Für ihr Stück „Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“ wird Sivan Ben Yishai mit dem Mülheimer Dramatikpreis 2024 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Gezeigt wurde bei den 49. Mülheimer Theatertagen die Uraufführung des Schauspiel Hannover in der Regie von Marie Bues.
Das Stück sei ein „knapp, elegant und treffend“ geschriebener „großer Anklagetext“. Er spielt die Themen Klassismus und intersektionaler Feminismus am Beispiel der Institution Theater durch. Dabei beweise Ben Yishai ihren „genialen Riecher für böse Drehs“. Sie zeige, wie sich Begriffe oder Kategorien wie Feminismus und Leistung im Diskurs wenden lassen. Der Text sei „auf extrem vielen Ebenen aufregend, ungewöhnlich und aufbauend“.
Der Jury gehörten die Regisseurin und Schauspieldirektorin Anna Bergmann, die Geschäftsführende Dramaturgin und Schauspieldirektorin des Theater Basel, Anja Dirks, der Kulturjournalist Maximilian Sippenauer, die Schauspielerin Amanda Babaei Vieira sowie als Sprecher des Auswahlgremiums der Theaterkritiker Franz Wille an. Die Jury votierte soeben nach zweieinhalbstündiger öffentlicher Debatte mit drei Stimmen für Sivan Ben Yishai. Zwei Stimmen gingen an Ewe Benbenek für „Juices“.
„Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“ stellt den Klassiker „Nora“ von Henrik Ibsen auf den Kopf. Die Nebenfiguren begehren auf, fordern mehr Text und mehr Geld: Dienstmädchen, Paketbote und Co. – sie wollen endlich ihr Stück vom Kuchen in der gut laufenden Unterhaltungsmaschinerie.
Die Dramatikerin, Regisseurin und Performerin Sivan Ben Yishai, geboren 1978, gewinnt damit nach 2022 zum zweiten Mal den Mülheimer Dramatikpreis, zudem wurde sie bereits u. a. mit dem Berliner Theaterpreis geehrt. Aus dem Englischen übersetzt wurde ihr Stück von Gerhild Steinbuch. Sivan Ben Yishai lebt seit 2012 in Berlin. Alle ihre Stücke wurden in deutscher Sprache uraufgeführt.
Der Publikumspreis 2024 geht an Roland Schimmelpfennig für „Laios“, uraufgeführt vom Deutschen SchauSpielHaus Hamburg in der Regie von Karin Beier.
Zum dritten Mal wurde dieses Jahr auch der Gordana-Kosanović-SchauspielerInnenpreis des Fördervereins des Theater an der Ruhr im Rahmen der Mülheimer Theatertage vergeben. Er geht an Dimitrij Schaad für seine Leistung in der Uraufführung von Falk Richters „The Silence“.
Damit enden die 49. Mülheimer Theatertage. Sivan Ben Yishai, Roland Schimmelpfennig, Dimitrij Schaad und Armela Madreiter, die den Mülheimer KinderStückePreis 2024 gewann, werden bei der Eröffnung der 50. Mülheimer Theatertage am 10. Mai 2025 geehrt.
Veranstaltet werden die Mülheimer Theatertage vom Theater- und Konzertbüro der Stadt Mülheim an der Ruhr und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Gefördert werden sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
- Weitere Informationen gibt es unter stuecke.de