malers Henri Matisse ist deutlich spürbar.</span></p>
<p><span>Der romantischen Vorstellung von einer durchgeistigten Natur gab August Macke eine ganz neue Wendung: In seinen Tierdarstellungen wollte er eigenen Angaben zufolge „ein unirdisches Sein“ zeigen, „das hinter allem wohnt.“ In die Seele des Tieres wollte er sich versenken, „um dessen Bilderkreis zu erraten.“ Zwar ist im Aquarell das Reh inmitten der Berglandschaft als Bildgegenstand noch deutlich erkennbar, doch kompositorisch auf einen geometrischen Nenner gebracht und lässt den Einfluss kubistischer Malerei erkennen.</span></p><p><span>Büsche und Bäume werden durch eine Abfolge grüner Dreiecke wiedergegeben. Das Reh und die Berge dagegen sind in harmonischen Kurven beschrieben. Alles greift ineinander und wird so zusammengefügt, dass jede Vorstellung von Schwerkraft, Dreidimensionalität und Perspektive schwindet.</span></p>
<p><span>Das Bild war ursprünglich Teil einer größeren Komposition – der Künstler zerschnitt sie horizontal und machte zwei Bilder daraus. Eines davon befindet sich im Kunstmuseum. Wie auf Notenlinien aufgereiht stellte Paul Klee den „Garten in der Ebene“ dar. Auf elf horizontal angeordneten Streifen zeigte er eine Landschaft, die von Gelb und Orange zu Blau übergeht. Bäume, Zäune, Blumen und Sträucher erscheinen als rhythmische Formkürzel. Die kultivierte Ordnung des Gartens gleicht einer Notenschrift.</span></p><p><span>Dass der musikalische Aspekt in Klees Werk so eindringlich zutage tritt, ist kein Zufall: Der Sohn eines Musiklehrers und einer Sängerin trat bereits mit elf Jahren als Geiger im Orchester seiner Heimatstadt Bern auf. Lange war er unentschlossen, ob er Musiker oder Maler werden wollte. Auch später, als „Bauhaus“-Lehrer in Weimar, spielte die Musik für ihn eine wesentliche Rolle: Häufig musizierte er mit Kollegen oder gab Konzerte mit seiner Frau Lilly, einer Pianistin.</span></p>